Jugendstil-Kunst im Bülow-Haus wird wieder hergestellt
Hamburgs Gesicht wird neben moderner Architektur auch durch die zahlreichen Jugendstil-Häuser geprägt, samt Treppenhäuser. Nun gab es einen aktuellen Fall von mutmaßlichem Denkmal-Frevel, doch der wird jetzt zurückgebaut.
Das Café Paris mit seiner denkmalgeschützten Decke ist schon eine absolute Legende. Das dazugehörige Treppenhaus im sogenannten Bülow Haus in der Rathausstraße in Hamburgs Zentrum steht dem in nichts nach: Jugendstilkacheln und beeindruckende Mosaike, die rund 120 Jahre alt sind.
Im Auftrag des Eigentümers, die Hamburger Energienetze, haben Handwerker Rigipsplatten auf die historischen Fliesen geklebt. Damit haben sie im Eingangsbereich zerstört, was Mieter wie Arne Olofsson an diesem Treppenhaus so begeistert: "Wir lieben das hier, insbesondere diesen wahnsinnig schönen Aufgang. Daher sind wir etwas schockiert."
Handwerksarbeiten rechtens - Treppenhaus nicht denkmalgeschützt
Die Mieter alarmierten den Hamburger Denkmalverein. Die Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt ist vom Treppenhaus genauso begeistert - wie entsetzt, was da passiert ist. Das Problem für die Denkmalschützer: Das Treppenhaus selbst ist nicht denkmalgeschützt. Die zuständige Kulturbehörde sagt dazu:
"Die bauzeitlichen Fliesen stammen aus der Zeit von 1906 bis 1907, das Mosaik aus den 1950er-Jahren. Da das Treppenhaus nicht unter Denkmalschutz steht, muss diese Baumaßnahme nicht vom Denkmalschutzamt genehmigt werden." Kulturbehörde auf Anfrage
"Wir vom Denkmalverein halten das auf alle Fälle für erhaltenswert", sagt Kristina Sassenscheidt, "denn das ist eine sehr qualitative Alltags-Architektur aus dem Jugendstil, die man nicht so häufig sieht und die es an manchen Stellen in Hamburg nicht mehr gibt. Deswegen würden wir uns sehr wünschen, wenn die Planungen korrigiert werden und man die alten Fliesen erhält." Gesagt, getan. Sassenscheidt ruft während der Handwerksarbeiten kurzerhand beim Eigentümer des Hauses an. Das sind ausgerechnet die städtischen Energienetze.
Auf der Suche nach gemeinsamer Lösung
Es wird ein Stopp der Arbeiten vereinbart. Bei den Hamburger Energienetzen gibt man sich reumütig: "Jetzt gab es den Hinweis des Denkmalvereins und den nehmen wir sehr ernst", so Axel Schröder, der Sprecher der Hamburger Energienetze. "Wir haben jetzt alle Arbeiten erstmal abgebrochen, setzen uns zusammen und suchen nach einer Lösung, die alle zufriedenstellt. Eine Option wäre auch‚ die Rigipsplatten wieder runter zu nehmen."
Fliesen können gerettet werden
Die Befürchtung des Denkmalvereins und seiner Unterstützer war, dass die mehr als 100 Jahre alten Fliesen dadurch unwiderruflich beschädigt worden sein könnten. Bereits am Freitag gab es dann vor Ort die ersten Untersuchungen, heißt es in der Hamburger MOPO. Die gute Nachricht ist, dass sich die Platten, der Kleber und die Grundierung ohne Schäden zu hinterlassen, wieder entfernen lassen.
Nachdem sich der Denkmalverein mit dem Eigentümer, den Hamburger Energienetzen, getroffen hat, steht jetzt fest, dass die verbauten Rigipsplatten wieder entfernt werden und dadurch die Fliesen wieder zum Vorschein kommen. Die Fliesen werden zunächst gereinigt und kaputte Kacheln werden ersetzt, heißt es vom Eigentümer.
