Phänomen "Maxton Hall": Was fasziniert die Jugend an Young-Adult-Romanen?
Die deutsche Serie "Maxton Hall" beruht auf der Romantrilogie "Save Me", "Save You" und "Save Us" der Hamburger Autorin Mona Kasten. Darin werden vor allem junge Leserinnen, Teenagerinnen und junge Frauen angesprochen.
Ein Gespräch mit der Hamburger Buchhändlerin Jenny Horst über den Erfolg von Mona Kasten, über die nicht erst seit Jane Austen beliebte Romanhandlung "enemies to lovers" und über die Notwendigkeit des romantische Elements für die junge Zielgruppe.
Frau Horst, gibt es einen Unterschied zwischen Young Adult und New Adult?
Jenny Horst: Young Adult und New Adult sind nicht dasselbe. Young Adult richtet sich an junge Menschen bis 16, 17, und New Adult sind die Älteren. Mona Kasten fällt mit ihrer Reihe so ein bisschen dazwischen, sie richtet sich an beide Gruppen.
Hat Sie der Erfolg von "Maxton Hall" und der Romane von Mona Kasten überrascht?
Horst: Nein, der hat mich nicht überrascht. Die Romane sind schon ein bisschen älter, von 2018. Mona Kasten ist seitdem mit all ihren Reihen extrem erfolgreich. Sie ist auch auf Social Media aktiv, wird dort viel bespielt von Book-Talker*innen, von Bookstagrammer*innen. Sie ist in den Social-Media-Kanälen in aller Munde.
Was erleben Sie in den Filialen Ihrer Buchhandlung: Befeuert die Serie den Kauf der Bücher?
Horst: Absolut. Im Moment sind vor allem die ersten Bände schwer zu bekommen. Maxton Hall ist ja der Name der Schule, um die es geht. Die Bücher heißen eigentlich "Save Me" beziehungsweise "Save You". Wer die irgendwo findet, sollte sie sofort kaufen, denn auch bei den Großhändlern sind sie gerade schwer zu kriegen.
Brauchen die Leserinnen dieser und ähnlicher Bücher eigentlich Ihre Beratung im Buchladen? Oder wissen die sowieso schon, was sie wollen?
Horst: Die wissen, was sie wollen. Die sehen das auf TikTok und auf Instagram. Was aber ganz schön ist, ist, dass die sich am Regal begegnen. Das sind oft Gruppen von Leserinnen, die einander nicht kennen und die sich dann gegenseitig beraten. Wir müssen da wenig beraten.
Glitzerumschläge, pastellfarbene Buchschnitte - diese Bücher haben einen ganz besonderen Look, über den man sich auch austauschen kann. Was braucht ein Buch noch für diese Zielgruppe, um erfolgreich zu sein?
Horst: Es geht natürlich um das romantische Element. Es braucht eine bestimmte Heldin, einen Helden - oder auch nur Heldinnen oder Helden, denn es gibt ja auch queere Young- und New-Adult-Romane. Ganz oft sind es die Gemeinplätze, die wir aus den klassischen, berühmten Liebesromanen von Jane Austen kennen, zum Beispiel aus "Stolz und Vorurteil": Der unnahbare, oft schlecht gelaunte Held, der nachher durch die Liebe zu der patenten und irgendwie gutherzigen Heldin auf den richtigen Weg kommt. Solche Elemente sind da häufiger vorhanden.
Würden Sie sagen, dass sich Jane Austen hier wiederholt? Es geht um Prestige, es geht um Macht, aber es geht vor allem um Liebe.
Horst: Ja. Ich glaube, Jane Austen hat damals das klassische Märchenschema aufgegriffen, und das führt immer weiter in der romantischen Literatur, das hat nie aufgehört. Aber die Liebe ist das Heilmittel für alle Probleme. Ich will nicht verraten, was in "Maxton Hall" vorkommt, aber dass die Liebe die stärkste Kraft ist, das ist so ein bisschen die Botschaft.
Ein bisschen können wir schon verraten: dass das Ganze ein Plädoyer für die Liebe auf den zweiten Blick ist, dass man Liebe nicht kaufen kann, und dass es besonders interessant ist, was man nicht gleich kriegt.
Horst: Ja, und das ist auch eine ganz beliebte Handlung: "enemies to lovers". Erst ist man sich spinnefeind, und dann sprühen die Funken umso mehr.
Mona Kasten, die Autorin der Romanvorlage, lebt in Hamburg. Anders als andere Autorinnen tritt sie nur sehr selten öffentlich auf. Sind Sie ihr schon mal begegnet?
Horst: Das verrate ich nicht. Aber das ist so: Frau Kasten kommt bei Neuerscheinungen gelegentlich in die Buchhandlungen und signiert. Sie zeigt sich aber nicht selbst, sondern nur ihre signierten Bücher. Ich glaube, das liegt aber auch ein bisschen daran, dass Mona Kasten schon länger in diesem Genre schreibt und auch schon zu einer Zeit geschrieben hat, als TikTok und Instagram noch gar nicht so wichtig waren.
Ich würde aus meiner Warte sagen: Sie hat es auch gar nicht unbedingt nötig. Wer heute in dieses Genre einsteigt, der muss schon richtig sein Gesicht hinhalten, der muss da mitmachen, der muss viel geben. Ich denke, dass verlangen auch die Verlage, dass man auf TikTok und auf Instagram viel Präsenz zeigt. Aber da Mona Kastens erste Romane, die wirklich erfolgreich waren, schon bald acht oder neun Jahre alt sind, war das damals einfach nicht so. Sie ist schon eine Größe, die sich nicht zeigen muss.
Das Interview führte Philipp Cavert.