Zeitreise: Die Inselbahn von Sylt
"Käseschieber", "Rasende Emma" oder "Feuriger Elias" wurde sie im Volksmund genannt, dabei war sie einfach nur Kult: die Sylter Inselbahn. Mehr als 80 Jahre lang gehörte sie zur Nordseeinsel wie Wellen, Wind, Sonne und Strand. Von der Nordspitze List bis zur Südspitze Hörnum dampfte und tuckerte sie in 45 Minuten über die Insel. Und weil sie mit maximal 40 Kilometern pro Stunde und manchmal auch nur im Schritttempo von Dorf zu Dorf unterwegs war, riefen sich die Fahrgäste gerne mal im Scherz gegenseitig zu: "Blumen pflücken während der Fahrt verboten".
Eisenbahn statt Pferdekutsche ab 1888
Die Geschichte der Inselbahn begann vor 125 Jahren. Von 1888 an schnauften die ersten Dampfloks durch die Sylter Heidelandschaft. Weil das einzige Fortbewegungsmittel auf der Insel Pferdewagen waren, wurde die erste Strecke, die Ostbahn, zwischen Munkmarsch und Westerland gebaut. So gelangten die ersten Kurgäste nach der Anreise mit dem Schiff wesentlich komfortabler über die Insel.
Bahn als Motor des Touristen-Aufschwung
Die Bahn wurde zum Motor für den touristischen Aufschwung. Auch wenn der Fahrkomfort eher zu wünschen übrig ließ: es ruckelte und holperte, anfangs gab es keine Heizung in den Wagen, die Bänke waren aus Holz. Die Sylter Inselbahn war ein Privatbetrieb, die Waggons und Triebwagen ein Mix aus ausrangierten Kleinbahnen wie Rendsburg oder Eckernförde. Anfang der 70er stand der Betrieb vor der Herausforderung die Gleisanlagen, Schienen und den Fuhrpark überholen zu müssen. Das bedeutete ein Investitionsvolumen von rund 15 Millionen Euro und somit das Aus. Außerdem machte das Auto der Inselbahn zunehmend Konkurrenz, das mit Shuttle-Zug über den Hindenburgdamm auf die Insel kam. Die Bahn verschwand, die Personenbeförderung übernahmen von da an Busse.
1970 - Ende der Bahnromantik
Am 29. Dezember 1970 brach die Inselbahn zu ihrer Abschiedsfahrt auf, das war das Ende der Personenbeförderung mit der Inselbahn auf Sylt. Was geblieben ist, sind Erinnerungen, Anekdoten und einzelne Relikte, wie das Denkmal vor dem Bahnhof Westerland, und ein Hauch von Eisenbahnromantik.