T. C. Boyle: "Überleben unserer Spezies ist das Wichtigste"
Im 19. Roman von T. C. Boyle "Blue Skies" erlebt eine Familie die Folgen des Klimawandels. Als Abschluss seiner Deutschlandtournee gastierte der US-Autor am Montag im Audimax der Universität Hamburg.
Seit über 40 Jahren ist T. C. Boyle verlässlich in den Bestsellerlisten dabei. Dass er ein literarischer Superstar ist, sieht man auch daran, dass das Audimax mit seinen 1.000 Plätzen restlos ausverkauft ist. Einige sitzen trotz großer Hitze sogar auf den Treppen. Hierzulande ist er besonders beliebt. Seine Erklärung: Die Deutschen hätten einen hervorragenden Geschmack.
"Blue Skies": Roman über die Folgen des Klimawandels
Es ist der letzte Abend seiner Deutschland-Tour zum neuen Roman "Blue Skies". Darin geht es um eine Familie, in der jedes einzelne Mitglied mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hat. Die einen leben in Florida, das ständig überflutet wird, die anderen in Kalifornien, wo Dürre und Waldbrände Alltag sind.
Den Teil in Kalifornien hat er selber erlebt, erzählt er vor der Lesung: "In Montecito, wo ich lebe, gab es ein großes Feuer. Wir wurden sogar evakuiert. Es war entsetzlich - überall dieser Rauch. Wir hatten Glück. Unser Haus ist nicht abgebrannt. Diese Dinge passieren nicht nur im Roman, sie sind real. Drei Wochen später gab es einen Sturm, der 23 meiner Nachbarn tötete."
T. C. Boyle: Verständnis für die Letzte Generation
T.C. Boyle ist groß und schlank. Er wirkt sehr lässig. Er trägt eine Surfer-Halskette, an der die Sonnenbrille hängt, einen Ring am Ohr, Turnschuhe, T-Shirt und ein Jacket. Schon im Jahr 2000 habe er mit "Ein Freund der Erde" einen Roman geschrieben, der den Klimawandel beschrieb. Nur, dass das damals noch Science Fiction gewesen sei.
Er habe Verständnis für Gruppen wie die Letzte Generation: "Ich vergleiche das mit den Mönchen, die sich während des Vietnam-Krieges angezündet haben. Wenigstens sorgt das für Aufmerksamkeit für das Problem. Wir könnten den ganzen Abend debattieren, ob es negative oder positive Aufmerksamkeit ist."
Bei allem Ernst: T. C. Boyle wirkt nicht wie jemand, der sich von den derzeitigen Krisen auf dem Planeten lähmen lässt. Er will aber auch keine Illusionen machen. Lösungen habe er keine: "Ich bin kein Aktivist. Ich will mich kreativ ausdrücken, mich austauschen, eine Diskussion anregen und unterhalten. Obwohl das Thema das wichtigste von allen ist: das Überleben unserer Spezies."
Klassische Musik und Jazz zum Schreiben
"Blue Skies" ist bereits T. C. Boyles 19. Roman. Er sei immer wieder neugierig, wohin die Geschichten ihn führen würden, erzählt er an diesem Abend. Beim Schreiben habe er Musik an: "Ich habe große Sammlungen mit klassischem Jazz und meiner großen Liebe Rock'n'Roll. Rock'n'Roll funktioniert nicht, wenn man Romane schriebt. Damit kann man höchstens E-Mails schreiben. Ich möchte beim Schreiben nicht zu sehr abgelenkt werden. Ich mag aber, einen Rhythmus zu hören, vor allem klassische Musik oder eben Jazz."
Nach der Lesung steht der US-Autor noch lange am Büchertisch und signiert Bücher. Er nimmt sich auch Zeit für einen kurzen Plausch mit den Fans - ein ziemlich lockerer literarischer Superstar.
Blue Skies
- Seitenzahl:
- 400 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
- Verlag:
- Hanser Literaturverlage
- Veröffentlichungsdatum:
- 15. Mai 2023
- Bestellnummer:
- 978-3-446-27689-5
- Preis:
- 28 €