Pixel und Pinsel: So lief der Doku-Dreh über Caspar David Friedrich
Als hätte der Meister mit Regie geführt: In der ARD Mediathek gibt's jetzt eine neue Ausgabe vom Hanseblick zum 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich - in Anlehnung an den Stil des Romantikers.
Kann Elektronik das, was Caspar David Friedrich vor über 200 Jahren mit an Perfektion grenzender Präzision skizziert, gemalt, komponiert hat? Menschen konnte er angeblich nicht malen. Dafür konstruierte er perfekte Landschaften. Ein NDR Team aus Mecklenburg-Vorpommern hat für den Hanseblick die Herausforderung angenommen, mit digitalen Pixeln das einzufangen, was Friedrich mit Pinseln schon gelungen ist.
Die Jagd nach dem perfekten Moment
Lukas Voigt aus Dresden hat das Wetter gecheckt. Er ist im Elbsandsteingebirge auf der Jagd nach der idealen Mischung aus Wolken, Licht, Nebel. So wie Caspar David Friedrich damals vermutlich auch. Nebelwahrscheinlichkeit zum Sonnenuntergang: 70 Prozent. Das ist eine gute Nachricht für den Tag, denn: das könnte ein Caspar-David-Friedrich-Moment werden.
Um halb fünf, kurz vor Sonnenaufgang über der Bastei im Elbsandsteingebirge, beginnt der Drehtag. Kameramann Hannes Sykora besteht darauf, alle Kamera-Objektive mitzuschleppen, dazu auch noch einen Slider, eine Schiene für kleine Kamerabewegungen. Vom Parkplatz aus ist es fast ein Kilometer.
Aber dann, als die Sonne aufgeht, vergessen alle fast, dass sie diese Bilder auch filmen wollen. Das muss so ein perfekter Moment sein. Völlig klar, dass Friedrich so oft hier oben war. Logisch, dass Lukas so oft vor der Arbeit hier hoch fährt.
"Jetzt gerade fühle ich mich am richtigen Ort. Ich fühle mich lebendig. Von solchen Momenten zehre ich", sagt Lukas. Es wirkt fast so wie bei Caspar David Friedrich: Lukas Voigts Fotos sind kein Abbild der Natur, sondern eine Stimmung, ein Gefühl.
Caspar David Friedrich atmet Natur ein und Kunst wieder aus
In Dresden hat Friedrich lange gelebt und gearbeitet. Aber natürlich soll es im Film auch um seine Wurzeln gehen: Kreidefelsen, Klosterruine Eldena, Greifswald müssen vorkommen. Aber so, dass man die Bilder von Friedrich wieder zu erkennen glaubt. Die vermeintlichen Originalmotive sind nicht zu finden - die gibt es nicht. Caspar David Friedrich hat seine Bilder komponiert und aus seinen vielen Skizzen neue Zusammenhänge geschaffen.
Das soll auch diese Hanseblick-Folge widerspiegeln. Mit einem "Schwarzen Caspar" vor der Kamera. Die Idee: Ein Gehrock, ein Zylinder, ein Stock und eine rabenschwarze Silhouette an den berühmtesten Motiven. So rücken der Maler und seine Sehnsuchtsorte in ein gemeinsames Bild. Hanseblick-Reporter Thilo Tautz übernimmt die Rolle unter einer Bedingung: Bis zum Schluss soll er nicht zu erkennen sein. Später im Schnitt werden Kollegen und Kolleginnen fragen, wer das denn bitte ist.
Zur Verabschiedung gehen Caspar und Team sozusagen an ihre Grenzen. Die Silhouette auf einem Stein, vor Kreidefelsen, wellenumspült. Das Team müht sich redlich, Thilo Tautz, das Kostüm und das Mikrofon schadlos auf den nassen, glitschigen Stein zu transportieren. Schließlich hilft ein Tourist aus der Schweiz - er hatte als einziger eine Badehose dabei.
Der Meister des Unsichtbaren
Caspar David Friedrich malt Gefühle und Stimmungen. Er wird von seinen Zeitgenossen als Sonderling bezeichnet, später dann als trauriger Romantiker, schwermütig, todessehnsüchtig. Dabei widersetzt er sich nur den damals geltenden Malregeln des Klassizismus.
Bei den Interviews widersetzt sich das Team klassischen Fernseh-Gestaltungsregeln. Thilo Tautz ist mit dem Rücken zur Kamera eingesetzt. Normalerweise stellen sich bei diesem Anblick allen Beteiligten die Nackenhaare auf. Schließlich muss man muss den Protagonisten immer in die Augen schauen können - eigentlich. Aber Caspar David Friedrich hat seine Figuren oft von hinten gemalt, wie sie einfach nur die Natur betrachten, zuhören.
Nach acht Drehtagen in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind viele perfekte Momente digital gefilmt und werden Teil der Hanseblick-Ausgabe in Full-HD mit 1920 mal 1080 Pixeln. Caspar David Friedrich, die Romantik, das Unsichtbare faszinieren wieder. Und wieder gehen Menschen auf die Jagd nach Perfektion, begeben sich in die Magie des Lichtes, den Zauber der Stille, die Mystik der Natur. Egal, ob mit Pixeln oder Pinseln.