Thalia Theater: Joachim Lux stellt seine letzte Spielzeit vor

Stand: 17.04.2024 14:26 Uhr

Im Sommer kommenden Jahres endet am Hamburger Thalia Theater eine Ära. Nach 16 Jahren geht Intendant Joachim Lux in den Ruhestand. Am Mittwoch hat er die Pläne für seine letzte Spielzeit vorgestellt.

von Katja Weise

Von Wehmut ist bei Joachim Lux noch keine Spur: "Ich kann natürlich nicht ausschließen, und vielleicht hoffe ich es sogar, dass sie dann irgendwann noch kommt, aber ein Jahr Wehmut wäre mir auch ein bisschen zu anstrengend und zu selbstmitleidig." Und doch ist alles ein bisschen anders bei dieser letzten Spielzeit-Pressekonferenz. Erst schaut Joachim Lux im Malsaal vorbei. Hier entstehen bereits die ersten Bühnenbilder für die nächste Saison. Einen Baum und fast hüfthohes Kunstgras benötigt Kirill Serebrennikov für seine Inszenierung "Legenden". Seit er im Exil lebt, arbeitet der russische Regisseur regelmäßig am Thalia Theater

Joachim Lux steht im Malsaal des Thalia Theaters und gibt ein Interview. © NDR Foto: Katja Weise
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Malsaal-Leiter: "Es wird viel und es wird besonders"

Ein kahler schwarzer Baumstamm mit einem großen Ast, Teil eines Bühnenbildes, steht im Malsaal des Thalia Theaters. © NDR Foto: Katja Weise
Im Malsaal entstehen schon die Bühnenbilder für die nächste Saison - wie hier für das Stück "Legenden" von Kirill Serebrennikov.

Malsaal-Leiter Marten Voigt und seine Kollegen haben gut zu tun: "Wir haben das Gefühl: Es wird viel und es wird besonders", erzählt Voigt. "Ansonsten sieht man nur die Aufgabe. Es ist nicht so, dass ich denke: Oh wie schade. Sondern das ist jetzt einfach die nächste Saison. Und die ist besonders, weil sich unser Intendant etwas Besonderes einfallen lassen möchte." 

Danach möchte der Intendant noch kurz auf die Bühne, die für ihn, man sieht es, nicht nur ein Arbeitsplatz ist: "Die Bühne ist immer ein Ort des Zaubers und der Magie, ein Ort der Kunst und ein Ort, den man von einer Stadtgesellschaft ja nur geliehen bekommt, um verantwortlich damit umzugehen", so Lux. 

"Der Apfelgarten": Finstere Komödie - Text von Dörte Hansen 

Lux setzt hier in seiner letzten Spielzeit vor allem auf Kontinuität. Das zeichnete sich schon in den letzten Monaten ab: Viele Künstlerinnen und Künstler, die mit dem Intendanten in den vergangenen 16 Jahren zusammengearbeitet haben, sind wieder dabei, wie Jette Steckel und Christopher Rüping. Oder sie kommen zurück, wie Nicolas Stemann und Antú Romero Nunes. Beide bringen neue Inszenierungen auf die Bühne: Stemann die "Orestie", in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen, Nunes die Uraufführung "Der Apfelgarten", frei nach Tschechows "Kirschgarten". Den Text wird die Bestsellerautorin Dörte Hansen schreiben; eine "kattendüstere", stockfinstere Komödie soll es werden.

"Was sie genau machen, weiß ich nicht, aber die setzen sich auf jeden Fall zusammen und überschreiben den Text", erklärt Lux. "Die Geschichte und die Figuren bleiben, aber durch die Verlagerung ins Alte Land, also aus Kirschen werden Äpfel, passiert was mit dem Stoff, was ihn aus dieser Klassiker-Heiligkeit wahrscheinlich herausholt."

"Blue Skies": Bühnenversion von T.C. Boyles Umweltroman

Seit der Uraufführung von "Mittagsstunde", dem zweiten Roman von Dörte Hansen nach "Altes Land", ist die Autorin dem Theater eng verbunden. Über die Hälfte der 13 geplanten Premieren sind Uraufführungen, zum Saisonstart etwa "Blue Skies" nach dem 2023 erschienenen Umweltroman von T.C. Boyle. Aber es gibt auch ein Wiedersehen mit wichtigen Arbeiten aus der Ära Lux: So wird der legendäre "Faust-Marathon" von Nicolas Stemann ab Februar noch einmal zu erleben sein, "Die Tragödie von Romeo und Julia" oder "Moby Dick". Insgesamt stehen in der Spielzeit 60 verschiedene Inszenierungen auf dem Programm. 

Joachim Lux steht an einem Rednerpult im  Mittelrangfoyer des Thalia Theaters und spricht. © NDR Foto: Katja Weise
"Den Kreis noch einmal schließen": Joachim Lux bei seiner letzten Spielzeit-Pressekonferenz im Thalia Theater.

"Einerseits haben wir immer wieder neue Menschen dazu geholt, sowohl im Ensemble wie auch bei den Regisseuren, und auf der anderen Seite geht es tatsächlich darum, abzurunden und mit den Menschen, die das gerne wollen, den Kreis noch einmal zu schließen", sagt der Intendant. "Das sind Dinge, die mir sehr gefallen, weil sie auch meiner Vorstellung von einer Art von künstlerischer und menschlicher Treue entsprechen." 

Joachim Lux: Lieber keine Ratschläge für Nachfolgerin

Konkrete Pläne für die Zeit danach hat Joachim Lux noch nicht. Und auch keine Empfehlungen für seine Nachfolgerin Sonja Anders: "Mein Vater hat immer zu mir gesagt: 'Ich an deiner Stelle würde…' Und dann habe ich ihn unterbrochen und gesagt: Ich bin aber nicht an deiner Stelle. Also, Ratschläge finde ich schwierig, aber wir tauschen uns natürlich aus." 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 17.04.2024 | 19:00 Uhr

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