Hörspiel

Jenseits von Eden (6/8)

Montag, 30. Dezember 2024, 18:00 bis 20:00 Uhr

Illustration zum Hörspiel "Jenseits von Eden". © Rumi Benecke
Caleb und Aron wachsen auf dem Nährboden der Erbsünde heran. Ihr Schicksal kontrastiert Steinbeck mit dem der Hamiltons.
Jenseits von Eden. Teil 6

"Lieber Bruder Charles, Du wirst erstaunt sein, nach so langer Zeit von mir zu hören. Ich hatte öfter vorgehabt, Dir zu schreiben, aber Du weißt ja, wie man so etwas immer wieder verschiebt." – Nach all den Verwerfungen sehnt sich Adam nach seinem Halbbruder und lädt ihn nach Kalifornien ein. Dort hält nun der technologische Fortschritt Einzug: Der Kaufmann Will Hamilton bringt Adam Trask sein erstes motorisiertes Gefährt, Henry Fords Model T, dessen komplexe Bedienung einiges an Gedächtnisleistung abverlangt. Nach der Einführung erhält Adam einen Brief aus Connecticut: Sein Bruder ist nach langem Leiden verstorben. Für das Studium der Fußnoten warten Adam und Lee bis die Zwillinge im Bett sind. Charles’ Nachlassverwalter teilen amtlich mit, dass Adam und Kate das Vermögen seines Bruders zu gleichen Teilen erben. Caleb lauscht an der Tür und erfährt in jener Nacht, dass seine Mutter noch lebt! Jenes Testament scheint aus Kates Sicht ein Täuschungsmanöver Adams zu sein. "Du weißt Bescheid über das Böse im Menschen, aber du weißt nichts, absolut nichts von allem andern. Du siehst nur die eine Seite und bist überzeugt, dass das alles ist," entgegnet Adam, der nur dem letzten Willen seines Bruders entsprechen will. Wütend bleibt Kate in ihrem Zimmer zurück, was aufgrund ihrer Paranoia bald der letzte Zufluchtsort der einsamen Frau werden soll. John Steinbeck stellt diesem letzten Aufeinandertreffen von Adam und Kate eine berühmte Passage voran, die sich, wie er meint, auf alle Geschichten anwenden lässt:

"Wir haben nur eine einzige Geschichte. Alle Romane, alle Gedichte sind begründet auf den nie endenden Wettstreit in uns selbst, den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Und das Böse, soviel weiß ich, muss sich immer wieder neu erzeugen, während das Gute unsterblich ist. Das Laster trägt immer ein neues, frisches, junges Gesicht, während die Tugend ehrwürdiger ist denn alles auf der Welt." Erzähler in JENSEITS VON EDEN

Die große Serie ist ab dem 20. Dezember in 16 Folgen in der ARD Audiothek verfügbar.

Adam will seinen Kindern eine gehobene Schulausbildung in der Stadt ermöglichen und kauft das Haus von Dessie Hamilton in Salinas. Entgegen dem Willen ihres Bruders, lässt Dessie ihren Modesalon zurück und zieht zu ihrem Bruder Tom zurück auf die Hamilton-Ranch, in der Hoffnung ihre wachsende Depression zu heilen. Tom ist ganz der Vater, treuherzig und ohne einen Sinn für Wettstreit. Der Erzähler, die Stimme John Steinbecks, erinnert sich gut an Ausflüge mit ihm: "Tom nahm mich manchmal zum Angeln mit. Wir brachen dann vor Morgengrauen mit dem kleinen Wagen auf. Man spürte seine Kraft und seine unbestechliche Lauterkeit." Trotzdem ist dies der Beginn eines tragischen, letzten Kapitels für die Familie Hamilton. Zunächst flüchten sich die Geschwister in Traumschlösser, doch Dessie erzählt Tom nichts vom mysteriösen Schmerz in ihrem Bauchraum. Im Delirium hört sie die Stimmen ihrer Eltern und Geschwister, bis es eines Tages so arg wird, dass sie sich vor Schmerz verdreht. Ihr Bruder gibt Dessie Bittersalz, unwissend, dass dies das letzte ist, was man bei einer akuten Blinddarmentzündung verabreichen darf. Ihr tragischer Tod bleibt nicht der letzte. Nach dem Umzug der Trasks besuchen die Zwillinge mittlerweile die siebte Klasse in Salinas. Caleb, der dunkle, gerissene, jongliert mit den Emotionen seiner Mitmenschen. Eifersüchtig blickt er auf die junge Liebe seines Bruders, dem naiven Aron, zu Abra Bacon. Bis heute hat Cal seinem Bruder nicht erzählt, dass seine Mutter nicht "in der Ferne" begraben ist. Doch Gerüchte kursieren und Abra verplappert sich. Aron verehrt seinen Vater, niemals könnte Adam ihn belügen! So stößt er seinen Gedanken zurück ins Totenreich: "Mutter ist tot!"

