Sarah Jäger für Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert
Am 21. Oktober wird der diesjährige Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Nominiert ist auch die junge Autorin Sarah Jäger für ihren zweiten Jugendroman "Die Nacht so groß wie wir".
Sarah Jäger hat in ihren Geschichten eine Affinität zu ungewöhnlichen Orten. War es in ihrem Debütroman "Nach vorn, nach Süden" der Hinterhof eines Discounters, ist es in ihrem aktuellen Buch "Schnabeltier Deluxe" eine Tankstelle im Nirgendwo. Die Orte, sagt Sarah Jäger, seien natürlich wichtig, aber zuerst habe sie die Figuren im Kopf. Für "Nach vorn, nach Süden" hat sie auf eine Protagonistin aus ihrem bisher unveröffentlichten Erstlingswerk zurückgegriffen: "Das war eine Figur, die tauchte auf ungefähr zwei Seiten auf und wurde von allen nur Entenarsch genannt. Ich habe mir gedacht: Diese Figur setze ich ins Zentrum meines neuen Projekts und sie wird der Mittelpunkt meiner neuen Geschichte sein."
Sarah Jägers Sprache: lustig, poetisch, ganz speziell
Sarah Jägers Debüt "Nach vorn, nach Süden" aus dem Jahr 2020 ist eine hinreißende Coming-of-Age-Geschichte über den Zauber und Schrecken von Jugend. Den direkten Weg zum Herzen aber nimmt dieses Buch, wie alle Bücher von Sarah Jäger, vor allem wegen der Sprache. Die ist lustig, poetisch, einfach ganz speziell. Da habe sie sich, sagt Sarah Jäger, von Wolfgang Herrndorf, dem Autor von "Tschick" beeinflussen lassen: "Der hat, glaube ich, bei 'Arbeit und Struktur' an irgendeiner Stelle geschrieben, dass es nichts bringt, irgendeinen Slang imitieren zu wollen, weil das im nächsten Jahr schon lächerlich wirkt. (...) Und das versuche ich bei meinen Büchern auch. Ich kreiere das über Rhythmus und Tempo so, dass es einer Jugendsprache nahekommt. Und dann arbeite ich mit gewissen Worten, die Jugendsprache sein könnten aber nicht sind."
In ihrem zweiten Jugendroman "Die Nacht so groß wie wir" erzählt Sarah Jäger von einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Abiballnacht. Das Buch ist für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und es gibt viele typische Sarah-Jäger-Sätze:
"Heute Nacht", sagt Pavlow. Wir schauen ihn an, und eigentlich müssten Fragezeichen über unseren Köpfen blinken, über den Köpfen von Bo, Maja, Tolga und mir, über unseren Köpfen müsste es irgendwie aussehen wie Las Vegas bei Nacht. Vielleicht nicht über dem Kopf von Tolga, der hat ja gar nicht so richtig zugehört, vermute ich, denn er ist völlig vertieft in den Anblick einer Fliege, die immer wieder gegen die Fensterscheibe klatscht. Leseprobe aus "Die Nacht so groß wie wir"
Sarah Jägers Bücher handeln vom Erwachsenwerden
Sarah Jäger stammt aus Paderborn und lebt seit 20 Jahren im Ruhrgebiet. Dort war sie lange Theaterpädagogin und hat gleichzeitig ihren Roman "Nach vorn, nach Süden" geschrieben. Mit dem ersten Kapitel besuchte sie dann ein Seminar des Rowohlt Verlages. Dort war man begeistert und dann ging alles ganz schnell mit ihrem Debüt.
Mittlerweile arbeitet Sarah Jäger halbtags in einem Buchladen, damit ausreichend Zeit zum Schreiben bleibt. Am liebsten, erzählt sie, schreibe sie gleich morgens, sie sei kein produktiver Nachtmensch. Dass ihre Romane als Jugendbücher etikettiert würden, sei für sie nicht wesentlich. Und tatsächlich sind Sarah Jägers Bücher für alle, die sich für diese spannende Phase des Erwachsenwerdens interessieren: "Ich glaube, dass in dieser Phase Fragen mit einer sehr großen Dringlichkeit gestellt werden, die uns sowieso unser Leben lang begleiten: Wie wir familiär und gesellschaftlich geprägt sind, zu welchen Menschen uns das macht, in welchen Beziehungen wir leben wollen, wie wir die Zukunft gestalten. Deswegen betrachte ich sehr gern aus verschiedenen Blickwinkeln diese Umbruchphasen (...) und in der Hinsicht sind wahrscheinlich meine Bücher auch Grenzgänger."
Dass sie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist, macht Sarah Jäger vor allem dankbar. Die Jugendliteratur bekommt noch immer zu wenig Anerkennung, sagt sie, und Preise sorgen für viel positive Aufmerksamkeit.