Auf Monets Spuren - Hamburger Fotograf stellt Kunstwerke nach
Der Hamburger Fotograf Christoph Irrgang fotografiert normalerweise Kunstwerke, auch für die Hamburger Kunsthalle. Jetzt wurde er zum Detektiv: Er war an den Orten, wo Claude Monet und anderen Impressionisten ihre Bilder gemalt haben.
"Meine Grundausrüstung war ein Klapprad, ein aufblasbares Boot und dann umbehängt mit der Recherchemappe mit der Fototasche, mit einem Stativ, einer Leiter, bin ich wie ein behängter Tannenbaum durch die Gegend gezogen", erinnert sich Christoph Irrgang. Für das Buch "Wo Moment und Renoir malten" hat er versucht die Orte und Landschaften einzufangen, die auch die Impressionisten porträtierten.
Für ihn wichtig: die Jahreszeit, Tageszeit und Lichtstimmung wie im Gemälde zu treffen. Sonnenuntergang in Creme-Tönen beim französischen Küstenort Le Havre. Rechts im Buch das Gemälde von Eugène Boudin, links das Foto wie ein Zwilling in Komposition und Farben. Doch manchmal hatte der Fotograf Pech. "Ich war so oft in Etretat. Ich bin da sogar mit meinem Boot um den Felsen herum gepaddelt, aber dieses Licht hab ich nie angefunden. Ich hatte entweder Regen, Knallesonne, blauer Himmel oder trübes Wetter."
Impressionisten griffen kräftig in die Farbtöpfe
Zu Lebzeiten des Freilichtmalers Boudin war die Fotografie noch nicht sonderlich fortgeschritten. Eine Erklärung für Irrgang für die satten Farbgebungen. "Die Fotografie damals war schwarz-weiß, also war es für ihn ein guter Grund, die Farbtöpfe rauszuholen. Die Fotografie war am Anfang nicht in der Lage, ganz kurze Belichtungszeiten zu haben", gibt der Hamburger Fotograf zu bedenken.
Den verfliegenden Augenblick: diesen wollten die Impressionisten malen. Licht, Wolken, Wasser verändern sich schnell. Die Motive der Impressionisten zu finden, dafür gibt es sogar Vorbilder. "Der Leiter der Staatlichen Museen zu Berlin, der so eine ähnliche Aktion schon einmal in den 60er-Jahren gemacht hat", erklärt Irrgang. Der habe Paris in einem Radius von 200 Kilometer bereits und vergleichende Fotos gemacht und diese als Fotos herausgegeben." Allerdings in schwarz-weiß. Das aktuelle Buch ist farbig gedruckt.
Das Projekt fing mit einem Auftrag an: Der Unternehmer und Mäzen Hasso Plattner wollte seine Sammlung impressionistischer Bilder mit Fotos der heutigen Orte präsentieren - in seinem neu gegründeten Museum in Potsdam. Christoph Irrgang ist in nur drei Jahren 22 Mal auf Reisen gewesen, vor allem in Frankreich. Viele Motive sind grob bekannt, doch die Tücke steckt im Detail, wie beim Bild "Die Brücke von Argenteuil" von Gustave Caillebotte.
Auf die Hilfsbereitschaft an der "Brücke von Argenteuil"
An der Seine-Brücke sah Irrgang Angler herumfahren, rief sie zu sich und bat sie, in einem Boot mitzunehmen. "Klar. Willst du 'nen Bier?", hätten sie ihn gefragt. Das Bier habe er zwar abgelehnt, aber mit den Anglern herumgefahren und seine Fotos gemacht.
Auf Hilfsbereitschaft ist der Fotograf immer wieder getroffen. Der Maler Gustave Caillebotte hatte 1883 vermutlich auf einem Steg des Segelclubs am Brückenfuß gestanden. 140 Jahre später ist die Brücke höher und kein Steg in Sicht. So fotografiert Christoph Irrgang vom Wasser aus. Dass die Jagd nach dem perfekten Motiv manches Mal ein Abenteuer gewesen ist, wird auch im bebilderten Interview am Ende des Buches deutlich. So schaut man über die Schulter von Maler und Fotograf.
Das Buch "Wo Monet und Renoir malten. Reisen zum Impressionismus von Giverny bis Venedig“ ist im Verlag Prestel erschienen. Es hat 176 Seiten und kostet 34 Euro.