Positives Echo auf Literaturnobelpreis 2024 für Han Kang
Der Literaturnobelpreis geht 2024 an die 1970 geborene Schriftstellerin Han Kang. Die Wahl kam zwar für viele überraschend (die Bestsellerautorin ist erst 53 Jahre alt), findet aber ein positives Echo.
Han Kang werde für ihre "intensive poetische Prosa" ausgezeichnet, die sich mit historischen Traumata auseinandersetze und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens aufzeige, hieß es zur Begründung des Nobelpreiskomittees. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Roman "Die Vegetarierin" aus 2007, der die gewalttätigen Folgen schildert, die sich für die Protagonistin aufgrund ihrer Weigerung, sich den Normen der Ernährung zu unterwerfen, ergeben, hieß es. Das Buch erschien 2016 auf Deutsch beim Aufbau-Verlag, es wurde übersetzt von Ki-Hyang Lee. Es hatte 2016 den renommierten britischen Man-Booker-Preis erhalten. "So etwas Intensives und Aufwühlendes hat man lange nicht gelesen", meinte damals die NDR Literaturredakteurin Ulrike Sárkány. 2017 entstand aus der Erzählung ein NDR Hörspiel.
Medienecho: "Eine gute Wahl"
Die Süddeutsche Zeitung lobt die Wahl der Schwedischen Akademie für Han Kang: "In ihren Romanen blühen zarte neue Beziehungen. Und dafür hat sie den Literaturnobelpreis bekommen, schreibt die SZ.
"Es ist doch wieder nicht Salman Rushdie geworden" - stellt die Hannoversche Allgemeine fest - Nach der Konzentration auf Europa in den Vorjahren sei nun wieder ein hierzulande eher unbekannter Name gefallen. Aber, so die HAZ, es lohne sich, die Lektüre von Han Kang zu lesen bzw. nachzuholen, wenn man sie noch nicht gelesen hat.
Schmerz, Gewalt und Einsamkeit seien dominierende Themen der Autorin, die selbst sagt, ihr Werk sei tief in der koreanischen Geschichte verwurzelt. "Man darf es für eine Auszeichnung, die den Anspruch hat, allen Nationalliteraturen vergleichend gerecht zu werden, seltsam nennen, bislang derart wenige asiatische oder auch afrikanische Autoren bedacht zu haben", schreibt Andreas Platthaus in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Südkoreas Kultur auf Erfolgskurs
"Kulturell ist Südkorea, scheint's, kaum zu stoppen" so das Hamburger Abendblatt: K-Pop, der Oscar-prämierte Film "Parasite" - und jetzt eben eine südkoreanische Literaturpreisträgerin - das könne man auch jenseits geografischer Überlegungen nur gut finden. "Han Kang ist K-Pop, nur halt mit Buchstaben" - heißt es im Abendblatt weiter. Sie sei unbedingt eine gute Wahl.
Geboren in Seoul, 1999 Preis für besten koreanischen Roman
Han Kang ist die Tochter des Schriftstellers Han Seung-won (Han Sŭngwon) und wurde 1970 in Gwangju geboren und wuchs in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsei University in Seoul Koreanische Literatur. Zuerst wurde 1993 Lyrik von ihr in einem Magazin veröffentlicht. 1994 folgten erste Kurzgeschichten. Im Jahre 1999 gewann sie einen Preis für den besten koreanischen Roman, 2000 den "Preis für junge Künstler von heute" des Ministeriums für Kultur und Tourismus und schließlich 2005 den Yi-Sang-Literaturpreis.
Außerdem arbeitete sie als Journalistin für die Zeitschriften "Wasser der tiefen Quelle“, "Journal der Publikationen" und "Quelle". Ihr Werk "Die Vegetarierin" wurde 2010 verfilmt und der Kurzroman "Baby Buddha" diente als Grundlage für den Film "Scar". Derzeit lehrt Han Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts.
Erste Südkoreanerin, die den Literaturnobelpreis erhält
Han Kang ist die 18. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält - und die erste Frau unter den bislang verkündeten Nobelpreisträgern dieses Jahres. Die Preisgala findet traditionell am 10. Dezember in Schwedens Hauptstadt Stockholm statt, dem Todestag Alfred Nobels. Der Literaturnobelpreis ist derzeit mit elf Millionen Schwedischen Kronen (aktuell rund 967.000 Euro) dotiert und wird seit 1901 vergeben. Seither wurden 117 Auszeichnungen verliehen.