Frankfurter Buchmesse 2024: Comics immer mehr im Fokus
Neben zahlreichen Veranstaltungen gibt es in diesem Jahr auch erstmalig das Comic Business Centre für Fachbesucher aus aller Welt. Damit soll dem gesteigerten Interesse an dem Medium Rechnung getragen werden.
Es ist auf der Frankfurter Buchmesse wie immer. Wie immer? Nein! Eine Sparte der deutschsprachigen Branche entpuppt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, zusehends. "Comic Business Centre" steht auf den Wegweisern und den Lageplänen - so viel Aufmerksamkeit gab es für Comics & Co. lange nicht mehr. Die Halle 6.1 auf dem Gelände unter dem Messeturm soll den Fachbesuchern die Lizenz-Gespräche für Manga, Comics und Graphic Novels erleichtern. Finnische Comic-Verleger wie Petra Virtanen führen Gespräche mit Interessenten aus aller Welt, genauso wie die großen Player wie DC, die Heimat von Superman und Batman, nur ein paar Tische weiter. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Vorstand des Deutschen Börsenvereins die Gründung der Interessengemeinschaft - kurz IG - Comic vor ein paar Tagen bekannt gegeben hat.
"Der Comic spielt unserer Meinung nach eine wichtige Rolle", sagt Claudia Jerusalem, Pressesprecherin des Hamburger Carlsen Verlages am Stand der Messe. "Gerade Manga oder Webtoon sind ja immer noch umsatzstark und wachsende Märkte." Die Verlagssprecherin ist mit anderen Branchen-Vertretern, wie Joachim Kaps vom Hamburger Manga-Verlag altraverse, aktiv beteiligt an und in der IG Comic: "Sie ist uns allen ein Anliegen aus dem Medium Comic heraus und wir nutzen auch das größte Branchentreffen der Welt, um Werbung für unsere IG zu machen und zu informieren. Es ist eine Art Lobby-Arbeit, die uns sehr am Herzen liegt."
Branchentreff auch für norddeutsche Verlage
Viele norddeutsche Verlage sind auf der Messe zu finden, wie zum Beispiel der Mairisch Verlag aus Hamburg. Neu im Portfolio: "Spring #21", eine Sammlung von zwölf unterschiedlichen Stilen und Comic-Essays zu einem Thema und ausschließlich von Frauen gezeichnet. Die aktuelle Ausgabe steht unter dem Motto "Macht". "Die Illustratorinnen beschäftigen sich explizit damit, wie Macht im Allgemeinen aber auch im Privaten stattfindet", erklärt Nefeli Kavouras. Sie ist Teil der Programmleitung: "Es geht um die Grauzonen: Wer ist Opfer, wer ist Täter? Und es geht um die Bereiche, die uns alle selbst angehen."
Der Verlag gehört zwar zu den kleineren der Branche, war aber auch im Finale um den diesjährigen Deutschen Verlagspreis dabei. "Dadurch dass viele Verlage aus aller Welt hierher kommen, ist es dann witzigerweise egal, woher man kommt, da spielt die norddeutsche Komponente keine Rolle. Ich finde es dann aber auch schön, dass man die anderen Verlage aus dem Norden wiedersieht, weil man denen in Hamburg nicht einfach über den Weg läuft." Die Messe ist aber nicht nur Branchentreff, sondern "auch das Tor zur Internationalität, weil wir die Möglichkeit haben, mit Verlagen aus der ganzen Welt zu sprechen", meint Kavouras.
Mehr Bildkompetenz bei Kunden gefordert
Auch aktuelle Themen, die die Zeichenbranche betreffen, werden für Gespräche genutzt. Derzeit in aller Munde ist der Umgang und der Einsatz von KI in grafischen Arbeiten - nicht nur zuletzt durch die Kampagne der Stiftung Lesen. So wird auf Podiumsdiskussionen über die Notwendigkeit von Bildkompetenz bei Verbrauchern und Anbietern gesprochen. "Es ist überraschend, dass eigentlich recht wenig darüber diskutiert wird, obwohl wir in einer extrem visuellen Welt leben und das wäre total wichtig", sagt Mara Wild, Hamburger Illustratorin und im Vorstand der Illustratoren Organisation e.V.. Der Verein ist auch auf der Buchmesse mit einem Stand vertreten. "Wir sind die ganze Zeit von Bildern umgeben und haben aber nicht gelernt, diese Bilder zu lesen. Dadurch gehen viele Dinge an uns vorbei und wir nehmen Dinge auf, die so nicht korrekt sind." Die Frage nach Herkunft, Entstehung und Intention sollte mehr im Bewusstsein der Verbraucher sein, so die Zeichnerin.
Ihr Antrieb, um nach Frankfurt zu kommen, ist einfach: "Die Buchmesse ist eines der ganz, ganz großen Events im Jahr, bei dem so viele Leute zusammenkommen, die Bilder verwerten und die Bilder anbieten und bei dem man miteinander ins Gespräch kommen kann. Natürlich geht es auch darum, einen Überblick zu bekommen, was läuft eigentlich gerade auf dem Buchmarkt", und der sei immer wieder für Überraschungen gut.
Kleine Helden und junge Autoren
Einer der wohl jüngsten Autoren auf der Messe - wenn nicht sogar der Jüngste - ist der 16-jährige Mika Bluhm. Der gebürtige Wolfenbütteler stellt sein neuestes Buch der Reihe um "Die Heiterkeitshelden" vor - mit eigenem Stand und eigener Ausstellernummer. Schon als Steppke fing er an, seinen jüngeren Geschwistern Geschichten zu erzählen: "Ich habe es geliebt, eigene Welten zu erschaffen." Erst mit Comics, doch dann wurden die Texte in den Sprechblasen immer größer und die Bilder immer kleiner, so dass irgendwann nur noch der Text übrig geblieben ist. Wie seine Hauptfiguren strahlt der junge Autor Heiterkeit aus. "Ich schreibe auch schon an einem Fantasy-Jugendroman und Band drei ist auch in Arbeit. Ich konzentriere mich jetzt nach meiner Schule ein Jahr voll auf meine Bücher. Mal schauen, wo es mich hinbringt."
Ähnlich heldenhaft geht es am Stand von Martina Strebele vom Münchner Verlag Edition Helden zu. Den kleinen Kinderbuch Verlag mit Sitz in München gibt es jetzt schon zwei Jahre und er setzt auf Kinder-Comics: "Unser Ziel ist es, Comics für Grundschulkinder und Leseanfänger zu machen und sie damit zum Lesen zu motivieren." Jeder der zehn Titel im Verlag dreht sich immer um einen kleinen Helden, der über sich hinauswächst - Heldenmut für Leseförderung. Bleibt abzuwarten, welche Entwicklung die Comic-Branche die nächsten Monate nimmt, wichtige Weichen sind jedenfalls auf und durch die Frankfurter Buchmesse gestellt.