375 Jahre Westfälischer Friede: Osnabrück blickt in die Zukunft
Vor 375 Jahren beendete der Westfälische Friede das Grauen des Dreißigjährigen Krieges. Unterzeichnet wurde er 1648 in Osnabrück und in Münster. Über 200 Veranstaltungen in Osnabrück erinnern in diesem Jahr daran und fragen, wie Frieden neugedacht werden kann.
Wie gelingt Frieden? Angesicht des Krieges in der Ukraine ist dies eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit. So steht das Jubiläumsjahr des Westfälischen Frieden unter einem ganz anderen Stern als die Feier zum 350. Jahrestag. Damals gab es große Namen und historische Ausstellungen. Diesmal ist der Blick in die Zukunft und die Welt gerichtet. "Unser inhaltliches Ziel haben wir so formuliert: 'Geschichte reflektieren - Zukunft neu denken'", erklärt Wolfgang Beckermann, der Leiter des Fachbereichs Kultur in Osnabrück. "Das wird vor allem durch das intensive Einbeziehen von jungen Menschen, nicht nur aus Osnabrück, sondern aus Deutschland, Europa und der Welt stattfinden."
Historischer Parcours statt Ausstellung
Mitglieder des Osnabrücker Jugendparlaments waren an den Planungen beteiligt. Das soll "nicht so langweilig wie Geschichte in der Schule" werden, wünschte sich die Präsidentin des Parlaments Tuana Sahin. Statt einer Ausstellung im Museum gibt es deshalb einen historischen Parcours. "Den muss man sich so vorstellen, dass hier in der Stadt an historische Stätten angeknüpft wird und die in Zusammenhang mit dem Geschehen des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens gebracht werden", erklärt Beckermann.
Friedenszirkus und Figurentheater
Kongresse, Theater, Lesungen, Radrennen oder gemeinsame Essen stehen auf dem Programm: Das Osnabrücker Viertel Schinkel gilt als sozialer Brennpunkt. Hier baut der Cirque du Paix, der Friedenszirkus, seine Zelte auf. Mit einem Programm von Hip-Hop bis Poetry Slam rund um das Thema Frieden.
Das Figurentheater Osnabrück kommt mit einer 16 Meter hohen Puppe auf den Marktplatz. Der Documenta-Teilnehmer Ibrahim Mahama aus Ghana baut eine große Installation im Stadtzentrum auf. Er kritisiert mit seinen Arbeiten Welthandel und Kapitalismus.
"Alle Staaten sind unabhängig in den Verhandlungen"
Bei allem geht es um Konflikte in der heutigen Zeit und ums Zusammenkommen und Debattieren. Denn das sei es, was wir vom westfälischen Friedensschluss lernen können, meint der 16-jährige Linus Sandkämper vom Osnabrücker Jugendparlament.
"Dass alle Staaten unabhängig von ihrer eigentlichen Macht, unabhängig sind in den Verhandlungen. Und das ist natürlich auch etwas Besonderes, was in dieser Zeit gefördert werden muss", sagt Linus Sandkämper. "Der Krieg in der Ukraine dauert schon fast ein Jahr an und irgendwann kommen die Menschen in der Ukraine und Russland an den Punkt, dass es nicht mehr weitergeht. Sie müssen zu dem Schluss kommen, dass jetzt nur noch diplomatische Verhandlungen helfen."
Startschuss zum Jubiläumsjahr am 24. Februar
Jugendparlamentarier Linus Sandkämper freut sich auf ein Jahr mit vielen neuen Kontakten. Im Mai kommen wieder Gesandte nach Osnabrück. Diesmal sind es junge Menschen aus Jugendparlamenten in ganz Europa. "Was ich andere Jugendliche fragen möchte, ist: Wie können wir die Politik mehr auf die Jugend ausrichten, dass ihre Themen beachtet werden", sagt er.
Auch gemeinsam mit der Nachbarstadt Münster sind Veranstaltungen geplant. Am 24. Februar, genau ein Jahr nach Beginns des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, soll es eine Menschenkette zwischen den beiden Städten geben: der Startschuss zum Jubiläumsjahr.