"Cap Arcona": Theaterstück über Erinnerungskultur von Schorsch Kamerun
In einer neuen Inszenierung am Theater Lübeck taucht Regisseur Schorsch Kamerun tief in die Geschichte des Luxusdampfers "Cap Arcona" ein. Er setzt für das Stück auf Musik.
Wenn Schorsch Kamerun von der "Cap Arcona" erzählt, dann ist es, als wäre die Schiffskatastrophe gerade erst passiert - und nicht am 3. Mai 1945: "Ich komme aus der Lübecker Bucht, aus Timmendorfer Strand. Meine Mutter hat da noch ein Erlebnis: Das Wrack sank nicht ganz, weil es zu flach war, und es schwammen immer noch Leichen an den Strand. Im Winter konnte man da hingehen. Die Bevölkerung hat das geplündert. Dann gab es, als der Fremdenverkehr wieder einsetzte, kleine Erlebnisfahrten. Das ist der eine Teil der Geschichte. Der andere ist, dass man davon heute quasi nichts mitbekommt."
"Cap Arcona": Theaterabend mit Überraschungsfaktor
Die Erwartungshaltung der Besucher bei der Kostprobe für das, wie Kamerun es nennt, "musiktheatralische Spektakel" war sehr unterschiedlich: "Ich bin gerade zugezogen zur Lübecker Bucht, wohne direkt bei dem 'Cap Arcona'-Denkmal und bin total interessiert, wie das umgesetzt wird", erzählt eine Zuschauerin. "Ich habe überhaupt keine Vorstellung, was das Stück eigentlich beinhaltet und was auf mich zukommen wird", sagt eine andere Zuschauerin.
Kamerun singt und spielt mit auf der Bühne. Er erzählt mit einem persönlichen Bezug zur Geschichte der "Cap Arcona", die er während seiner Jugendzeit in Timmendorfer Strand hatte. Er findet, das Thema rund um die Geschehnisse des Schiffes bekommt bis heute zu wenig Aufmerksamkeit. "Du bekommst als Planschender davon im Sommer eigentlich nichts mit. Das ist Teil von unserem Thema, dass man Geschichte erzählen und erinnern will. Ich habe ein kleines persönliches Erlebnis, weil ich das mal in einer Theater-AG machen wollte, als ich Schüler war, und ein Erwachsener nur sagte: Welche 'Cap Arcona'?"
Abstraktes Theater mit Musik von PC Nackt
Der mehrfach für den Grammy nominierte Komponist PC Nackt, ein Freund Kameruns, hat die Szenen in Musik umgesetzt. Doch Rock-Punk-Musik für ein so ernstes Thema in einer modernen Theater-Szenerie - das kommt nicht bei allen im Kostproben-Publikum gut an: "Zum Thema 'Cap Arcona' fand ich es nicht richtig. Das ist einfach zu traurig, zu gruselig, als dass man da eine Art Musical draus macht", findet ein Zuschauer. "Ich fand es genial", sagt dagegen eine Zuschauerin. "Beeindruckt hat mich, dass er seine Lebensgeschichte auf eine kreative Art und Weise verarbeitet hat", meint ein weiterer Gast.
Für alle, die Lust auf ein spielerisches und abstraktes Theaterstück mit einem aktuellen gesellschaftlichen Thema haben, ist die Inszenierung "Cap Arcona" von Schorsch Kamerun eine gute Empfehlung für den nächsten Theaterbesuch in Lübeck.
"Cap Arcona": Theaterstück über Erinnerungskultur von Schorsch Kamerun
In einer neuen Inszenierung am Theater Lübeck taucht der Regisseur tief in die Geschichte der Schiffskatastrophe ein. Er setzt für sein Stück auf Musik.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Theater Lübeck
Beckergrube 16
23552 Lübeck - Preis:
- ab 15 Euro
- Hinweis:
- Mit: Luisa Böse, Jan Byl, Sonja Cariaso, Schorsch Kamerun, PC Nackt, Will Workman
Inszenierung: Schorsch Kamerun
Bühne & Kostüme: Katja Eichbaum
Musik: Schorsch Kamerun, PC Nackt
Licht: Falk Hampel
Ton: Niclas Breslein
Dramaturgie: Oliver Held
Band: Urs Benterbusch, Jonathan Göring, Edgar Herzog, Peter Imig
Schlagwörter zu diesem Artikel
Theater