Jenseits von Eden – East of Eden

Hörspielserie nach dem Roman von John Steinbeck

Übersetzung aus dem Amerikanischen
Harry Kahn
Stimmen
Ulrich Noethen (Erzähler), Thomas Loibl (Adam Trask), Sebastian Blomberg (Charles Trask), Peter Kaempfe (Cyrus Trask), Marina Galic (Alice Trask), Vincent Redetzki (Adam, jung), Jonas Nay (Charles, jung), Nils Kahnwald (Caleb Trask), Daniel Rothaug (Aron Trask), Jona Glücklich (Aron, Kind), Felix Lengenfelder (Caleb, Kind), Maja Schöne (Cathy Ames alias Kate), Tilo Werner (Mr. Ames), Gabriela Maria Schmeide (Mrs. Ames), Maria Magdalena Wardzinska (Cathy, jung), Matthias Bundschuh (Lee), Felix von Manteuffel (Samuel Hamilton), Hedi Kriegeskotte (Liza Hamilton), Thomas Niehaus (Tom), Samuel Weiss (Will), Jonas Minthe (George), Marie Löcker (Dessie), Birte Kretschmer (Olive Steinbeck, geborene Hamilton), Ulrich Noethen (Ernest Steinbeck), Rosa Thormeyer (Abra), Siemen Rühaak (Mr. Bacon), Astrid Meyerfeldt (Mrs. Bacon), Lucca Liekefett (Abra, Kind), Christian Redl (Mr. Edwards), Bettina Stucky (Faye), Oskar Ketelhut (Postbeamter und Korporal Kemp), Rafael Stachowiak (Mr. Grew), Jürgen Uter (Sheriff in Massachusetts, Sergeant Dane), Uli Pleßmann (Doktor in Connecticut), Bernd Grawert (Sheriff in Connecticut), Wilfried Dziallas (Doktor Tilson), Julian Greis (Louis Lippo), Konstantin Graudus (Horace Quinn), Wolf-Dietrich Sprenger (Sheriff in Salinas), Katja Brügger (Ethel), Lisa Hagmeister (Grace), Markus John (Wirt), Fjodor Olev (Joe), Brigitte Janner (Krankenschwester)
Besetzungsbüro
Marc Zippel und Dagmar Titz
Komposition
Stephanie Nilles
Musik
Klavier, Orgel, Perkussion, Melodica, Geige und Gesang: Stephanie Nilles
Klarinette, Kornett, Alt- und Tenorsaxofon, Tuba, Kontrabass, Gitarre, Penny Whistle und Gesang: Thomas Deakin
Bratsche: Allan Nilles
Technische Realisation
Christian Alpen und Sebastian Ohm
Regieassistenz
Felix Lehmann und Lisa Krumme
Hörspielbearbeitung und Regie
Christiane Ohaus
Dramaturgie und Redaktion
Michael Becker
Foto
Andreas Rehmann
Artwork
Rumi Benecke
Produktion
Norddeutscher Rundfunk 2021

 

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