Klimaforscherin Prof. Friederike Otto © Peter Himsel Foto: Peter Himsel
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AUDIO: Friederike Otto und die bitteren Folgen des Klimawandels (55 Min)

Friederike Otto und die bitteren Folgen des Klimawandels

Stand: 25.03.2024 00:01 Uhr

Klimaexpertin Friederike Otto erforscht das Extremwetter und erkennt weitreichende Folgen für die Gesellschaft. Wie sehr schreitet die Erderwärmung voran und was muss passieren? Das erzählt sie im Interview.

Physik, Philosophie, Klimaforschung - das sind die Fachbereiche, die im beruflichen Leben von Friederike Otto zusammenfließen. Physik hat sie studiert, in Philosophie wurde sie promoviert, eine Professur hat sie im Fach Klimawissenschaften am "Grantham Institute for Climate Change" in London. Hier forscht sie heute zu Extremwetter und dessen Auswirkungen in die Gesellschaft hinein. Daraus hat sich inzwischen ein neues Feld etabliert "Attribution Science", das Friederike Otto mitentwickelt hat. "Wütendes Wetter" war das Buch, das 2019 erschien. In ihrem jüngsten Buch hat die Wissenschaftlerin ihren Fokus geweitet und geht der "Klimaungerechtigkeit. Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat" auf den Grund.

Friedrike Otto gehörte laut TIME Magazine 2021 zu den 100 einflussreichsten Personen weltweit, 2023 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.

 

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Nun gibt es neue Meldungen, laut dem Klimadienst Kopernikus lag die Erderwärmung im vergangenen Jahr erstmals zwölf Monate lang 1,5 Grad über dem Referenzzeitraum. Wie ordnen Sie diese Informationen ein?

Friederike Otto: Für jemanden, der sich mit Wetter und Klima beschäftigt, ist das überhaupt keine Überraschung. Letztes Jahr war ein Jahr, in dem die Emissionen wieder höher waren als in dem Jahr davor. Dadurch erhöht sich natürlich die globale Mitteltemperatur weiter. Dann hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 ein sogenanntes El Niño Ereignis entwickelt. Das ist ein natürliches Wetterphänomen, das zu relativ warmen Temperaturen im Pazifischen Ozean führt, was dann zu global auch höheren Temperaturen führt. Dieses beides zusammen führt dazu, dass letztes Jahr die globale Mitteltemperatur Rekordhöhe erreicht hat. Ich meine, wir verbrennen weiter fossile Brennstoffe, und das El Niño Ereignis besteht auch weiterhin vor Ort. Wir werden vielleicht in diesem Jahr schon das nächste Mal einen Rekord haben.

Heißt das denn, dass die Klimaziele der Pariser Klimakonferenzen 2015 damit bereits erreicht sind und überschritten wurden?

Otto: Nein, das heißt es nicht. Denn das war jetzt ein Jahr, in dem die globale Mitteltemperatur auf 1,5 Grad gestiegen ist. Aber wenn man über Klimaerwärmung spricht, dann spricht man nicht über einzelne Jahre oder einzelne Monate, sondern über einen längeren Zeitraum. Eine Definition von Klima ist, das durchschnittliche Wetter über 30 Jahre. Natürlich wird man jetzt nicht 30 Jahre warten, um zu sagen, wir haben 1,5 Grad überschritten, weil die Erwärmung so stark fortschreitet. Man wird nicht nur auf ein Jahr gucken. Im Weltklimarat zum Beispiel wird immer eine Dekade genommen, also ein Zeitraum von zehn Jahren. Das ist im Moment ungefähr bei 1,25 Grad globaler Erwärmung.

Das heißt, es gibt noch Hoffnung, dass das irgendwie zu bewerkstelligen ist?

Otto: Physikalisch ist es auf gar keinen Fall ein Problem. Wieviel Hoffnung es gibt, das hängt sehr davon ab, was politisch passiert.

Das Gespräch führte Martina Kothe.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 25.03.2024 | 13:00 Uhr

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