Deutscher Filmpreis: Regisseur Glasner über sein Drama "Sterben"
Es ist Glasners bislang persönlichster Film - und in Teilen autobiografisch. Es geht um eine dysfunktionale Familie, insbesondere um die schwierige Beziehung eines erwachsenen Mannes (Lars Eidinger) zu seiner Mutter (Corinna Harfouch). Bei der Berlinale hat der Wettbewerbsbeitrag im Februar für Ovationen gesorgt - und ist als einzige von den deutschen Produktionen mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet worden - für das beste Drehbuch.
"Ich kriege seit der Premiere bei der Berlinale so eine Welle der Zuneigung. Der Film wird mit so einer Wärme aufgenommen, mit der er von uns allen auch gemacht wurde. Das ist erstaunlich, weil es um so harte Dinge geht", freute sich der 59-Jährige im Gespräch mit NDR Kultur bei der Hamburg-Premiere. Wie der Titel unmissverständlich nahelegt, geht es sehr konkret um das Sterben, gleichzeitig aber auch um Verlust allgemein. Bei all der Anerkennung für seinen Drei-Stunden-Film bleibt Glasner jedoch vorsichtig: "Wie ein Kollege von mir gesagt hat: 'Genieße den flatterhaften Vogel des Erfolges, der so ein bisschen über dir kreist."
Viele Szenen in Hamburg gedreht
Das Drehbuch sei innerhalb kürzester Zeit entstanden: "Ich habe es in einem instinktiven Prozess mit viel Fantasie aus mir herausfließen lassen. Ich war in zwei Monaten fertig. So schnell ging's noch nie." Sein Verhältnis zur Mutter sei nicht besonders gut gewesen.
Zahlreiche Szenen wurden in Hamburg gedreht: "Vieles von dem, was im Film passiert, ist letztendlich hier begründet. Ich bin hier in Altona groß geworden, am Lessingtunnel. Am Bahnhof Altona war mein Playground. In das Spiegel-Kino, das in der Bahrenfeld Straße war, bin ich seit meinem achten Lebensjahr jeden Tag nach der Schule hingegangen." Die Hauptfigur im Film sei Dirigent, weil es um einen Künstler gehen solle. "Ich wollte immer Dirigent werden, als ich jung war, aber ich habe zu schlecht Klavier gespielt, um Musik studieren zu können. Dann bin ich Regisseur geworden. Aber das Dirigieren fasziniert mich schon immer."
Die Magie des Augenblicks
Der Film zeigt auch den Entstehungsprozess eines sinfonischen Stückes, das der Komponist Bernard (Robert Gwisdek) und engste Freund von Tom (Eidinger) unter dem Titel "Sterben" schreibt. Glasner erzählt: "Das gab mir die Möglichkeit, etwas zu erzählen, was mich bei der künstlerischen Arbeit wahnsinnig interessiert: Wie entsteht der Moment der Magie? Die Magie des Augenblicks? Das ist etwas, das mich sehr beschäftigt, was beim Filmemachen extrem wichtig ist."
Gerade erst ist Matthias Glasners knapp dreistündige Drama "Sterben" im Kino angelaufen. Nun konkurriert es in 9 von 17 Kategorien beim Deutschen Filmpreis um die begehrten Lolas, darunter in der Kategorie "bester Film", "beste Regie" und "bestes Drehbuch". Corinna Harfouch ist als beste Hauptdarstellerin nominiert, Lars Eidinger als bester Hauptdarsteller.