"Laios": Eine fantastische Lina Beckmann in Hamburger Antiken-Serie
Lina Beckmann spielte bereits im ersten Teil der Antiken-Serie "Anthropolis" eine wichtige Rolle. Bei der Uraufführung von "Laios" stand sie ganz allein auf der großen Bühne des Schauspielhauses.
Es ist noch früh am Tag, vielleicht ist es kurz nach Sonnenaufgang. Vielleicht ist es aber auch schon Mittag. Oder es ist spät am Nachmittag. Ne, bald wird es dunkel. Wann und wie ist es passiert? Lange her. Oder auch nicht? Zitat Bühne
Lina Beckmann führt uns sachte in die Geschichte ein, die ebenso vergangen wie heutig ist. In schwarzen Pumphosen und einem schlichten weißen Hemd steht sie auf der fast leeren Bühne. Und von der ersten Minute, von den ersten Worten an folgen wir ihr. Mal atemlos, mal lachend, mal erschüttert. Sie erzählt vom Vater des Ödipus, Laios, der später von seinem eigenen Sohn umgebracht wird. Das geschieht, obwohl es dem Vater prophezeit wurde und dieser das Baby deshalb aussetzt. Die Schuld lässt ihn nicht los. Laios wurde ebenfalls als Kind verbannt, doch als junger Mann kehrt er nach Theben zurück und wird König.
So Leute, ich habe hier noch so einen alten roten Teppich, den rollen wir jetzt aus. Zitat Bühne
"Das ist große Kunst"
Würdevoll schreitet Laios über den krumpeligen roten Teppich und Lina Beckmann ist alle, beinahe gleichzeitig, scheint es: Laios, Erzählerin, Iokaste, der Chor - in Sekundenschnelle wechselt sie Haltung und Rolle. "Fantastisch, unglaublich, was Lina Beckmann macht", lobt eine Besucherin. "Eine große Schauspielerin, das ist große Kunst", ergänzt ein weiterer Besucher.
Es ist ein Geschenk, ja, ein Wunder zu erleben, wie sie scheinbar mit Leichtigkeit Höhen und Tiefen der Tragödie durchmisst, wie sie ihren Körper einsetzt, wie diese Schauspielerin allein durch einen Blick die Geschichte immer wieder bricht, fragt: "Ist das nicht Irrsinn, geht das überhaupt?" Am Ende der Vorstellung tost ohrenbetäubender Beifall, keine und keinen hält es auf dem Sitz: Alle stehen im Saal.
Roland Schimmelpfennig spielt gekonnt mit antikem Stoff
Dieser Abend kann so gelingen, weil er nicht nur von einer fantastischen Lina Beckmann getragen wird. Der Dramatiker Roland Schimmelpfennig hat mit "Laios" einen Text geschrieben, der - wie schon Teil eins der Serie, "Prolog/Dionysos" - gekonnt mit dem antiken Stoff spielt, ihn sich anverwandelt. In einer luftigen, poetischen Sprache siedelt Schimmelpfennig die Geschichte zwischen den Zeiten an. Er verbindet, wie es im Stück heißt: "das Morgen mit dem Heute und dem Gestern."
Gespür für Tempi bei Karin Beier
Viel ist von Zukunft die Rede. Das Zeitalter der Vernunft wird propagiert und von den Bürgern Thebens eine Gewaltenteilung gefordert. Laios und seine Frau Iokaste sausen mit dem Motorroller durch die Stadt, auch nach der düsteren Prophezeiung. Karin Beier inszeniert das alles mit leichter Hand und einem guten Gespür für Tempi. Sie gibt ihrer Schauspielerin Raum und gleichzeitig einen klaren Rahmen.
Teile stehen für sich
Wer Teil eins der Serie nicht gesehen hat, kann Teil zwei trotzdem mühelos folgen. Beier findet hier - allein schon durch die Solo-Besetzung - eine ganz andere Form. Für die meisten im Publikum war klar, dass sie auch noch die anderen Teile der Antiken-Serie sehen wollen.
"Laios": Eine fantastische Lina Beckmann in Hamburger Antiken-Serie
Im zweiten Teil der Antiken-Serie spielt Beckmann alle Rollen allein auf der Bühne und erntet ohrenbetäubenden Beifall.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
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Deutsches Schauspielhaus
Kirchenallee 39
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