Theaterprojekt verbindet Menschen mit und ohne Betreuungsbedarf
Dicht unterhalb der dänischen Grenze wird bei einer Theatergruppe Inklusion gelebt. Derzeit laufen die Proben für ein neues Stück. Am kommenden Wochenende wird Premiere sein. Ein Ortsbesuch.
Die Turnhalle der Dänischen Schule in Leck wird fit fürs Theaterspielen gemacht. Da werden Kulissen geschoben und das Handy mit der Anlage verbunden, denn Musik gibt es auch gleich. Ein Teil ist besonders wichtig, erklärt Sandra von Eitzen. Sie ist Gruppenleiterin einer Einrichtung der Stiftung Uhlebüll in Leck: "Das ist ein Requisit für unser Theaterstück: eine Schatzkiste! Wie es der Name des Theaterstücks schon sagt: 'Mein Schatz! Dein Schatz? Unser aller Schatz?!'"
Für die etwa 30 Schauspieler müsse die Theaterarbeit immer auch zur Arbeitszeit in den Werkstätten passen. "Mitte der Woche fängt es an: Freitag ist wieder Theater", erzählt Henriette Felix-Schumacher. Sie leitet das inklusive Theaterprojekt Lebenswelten. "Da ist das Aufregungslevel schon ganz oben. Sie freuen sich immer wie Schneekönige. Deshalb wird es jetzt auch mal Zeit, dass wir aufführen."
Theaterprojekt Lebenswelten: Menschen miteinander verbinden
Alle Beteiligten kommen aus ganz Südtondern, einem Amtsbezirk im Kreis Nordfriesland an der dänischen Grenze. Wobei die Initiative von den Sylter Werkstätten gekommen sei, erklärt die Leiterin: "Es ging bei den Menschen mit Betreuungsbedarf, die aus unterschiedlichsten Einrichtungen kommen, darum, dass sie sich hier auch kennenlernen. Und es können eben auch Menschen ohne Betreuungsbedarf dazukommen."
Die Theaterwissenschaftlerin leitet mit Lebenswelten ein absolut offenes Projekt, wie sie sagt: "Der rote Faden ist einfach die Freude von Menschen am Theaterspiel, die Menschen miteinander verbindet - mit und ohne Betreuungsbedarf." Alle hätten vorher Ideen gesammelt, auch inhaltliche. Sie würde damit kleine Szenen durchspielen und letztlich das Stück bauen.
Diverses Theaterensemble: "Ein wundervolles Miteinander"
Dann geht es los. Auftritt der "Kobolde". Die kommen weiß gekleidet und sind um die 40 Jahre und älter, wie Irene Lampe. Die in Lübeck Geborene ist 80 und spielt die Rolle der Schlossbesitzerin. Sie lebt seit ewigen Zeiten in Leck. Theaterspielen war schon immer ihr Traum, "weil ich das einmal in der Schule gemacht habe. Das hat mir so einen Spaß gebracht. Dann habe ich in der Zeitung gelesen, dass es angeboten wird. Zuerst habe mich nicht getraut: Du bist zu alt und kannst das nicht. Beim nächsten Mal hat mir eine Freundin gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann!? Dann habe ich mich getraut."
Auch Lampe musste sich alles erst erarbeiten: "Das war für mich anfangs eine Schwierigkeit. Ich habe lieber immer einen Bogen gemacht, weil ich nicht wusste, wie mit den Menschen umzugehen ist." Danach tanzt eine junge Frau mit Down-Syndrom über die Bühne, die noch schlichtes Turnhallen-Parkett ist. Das alles klappt noch nicht ganz so. Aber Regisseurin Felix-Schumacher bleibt ruhig. "Weil in dieser Gruppe ein wundervolles Miteinander da ist - was sonst im Alltag nicht unbedingt vorhanden ist."