Ulrich Wickert: "Mister Tagesthemen" feiert 80 Jahre
Er lebt in Hamburg, Frankreich ist seine zweite Heimat. Ulrich Wickert ist Journalist, Autor und vielleicht Deutschlands bekanntester Fernseh-Moderator. Nun ist er 80 Jahre alt.
Der Jingle der Tagessthemen ertönt und dann sagt Ulrich Wickert: "Guten Abend meine Damen und Herren." Wenn Wickert spricht, dann hören zwischen 1991 und 2006 Millionen von Fernsehzuschauer*innen zu. 15 Jahre lang erklärte er Abend für Abend die Lage der Welt. Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstag kamen unter anderem von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Wickerts außergewöhnliche journalistische Verdienste hervorhob: "Ihr Name steht für engagierten und mutigen Journalismus", erklärte der Bundespräsident und führte weiter aus: "Mit Ihrem unbestechlichen Urteil und Ihren brillanten und pointierten Analysen und Kommentaren haben Sie Pressegeschichte geschrieben."
15 Jahre lang war Ulrich Wickert der Anchorman der Nation. Er ist Mr. Tagesthemen. Nur weil Wickert nicht mehr täglich im Fernsehen auftritt, ist er noch lange nicht in Rente. Jedes Jahr erscheinen neue Bücher von ihm. Sachbücher - und auch Krimis. Und eine ganz wichtige Rolle spielt dabei immer seine große Liebe: Frankreich.
Ulrich Wickert ist "Mr. Tagesthemen"
Natürlich werde er als Moderator öfter mal erkannt. Doch es gibt da noch diesen anderen Moment, für den er fast noch öfter angesprochen wird: "Es passiert mir immer wieder, dass die Leute sagen: 'Herr Wickert, ich vergesse nie, wie sie zu Fuß über den Place de la Concorde gegangen sind.'"
Damals wagt er einen, man kann es ruhig verrückten Stunt nennen. Damals, Korrespondent im ARD-Studio Paris, ignoriert er den Verkehr und geht schnurstracks über den Place de la Concorde. "Todesmutig stürzt man sich aufs Pflaster, ohne die ankommenden Autos zu bemerken", erinnert sich Wickert an jenen Tag im Jahr 1984.
Von Tokio über Heidelberg nach Paris seine zweite Heimat
Geboren ist Wickert in einer anderen Weltstadt, in Tokio. Sein Vater Erwin ist Diplomat. Erst als Ulrich fünf Jahre alt ist, kommt die Familie nach Deutschland, nach Heidelberg. Der Job des Vater führt die Familie dann auch nach Paris, da ist Ulrich ein Teenager. Bis heute ist Frankreich seine zweite Heimat. "Ich bin jahrelang in eine französische Schule gegangen und deswegen habe ich in Frankreich gelernt. Ich war zehn Jahre Korrespondent der ARD. Ich habe von 1969 bis 2017 über jede Präsidentschaftswahl in Frankreich berichtet. Das ist schon ein Land, von dem ich sagen würde: Da habe ich eine Liebesbeziehung zu," bekennt sich Wickert.
Als Journalist und Autor in der ganzen Welt zuhause
Auch aus New York und Washington hat er berichtet. Man müsse nicht zeigen, dass andere Völker anders ticken, sagt er. Sondern warum. 1991 geht er von Paris nach Hamburg. Hanns-Joachim Friedrichs persönlich hat ihn als seinen Nachfolger bei den Tagesthemen vorgeschlagen. Vor allem in den Neunziger-Jahren macht er sich auch als Autor einen Namen. Das Sachbuch "Der Ehrliche ist der Dumme" landet auf Platz 1 der Bestsellerliste und löst Debatten aus, die auch heute noch geführt werden müssen, wie er findet, so sagt er es kürzlich in einer Radio-Talkshow.
Die Fakten müssen stimmen
"Die Leute, die sich tagtäglich für das Einhalten der Regeln einsetzen, Krankenschwestern, Polizistinnen, Lehrerinnen. Kassiererinnen, die werden den ganzen Tag angemotzt von den Leuten, die sagen: 'Häh, ich will aber die Regeln nicht einhalten.' Da müssen wir uns einfach Gedanken machen, was stimmt in der Gesellschaft nicht?" So und so ähnlich meldet sich Ulrich Wickert regelmäßig öffentlich zu Wort, um seine Meinung zu sagen. Oft klug, manchmal kantig, immer ehrlich. Er kann es auch seichter. Ein halbes Dutzend Paris-Krimis hat er veröffentlicht.
Typisch Journalist: Auch da müssen die Fakten stimmen: "Ich habe mich mal wahnsinnig geärgert über einen ganz berühmten Thriller von Dan Brown. Da springt ein Mörder aus dem Louvre auf einen vorbeifahrenden Lastwagen. Jetzt weiß ich, dass der Louvre vergittert ist. Dass Sie da etwa zehn Meter springen müssten. Das ist etwas, wo ich sage, 'na das geht doch gar nicht, ich weiß es, dass es nicht geht'", kritisiert der Journalist und Autor. Also fährt er mehrfach im Jahr nach Paris, Freunde besuchen, aber auch Fälle recherchieren. Wickert lebt in Hamburg, ist in dritter Ehe verheiratet, hat drei Kinder.
Caren Miosga bricht Wickerts Rekord
Vor zwei Monaten hat er sich noch einmal ins Tagesthemen-Studio gewagt. "Eine wichtige Meldung fehlt heute noch in dieser Sendung. Sie lautet: Der ewige Rekordhalter im Tagesthemen-Moderieren, Ulrich Wickert, also ich, muss heute eine Niederlage einstecken. Er hat die Tagestehemen 15 Jahre, zwei Monate und ein paar Tage moderiert und wird heute überrundet von seiner Nachfolgerin, Caren Miosga", sagt Wickert und zeigt Humor. Doch eins wird Caren Miosga Ulrich Wickert nie nehmen können. Diesen einen Satz, mit dem er Deutschland jeden Abend in die Nacht entließ:
"Wir wünschen ihnen noch einen angenehmen Abend meine Damen und Herren. Und eine geruhsame Nacht."