Nach heftiger Kritik: Kampnagel verlegt Veranstaltung ins Internet
Nach Kritik an der Einladung einer britisch-somalischen Klimaaktivistin wegen israelfeindlicher Äußerungen hat das Kulturzentrum Kampnagel entschieden, die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen ins Internet zu verlegen.
In einer Stellungnahme, die Kampnagel am Mittwochabend veröffentlichte, heißt es: "Oberste Priorität aller Veranstaltungen hat für uns immer die Sicherheit aller Anwesenden". Eine gründliche Abwägung habe ergeben, dass Kampnagel "diesen diversen Sicherheitsansprüchen, trotz eines ausgearbeiteten Schutz- und Awarenesskonzeptes, unter den aktuellen Umständen für die geplante Veranstaltung nicht mehr gerecht werden" kann.
Antisemitismusbeauftragte kritisierte Einladung heftig
Wegen israelfeindlicher Äußerungen hatte der Antisemitismusbeauftragte der Stadt Hamburg, Stefan Hensel, zuvor die Einladung einer britisch-somalischen Klimaaktivistin zu einer Veranstaltung auf Kampnagel heftig kritisiert. Zamzam Ibrahim mache neben ihrem Engagement für Klimagerechtigkeit vor allem durch ihre antisemitischen Äußerungen von sich reden, teilte Hensel am Montag mit. "Kampnagel ist gerade dabei, die Fehler der documenta fifteen zu wiederholen, und der Kultursenator sieht tatenlos zu."
Während Tausende in Hamburg gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gingen, "werden Jüdinnen und Juden in dieser Stadt im Stich gelassen", sagte Hensel. Die Behörde von Kultursenator Carsten Brosda (SPD) wies die Vorwürfe zurück, zeigte sich aber dennoch über die Einladung besorgt.
"Hamburg lässt Jüdinnen und Juden im Stich"
Ibrahim ist als Keynote-Sprecherin für die am Donnerstag beginnende Kampnagel-Klima-Reihe "How low can we go?" geladen. In den sozialen Medien tritt sie für die sogenannte BDS-Kampagne gegen Israel ein. BDS steht für Boykott, Desinvestition und Sanktionen. Außerdem wirft sie in Posts Israel Völkermord an den Palästinensern vor.
Die Kulturbehörde sieht die Einladung Ibrahims ebenfalls kritisch. Brosda habe Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard umgehend seine Besorgnis mitgeteilt, dass die Rednerin den Auftritt zum Thema Klimaschutz nutzen könnte, um auch ihre nicht akzeptablen israelbezogenen antisemitischen Positionen zu vertreten, teilte ein Sprecher mit. "Er ist also in keiner Weise tatenlos gewesen."
Auftritt soll nicht für politische Statements genutzt werden
Deuflhard habe versichert, dass Ibrahim explizit zu Fragen von Klima und Nachhaltigkeit eingeladen worden sei und sie selbst darauf achten werde, dass die Bühne nicht für andere politische Statements genutzt werde. "In der Tat sind von der Speakerin Äußerungen bekannt geworden, die auch wir so nicht teilen können", heißt es in der Mitteilung, die das Hamburger Kulturzentrum am Mittwochabend veröffentlichte. "Unsere Versicherung dafür Sorge zu tragen, dass es im Rahmen des Klimaschwerpunktes zu keiner antisemitischen Äußerung kommen wird, konnte die Sorge Einzelner nicht ausräumen".
Staat darf sich nicht in die Kunst einmischen
Die Kulturbehörde sagte der Staat müsse mit Blick auf die Kunstfreiheit sehr zurückhaltend sein, über die gesetzlichen Regelungen hinaus Vorgaben zur inhaltlichen kulturellen Programmgestaltung zu machen. Stattdessen müssten Sensibilität und Verantwortungsbereitschaft der Kultureinrichtungen weiter gestärkt werden, "damit sichergestellt ist, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz hat", so der Sprecher der Kulturbehörde. "Die Debatte um den Auftritt von Zamzam Ibrahim leistet hierzu einen wichtigen Beitrag und die Behörde für Kultur und Medien erwartet, dass Kampnagel seine Zusagen einhält, antisemitische Äußerungen nicht zuzulassen."