Ronald Zehrfeld (von links), Lilith Stangenberg, Lars Eidinger und Anna Bederke im Wettbewerbsfilm "Sterben" von Matthias Glasner sitzen an einem Tisch (Filmszene) © Jakub Bejnarowicz / Port au Prince, Schwarzweiss, Senator

Deutscher Filmpreis: Regisseur Glasner über sein Drama "Sterben"

Stand: 03.05.2024 15:56 Uhr

Am Freitag werden die Deutschen Filmpreise in Berlin verliehen. Das Drama "Sterben" des Hamburgers Matthias Glasner ist neunmal für eine Lola nominiert und gilt als Favorit.

von Patricia Batlle

Es ist Glasners bislang persönlichster Film - und in Teilen autobiografisch. Es geht um eine dysfunktionale Familie, insbesondere um die schwierige Beziehung eines erwachsenen Mannes (Lars Eidinger) zu seiner Mutter (Corinna Harfouch). Bei der Berlinale hat der Wettbewerbsbeitrag im Februar für Ovationen gesorgt - und ist als einzige von den deutschen Produktionen mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet worden - für das beste Drehbuch.

Ein Mann mit graublauer Bomberjacke (Regisseur Matthias Glasner) steht neben einer Schauspielerin mit langen Haaren im Prada-Outfit (Lillith Stangenberg) beim Berlinale-Empfang der Filmförderung "Moin" © NDR Foto: Patricia Batlle
Matthias Glasner scherzt bei der Berlinale mit Schauspielerin Lilith Stangenberg.

"Ich kriege seit der Premiere bei der Berlinale so eine Welle der Zuneigung. Der Film wird mit so einer Wärme aufgenommen, mit der er von uns allen auch gemacht wurde. Das ist erstaunlich, weil es um so harte Dinge geht", freute sich der 59-Jährige im Gespräch mit NDR Kultur bei der Hamburg-Premiere. Wie der Titel unmissverständlich nahelegt, geht es sehr konkret um das Sterben, gleichzeitig aber auch um Verlust allgemein. Bei all der Anerkennung für seinen Drei-Stunden-Film bleibt Glasner jedoch vorsichtig: "Wie ein Kollege von mir gesagt hat: 'Genieße den flatterhaften Vogel des Erfolges, der so ein bisschen über dir kreist."

Viele Szenen in Hamburg gedreht

Das Drehbuch sei innerhalb kürzester Zeit entstanden: "Ich habe es in einem instinktiven Prozess mit viel Fantasie aus mir herausfließen lassen. Ich war in zwei Monaten fertig. So schnell ging's noch nie." Sein Verhältnis zur Mutter sei nicht besonders gut gewesen.

Zahlreiche Szenen wurden in Hamburg gedreht: "Vieles von dem, was im Film passiert, ist letztendlich hier begründet. Ich bin hier in Altona groß geworden, am Lessingtunnel. Am Bahnhof Altona war mein Playground. In das Spiegel-Kino, das in der Bahrenfeld Straße war, bin ich seit meinem achten Lebensjahr jeden Tag nach der Schule hingegangen." Die Hauptfigur im Film sei Dirigent, weil es um einen Künstler gehen solle. "Ich wollte immer Dirigent werden, als ich jung war, aber ich habe zu schlecht Klavier gespielt, um Musik studieren zu können. Dann bin ich Regisseur geworden. Aber das Dirigieren fasziniert mich schon immer."

Weitere Informationen
Lars Eidinger im Gespräch mit dem NDR © Screenshot

Eidinger: "Es gibt kein Stück, in dem ich nicht am Ende sterbe"

Zwischen Trauer, Komik und Tragik spielt Eidinger den Dirigenten Tom Lunies - das Alter Ego von Regisseur Matthias Glasner. Für den Schauspieler ist der Tod eine große Unbekannte. mehr

Die Magie des Augenblicks

Der Film zeigt auch den Entstehungsprozess eines sinfonischen Stückes, das der Komponist Bernard (Robert Gwisdek) und engste Freund von Tom (Eidinger) unter dem Titel "Sterben" schreibt. Glasner erzählt: "Das gab mir die Möglichkeit, etwas zu erzählen, was mich bei der künstlerischen Arbeit wahnsinnig interessiert: Wie entsteht der Moment der Magie? Die Magie des Augenblicks? Das ist etwas, das mich sehr beschäftigt, was beim Filmemachen extrem wichtig ist."

