Deutscher Filmpreis: Goldene Lola für Matthias Glasners Drama "Sterben"
Die Lolas bei der Gala des Deutschen Filmpreises wurden in Berlin verliehen. Das Drama "Sterben" des Hamburgers Matthias Glasner war großer Gewinner des Abends. Bewegend: die Rede der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer.
Das gerade erst im Kino angelaufene Drama "Sterben" war der große Favorit beim Deutschen Filmpreis. In neun von 17 Kategorien konkurrierte er um die begehrten Lolas und gewann in den Kategorie "bester Spielfilm", "beste weibliche Hauptrolle", "beste männliche Nebenrolle" und "beste Filmmusik". Es ist Glasners persönlichster Film, denn vieles von dem, was in dem Drama erzählt wird, hat der Regisseur selbst erlebt.
Die Lola in Silber in der Kategorie "bester Spielfilm" wie auch die Lola in der Kategorie "bester Hauptdarsteller" gingen an den Film "Der Fuchs". Sowohl die Lola in Bronze als auch die Lola für das beste Drehbuch und für die beste Regie erhielt "Im toten Winkel" von Ayşe Polat. Der Film dreht sich um die Schwierigkeiten einer Crew, die im Nordosten der Türkei einen Dokumentarfilm drehen will.
Corinna Harfouch und Simon Morzé gewinnen Deutschen Filmpreis
"Wie machst du das?", fragte Laudatorin Sandra Hüller ihre Kollegin Corinna Harfouch. Harfouch wurde für ihre schauspielerische Leistung im Film "Sterben" mit der Lola für die "beste weibliche Hauptrolle" ausgezeichnet. Den Preis in der Kategorie "beste männliche Hauptrolle" hat Schauspieler Simon Morzé für seine Rolle in "Der Fuchs" gewonnen. In dem Drama spielt er einen österreichischen Soldaten namens Franz, der im Zweiten Weltkrieg einen jungen Fuchs aufzieht. Ebenfalls nominiert war Schauspieler Lars Eidinger, der zwar nicht gewann, jedoch mit prominenter Unterstützung glänzen konnte: Eidinger war per Video zugeschaltet und hatte Hollywood-Star George Clooney an seiner Seite.
Beste Nebenrollen: Hans-Uwe Bauer und Adele Neuhauser
Den Preis für die beste männliche Nebenrolle erhielt Hans-Uwe Bauer, der im Drama "Sterben" den dementen, sterbenden Vater des Dirigenten Tom Lunies (Lars Eidinger) spielt. Den Preis für die beste weibliche Nebenrolle räumte Schauspielerin Adele Neuhauser für den Film "15 Jahre" ab.
"Die Theorie von allem" gewinnt in zwei Kategorien
Timm Krögers Mystery-Thriller "Die Theorie von allem" gewann in der Kategorie "beste visuelle Effekte" und "bestes Szenenbild". Der in Schwarz-Weiß gehaltene Film des in Itzehoe geborenen Regisseurs ist in den 1960er-Jahren in einem Hotel in den Schweizer Alpen angesiedelt und spielt mit der Idee der Multiversen, also verschiedener parallel existierender Welten.
Als bester Dokumentarfilm machte "Sieben Winter in Teheran" das Rennen und stach damit sogar Wim Wenders "Anselm" aus.
Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie für Hanna Schygulla
Eine Preisträgerin stand bereits im Vorfeld fest: Schauspiel-Ikone Hanna Schygulla erhielt in diesem Jahr den Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie. Die 80-Jährige ist eine der Gründerinnen der Akademie. Regisseur Rainer Werner Fassbinder holte Schygulla in den 60er-Jahren zuerst ans Theater. Später prägte er mit ihr in den Hauptrollen den deutschen Autorenfilm mit Dramen wie "Effi Briest", "Die Ehe der Maria Braun" und "Lili Marleen". Schygulla drehte international mit diversen Regisseurinnen und Regisseuren - und trat zuletzt beispielsweise im preisgekrönten Film "Poor Things" auf.
Margot Friedländer plädiert: "Seid Menschen!"
Die Gala des Deutschen Filmpreises bot auch Raum für ernste Töne. Nicht nur wurde verstorbener Kolleginnen und Kollegen gedacht, sondern angesichts weltgeschichtlicher Ereignisse auch gemahnt.
Bewegend war die Rede der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer. Begleitet von Regisseur Wim Wenders trat die 102-Jährige ans Mikrofon. "Ich bin zurückgekommen, um euch jungen Menschen die Hand zu reichen. Ich spreche für alle, die nicht mehr sprechen können", so Friedländer. Nie wieder dürften sich die Gräuel der Nazi-Herrschaft wiederholen. Die Filmschaffenden sollten die Kraft des Films nutzen, um aufzuklären. "Was war, können wir nicht mehr ändern. Aber es darf nie wieder passieren. Ich bitte euch, seid Menschen, seid Menschen!", plädierte Friedländer.
Claudia Roth: Kunst als Zugang zur Menschlichkeit
Und auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth bezeichnete bei der Eröffnung der Gala die Kunst in Krisenzeiten als Zugang zu Menschlichkeit. "Wir feiern nicht, um zu vergessen, sondern weil wir wissen: Kunst ist ein Zugang zur Humanität", so Roth. Sie sei vor allem ein Weg, "im Fühlen, Schauen, Hören uns ergreifen zu lassen und zu begreifen, was uns als Menschen ausmacht". Roth erinnerte an den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, an die von der Hamas entführten israelischen Geiseln, das Leid der Bevölkerung im Gazastreifen, den zum Tode verurteilten iranischen Rapper Tumadsch Salehi und die Lage im Sudan.
"Ich glaube, niemand hier bleibt unberührt vom Elend der Gewalt, von der Verunsicherung, von der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, den massiven Bedrohungen, denen die Demokratie und auch die Kultur ausgesetzt sind", sagte Roth. Doch in keiner Sekunde, in der gefeiert werde, würden die anderen vergessen werden. "So können und sollen wir feiern, denn wir feiern den Film, seine künstlerische, seine erzählerische, seine gesellschaftliche Kraft."