Ein Film wie eine Wundertüte: "Die Theorie von Allem"
Schon der Titel klingt ein wenig größenwahnsinnig: „Die Theorie von Allem“ heißt der Spielfilm des jungen Regisseurs Timm Kröger. Ein Schwarz-Weiß-Film im Stil von Hitchcock und Edgar Wallace, Krimi, Film Noir und noch vieles mehr.
"Die Theorie von Allem" bietet eine Vielzahl von möglichen Sichtweisen an. Er kreiert ein mysteriöses Multiversum, allerdings nicht mit den üblichen Superhelden, die man sonst so aus Blockbustern kennt, sagt Timm Kröger. In den Superheldenfilmen von Marvel werde der Begriff immer benutzt, um erst das Ende der Welt zu erzählen und dann die Rettung der Welt. "Wir haben das Multiversum ein bisschen anders betrachtet", sagt der Regisseur..
Ein Film wie ein Wundertüte mit – vor allem - ästhetisch beeindruckender Füllung. Ob es nicht vielleicht auch parallele Welten gäbe, in denen die Dinge anders verlaufen, fragt sich der Protagonist Johannes Leinert einmal. Leinert wird von Jan Bülow gespielt, der zuletzt als Udo Lindenberg in "Mach dein Ding" begeisterte.
Ein junger Physiker, der im Jahr 1962 seinen Doktorvater zu einem Kongress in den Schweizer Alpen begleitet und sich dort in eine geheimnisvolle Jazzpianistin verliebt. Außerdem spielen da noch alte Nazis und neue unterirdische Atomtests eine Rolle. Außerdem gibt die Leiche eines Professors der örtlichen Polizei Rätsel auf:
"Der Halswirbel befindet sich in einer extraordinären Position."
"Eigentlich unmöglich."
"Ein forensisches Phänomen."
"Um ehrlich zu sein, wir halten es für unwahrscheinlich, dass es sich bei diesem Unfall um einen Unfall handelt."
Dialog aus "Die Theorie von Allem"
Also wird ein Mörder oder eine Mörderin gesucht. Allerdings taucht der vermeintlich tote Professor wenig später höchst lebendig wieder auf. Hat Leinert sich das alles nur eingebildet, geträumt, oder werden hier bewusst falsche Fährten ausgelegt, um die Zuschauer hinters Licht zu führen?
Das Evidente und das Eventuelle vermischen sich hier auf faszinierende Weise. Zeit- und Raumkontinuität werden weitestgehend außer Kraft gesetzt. Das Ganze in Schwarz-Weiß, im Stile von Hitchcock, Edgar Wallace oder Orson Welles. Und es lassen sich noch so einige Referenzen erkennen, die für den Regisseur allerdings nicht entscheidend sind.
"Mir ist sehr wohl bewusst, dass nicht jeder den Filmkanon des 20. Jahrhunderts studiert hat", sagt Kröger. Auch er selbst habe das viel weniger als viele andere Leute. "Ich wollte nie nur eine Ansammlung von Zitaten, so ein cinephiles Ratespiel, wo man sich in der Filmgeschichte auskennen muss, um sich in diesem Film auszukennen."
Nun ist "auskennen" allerdings ohnehin etwas zu hoch gegriffen, ähnlich wie der Titel. Da ist schon viel erreicht, wenn man nicht gänzlich die Orientierung verliert. "Die Theorie von allem" birgt und behält viele Geheimnisse und lässt sehr viel Interpretationsspielraum - nicht nur was die Fragen der Polizei an den jungen Physiker angeht:
"Herr Leinert, wir hätten da noch ein paar Fragen, zum Beispiel: Was haben Sie mit einem zehnjährigen Jungen hier im Dorf gemacht? Wer ist Karin?" Zitat aus "Die Theorie von Allem"
Timm Kröger jedenfalls, das steht außer Frage, hat einen bildgewaltigen, rätselhaften Film gemacht. "Das tolle an Kino ist ja, dass es von Anfang an zwischen Kunst und Zirkus liegt. Es kann eine Achterbahnfahrt sein und es kann eine Totenmeditation sein und alles dazwischen", sagt er.
Die Theorie von Allem
- Genre:
- Film Noir / Thriller / Drama
- Produktionsland:
- Deutschland, Österreich, Schweiz
- Zusatzinfo:
- Jan Bülow, Olivia Ross, Hanns Zischler
- Regie:
- Timm Kröger
- Länge:
- 118 Minuten
- FSK:
- ab 6 Jahren
- Kinostart:
- 26. Oktober