Gerade erst ist Matthias Glasners knapp dreistündige Drama "Sterben" im Kino angelaufen. Nun konkurriert es in 9 von 17 Kategorien beim Deutschen Filmpreis um die begehrten Lolas, darunter in der Kategorie "bester Film", "beste Regie" und "bestes Drehbuch". Corinna Harfouch ist als beste Hauptdarstellerin nominiert, Lars Eidinger als bester Hauptdarsteller.

Weitere Informationen
Der Hamburger Regisseur Matthias Glasner erhält für sein Drama "Sterben" den Deutschen Filmpreis. © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Deutscher Filmpreis: Goldene Lola für Matthias Glasners Drama "Sterben"

Der sehr persönliche Film des Hamburger Regisseurs war mit vier Auszeichnungen der große Gewinner des Abends. Bewegend: die Rede der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. mehr

Das Team des Filmes "Sterben" von Regisseur Matthias Glasner bei der Hamburg-Premiere im Zeise Kino vor der Leinwand mit der Aufschrift "9 x nominiert für den Deutschen Filmpreis" © NDR Foto: Patricia Batlle
3 Min

Premiere: "Sterben" mit Lars Eidinger im Zeise-Kino

Trotz Titel erzählt der Film vom Leben und ist in neun Kategorien für die LOLAS - den Deutschen Filmpreis - nominiert. 3 Min

Die Siegerinnen und Sieger des Deutschen Filmpreises im Berlinale Palast 2023 © Foto: Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Hannes P. Albert

Deutscher Filmpreis in Gold für Drama "Das Lehrerzimmer"

Edward Bergers Drama "Im Westen nichts Neues" hat neun Lolas erhalten. Überraschend erhielt İlker Çatak die Lola als bester Regisseur für sein in Hamburg gedrehtes Drama. mehr

Matthias Glasner mit seinen Hauptdarstellern aus "Sterben" beim Photocall der Berlinale Lilith Stangenberg, Corinna Harfouch und Lars Eidinger © Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Monika Skolimowska

Berlinale: Akin, Glasner, Fingscheidt und Kekilli beim Festival

Matthias Glasner, Sibel Kekilli, Fatih Akin, Nora Fingscheidt: Viele norddeutsche Kreative waren am Wochenende beim Festival und beim Empfang der Moin Filmförderung. Bildergalerie

Timm Kröger © picture alliance/dpa Foto: Stefanie Rex
24 Min

Das Gespräch mit Filmregisseur Timm Kröger

Sein Film "Die Theorie von Allem" wirbelte bereits im Vorfeld viel Staub auf. 24 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 03.05.2024 | 17:40 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Spielfilm

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Zwei Gladiatoren in einer Arena im Lederoutfit kämpfen miteinander - Szene mit Paul Mescal (links) und Pedro Pascal aus "Gladiator II" von Ridley Scott © Paramount Pictures Germany

Filme 2024: Diese Highlights kommen im Herbst

Bis Weihnachten locken Blockbuster wie "Gladiator 2" und "Konklave" von Edward Berger ins Kino. Auch von Nora Fingscheidt und Andreas Dresen gibt es Neues. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Charlie Hübner sitzt an einem Tisch. © Thomas Aurin

Charly Hübner als wandelbarer Antiheld in "Late Night Hamlet"

Munteres Late Night Geplauder trifft auf Shakespeare-Drama - so das Setting für den Solo-Abend im Schauspielhaus Hamburg. mehr