Lars Jessen: Eine gemeinsame Stimme für ein vielfältiges Deutschland
Das Leben ist komplizierter und auch bunter geworden, sagt der Hamburger Regisseur. Zusammen mit der Autorin Samira El Quassil hat er die Künstlerische Leitung beim Deutschen Filmpreis inne.
Die Zeiten der "One-man", "One women" oder "One Person"-Präsentationen sind vorbei. Dieses Jahr wird es vermutlich ziemlich voll auf der Bühne. Für den Hamburger Regisseur Lars Jessen, bekannt durch Filme wie "Mittagsstunde" oder "Fraktus", eigentlich logisch.
Mit einer gemeinsamen Stimme sprechen
"Ja, wir leben ja in Zeiten von vielen, vielen Krisen auf einmal und von vielen, vielen Fragen, auf die keiner so schnell Antworten finden kann", sagt Lars Jessen. Daher seien sie auf die Idee gekommen, die Moderation nicht auf nur eine Schulter zu legen. Alles sei ja komplizierter geworden. "Deswegen dachten wir, eine gemeinsame Stimme zu zeigen, die vielfältig ist und trotzdem geschlossen. Und dass wir einfach schauen, wie wir unser Deutschlandbild dort auf die Bühne bekommen." Da hätten sich ganz einfach mehrere Leute angeboten.
Ein bunt gemischtes Ensemble hat in 19 Kategorien die jeweiligen Preise vergeben. Der Regisseur freut sich: "Da sind ja auch Moderatoren dabei wie Aurel Mertz oder Tobias Krell, also known as 'Checker Tobi', Ivy Quainoo, die auch als Schauspielerin arbeitet, aber auch als Sängerin, Margarita Broich und Jürgen Vogel, eher so aus dem gesetzteren Segment des Deutschen Films, aber auch junge Leute wie Gizem Emre oder Jasna Fritzi Bauer, also ein sehr vielfältiges Ensemble mit verschiedenen Qualitäten."
Verleihung nicht unnötig in die Länge ziehen
Erfahrungsgemäß gibt es auch bei den Lobes- oder Dankesreden qualitative Unterschiede und nicht immer ist Zeit da ein entscheidender Faktor. Auch wenn Lars Jessen diesbezüglich nicht alles verraten will, eines steht fest: "Wenn ich eines sagen darf: Die Sache soll kürzer werden. Alle von uns sowohl am Fernsehschirm als auch in dem Saal haben ja Lust danach noch 'n Bier trinken zu gehen oder 'n Mineralwasser." Daher würden sie versuchen, "die ganze Sache" zu beschleunigen." Und wenn schon so viele Menschen auf der Bühne stünden, müssten auch nicht noch mehr zu den Laudatios aus dem Hintergrund kommen.
Auf die ein oder andere Lola durfte der Hamburger Regisseur Matthias Glasner hoffen. Sein Familiendrama "Sterben" war mit neun Nominierungen der Top-Favorit. Allerdings, so Hauptdarsteller Lars Eidinger, muss das am Ende des Tages auch nichts heißen. Er sei mal sehr gedemütigt worden, als "Die Blumen von gestern", in dem er mitgespielt hatte, mit acht Nominierungen ins Rennen gegangen und dann leer ausgegangen war. "Das ist so, als wenn man sich als junger Mensch verliebt und dann sofort enttäuscht wird. Dann investiert man bei der nächsten Bekanntschaft nicht mehr so viel."
Ehrenpreis für Hanna Schygulla
Zwei Gewinner standen immerhin schon fest: Die Lola für den "Besucherstärksten Film" geht an "Die Drei ??? - Erbe des Drachen" und den Ehrenpreis erhält die 80-jährige Hanna Schygulla. Und vielleicht freut sich ja auch der in Itzehoe geborene und St. Peter Ording aufgewachsene Regisseur Timm Kröger, dessen Film "Die Theorie von Allem"immerhin sechsmal nominiert ist, wenn auch bei der 74. Verleihung Claudia Roth ihres Amtes walten wird und verkündet. "Die 'LOLA' in Gold geht an die Produzenten von …"