Plattdeutsch-Nachwuchspreis für 11-jährige Ukrainerin
Von Blumen, Krähen und einem Zaubergarten handelt die Geschichte der Jugendpreis-Gewinnerin des plattdeutschen Schreibwettbewerbs "Vertell doch mal". Vor rund zwei Jahren kam sie aus der Ukraine.
Anastasiia Savenko kam vor rund zwei Jahren aus der Ukraine nach Norddeutschland. Mit ihrer Familie flüchtete sie vor dem Krieg und zog in die Nähe von Oldenburg. Erst dort lernte die 11-Jährige Hochdeutsch. Schnell begann sie sich auch für die plattdeutsche Sprache zu interessieren. Prompt gewann sie einen niederdeutschen Lesewettbewerb an ihrer Schule. Motiviert durch das Erfolgserlebnis reichte sie dann bei "Vertell doch mal", dem plattdeutschen Schreibwettbewerb vom NDR, Radio Bremen und dem Ohnsorg-Theater, ein von ihr geschriebenes Märchen auf Plattdeutsch ein - und überzeugte damit die Jury auf ganzer Linie.
Von Blumen, Krähen und einem Zaubergarten
"Ünner de Sünn", also "Unter der Sonne", war das Oberthema des Schreibwettbewerbs "Vertell doch mal" in diesem Jahr. Die junge Autorin nannte ihren Text fast genau so wie das Oberthema, nur eben auf Oldenburger Platt: "Unner de Sünn". Beim Inhalt der Geschichte überzeugte sie dann mit großer Kreativität und Phantasie. Die Protagonistin in Anastasiias Geschichte heißt Diana. Für ihre kranke Oma begibt sich das junge Mädchen auf die Suche nach heilenden Blumen aus einem Zaubergarten. Dafür muss sie an einer Krähe vorbei, deren Empfehlungen sie zuerst nicht so recht zu deuten weiß: Will sie sie in die Irre führen? Oder will sie doch nur Gutes für Diana?
Mitmol is dor en groot Labyrinth ut Buschen, de sük bewegen, un ut Blomen. "Dör disse Labyrinth musst du een Padd finnen", seggt de Kreih. Textausschnitt “Unne de Sünn”
Inspiration für die Geschichte fand Anastasiia in der Natur und in ihrer fünfjährigen Schwester, die auch Diana heißt.
Eine Geschichte mit Botschaft
Marlen Poeschel ist die ehemalige Lehrerin von Anastasiia. Sie hat das Mädchen aus der Ukraine in der Grundschule an die plattdeutsche Sprache herangeführt. Mittlerweile ist Marlen Poeschel pensioniert. Trotzdem half sie Anastasiia beim Übersetzen ihrer Geschichte. Dabei ist sie stolz auf das Schreibtalent von Anastasiia: "Een Klooß in'n Hals, dat harr ik bi't eerst Mal lesen. Wiel ik ja de Achtergrund ok weet. Wat se beleevt hett. Se is Flüchtling. Se muss Allens achter sik laten. Un denn schrifft so'n Kind so'n Geschicht. Dat is al wat besünners!" Für Poeschel steckt in der Geschichte eine wichtige Botschaft: "Man mutt Moot hebben. Man mutt mitföhlen könen. Un man mutt ok Mood hebben, doch de een of anner Gefohr to överstahn."
Bei der großen "Vertell doch mal" Gala wird Anastasiia geehrt
Am 16. Juni 2024 findet im Ohnsorg-Theater in Hamburg eine große Gala statt, bei der alle Preisträgerinnen und Preisträger für ihre "Vertell doch mal" Geschichten geehrt werden. Auch Anastasiia, ihre kleine Schwester Diana und ihre Eltern sind zur Gala eingeladen. Dort wird nicht nur ihre Geschichte auf der Bühne gelesen, sondern die 11-Jährige erhält auch ein Preisgeld in Höhe von 400 Euro.
Anastasiia Savenko weiß übrigens als einzige Preisträgerin schon Bescheid: Alle anderen prämierten Geschichten zum Thema "Ünner de Sünn" werden erst bei der Gala verkündet. Moderiert wird die Preisverleihung von Ilka Brüggemann und Yared Dibaba. Wie in jedem Jahr wird es auch wieder einen Livestream für alle Zuschauenden zuhause geben.