Amelie Deuflhard im Porträt © Julia Steinigeweg
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AUDIO: Antisemitische Aktivistin eingeladen? Kampnagel-Chefin nimmt Stellung (4 Min)

Antisemitische Aktivistin eingeladen? Kampnagel-Chefin nimmt Stellung

Stand: 23.01.2024 17:14 Uhr

Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard hält die Klima-Aktivistin Zamzam Ibrahim nicht für eine Antisemitin. Den Vorwurf hatte Hamburgs Antisemitismus-Beauftragter Stefan Hensel erhoben, nachdem Ibrahim zu einer Kampnagel-Veranstaltung eingeladen worden war.

von Agnes Bührig

"Wie kannst du dich auf lokaler Ebene einbringen, wie herausfinden, wie du mitmachen kannst?" In einem Youtube-Video fordert die Klima-Aktivistin Zamzam Ibrahim aus Großbritannien 2021 zu Aktionen in Sachen Nachhaltigkeit auf. Über eine öffentliche Stiftung in Großbritannien, vergleichbar mit der Bundeskulturstiftung, kommt der Kontakt nach Hamburg.

Amelie Deuflhard über Zamzam Ibrahims Arbeit als Klima-Aktivistin 

Ihre Positionen als Muslima mit somalischen Wurzeln habe sie interessiert, sagt Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard: "Ihr Fokus ist die Frage: Warum eigentlich ist die Klimabewegung in Europa und auch weltweit weiß und mittelständisch? Und warum sind eigentlich weniger privilegierte Menschen von Haus aus in der Klimabewegung nicht aktiv? Zamzam Ibrahim selbst hat einen Hintergrund als Geflüchtete aus Somalia, von wo aus ihre Eltern geflohen sind. Sie ist in Schweden geboren und aufgewachsen und lebt jetzt in Großbritannien." 

Stefan Hensel sieht Ibrahim als ausgewiesene BDS-Vertreterin 

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Nach heftiger Kritik: Kampnagel verlegt Veranstaltung ins Internet

An der Einladung einer Klimaaktivistin hatte es wegen israelfeindlicher Äußerungen Kritik gegeben. Aus Sicherheitsbedenken findet die Veranstaltung jetzt nur im Netz statt. mehr

Der Antisemitismusbeauftragte der Hansestadt Hamburg, Stefan Hensel, sieht die Einladung kritisch. Bei Ibrahim handle es sich um eine ausgewiesene BDS-Vertreterin. Die gegen Israel gerichtete Kampagne setzt sich für Boykott, Desinvestition und Sanktionen ein. Zwei Tage nach dem Anschlag der Hamas vom 7. Oktober, so Hensel, habe sich Ibrahim auf der Plattform X mit der Äußerung zu Wort gemeldet, die Geschichte werde sich an diejenigen erinnern, die die Unterdrückten ignoriert haben.

In einer Pressemitteilung kritisierte der Antisemitismusbeauftragte am Montag, dass Kultursenator Carsten Brosda nicht einschreiten würde: "Während Tausende in Hamburg gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gehen, werden Jüdinnen und Juden in dieser Stadt im Stich gelassen. Kampnagel ist gerade dabei, die Fehler der Documenta fifteen zu wiederholen und der Kultursenator sieht tatenlos zu."

Kultursenator Brosda widerspricht Vorwurf der Tatenlosigkeit  

Brosda ließ die Kritik nicht auf sich sitzen. Er suchte das Gespräch mit Deuflhard, die ihm versicherte, antisemitischen Äußerungen zu widersprechen, zumal es bei der Veranstaltung um den Klimawandel gehe. Dass Ibrahim pro-palästinensisch eingestellt ist, wusste sie hingegen. Für eine Antisemitin hält sie sie jedoch nicht. Im Gespräch mit ihr habe diese den Hamas-Anschlag verurteilt.

Wann also ist jemand nicht mehr tragbar, zu einer Diskussion eingeladen zu werden? "Wir beschäftigen uns damit ständig", so Deuflhard. "Es gibt unterschiedlichste Zusammenkünfte von Kulturveranstaltern. Und wenn man international arbeitet, ist es einfach so, dass es auch viele Künstlerinnen gibt, die pro Palästina sind. Zur Frage, ob wir die jetzt alle nicht mehr einladen dürfen: Für Palästina zu sein heißt erstmal nicht, antisemitisch zu sein. Diese Fragen müssen wir lösen."

Antidiskriminierungsklausel in Berlin zurückgezogen  

Braucht es eine Antidiskriminierungsklausel, wie sie jüngst Berlins Kultursenator Joe Chialo etablierte - und wegen juristischer Bedenken nach Protesten gestern wieder zurückzog? Sollten spezielle Verfahren zur Prüfung der Eingeladenen eingeführt werden? Beim arabischen Theaterfestival im Pavillon in Hannover etwa treffe sich grundsätzlich vorab eine Programmgruppe, sagt Kolja Schwab aus der Pressestelle. Falle jemandem etwas Problematisches auf, gehe man dem nach.

Im Gespräch miteinander zu bleiben, hält auch Amelie Deuflhard für die beste Alternative. "Wir müssen gucken, dass wir Diskurslinien diskutieren", so die Kampnagel-Intendantin. "Es muss auch in Deutschland möglich sein, die Regierungspolitik von Israel zu kritisieren. Wenn das nicht mehr möglich ist, wäre nicht nur die Kunstfreiheit, sondern auch die Meinungsfreiheit verloren."

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