Vor 70 Jahren: Schah von Persien und Soraya besuchen Hamburg
Am 23. Februar 1955 war halb Hamburg auf den Beinen. Der Grund: Der Besuch des Schahs von Persien und Kaiserin Soraya - für die damals noch junge Bundesrepublik und insbesondere Hamburg eine Sensation.
Obwohl der Schah, Mohammad Reza Pahlevi, bereits 1935 "Iran" als offizielle internationale Bezeichnung für sein Land erhoben hatte, wird der Name Persien auch danach noch häufig verwendet.
Am 23. Februar 1955 kommt der Schah mit Kaiserin Soraya in Hamburg an. In der Hansestadt ist es kalt und frostig. Schneeschollen treiben auf der Elbe, als das Paar zu einer Hafenrundfahrt aufbricht. Doch den eisigen Temperaturen zum Trotz ist der Empfang, den Hamburg dem Kaiserpaar bereitet, überaus warm.
International hoch angesehene Gäste
- Ankunft des Schah und seiner Gattin Soraya in Hamburg
- Reportage über den Besuch im Rathaus und die Stadtrundfahrt
- Reportage vom Empfang im Hamburger Rathaus
- Interview mit Kaiserin Soraya
- Interview überer die Unterbringung im Hotel Atlantic
- Proben der persischen Hymne
- Gespräch mit dem Bruder von Soraya
1955 sind der Schah und Kaiserin Soraya international hoch angesehen. Ihr Besuch in Hamburg ist knapp sechs Jahre nach Republikgründung "eine große Ehre", wie der Iranistik-Professor Shervin Farridnejad dem NDR sagt.
Tausende Hamburger und Hamburgerinnen säumen den Rathausplatz, als das kaiserliche Paar dort ankommt. Im Bürgermeistersaal tragen sie sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Als Geschenk erhält die Kaiserin das Hamburger Wappen in Gold.
Regenbogenpresse berichtet laufend über Soraya
Überhaupt ist es weniger der Schah selbst als seine Kaiserin, die die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Grund ist nicht zuletzt die Dauer-Berichterstattung der Regenbogenpresse zu dieser Zeit über Soraya, die eine deutsche Mutter hat und fließend Deutsch spricht. Die Kindertagesstätte Hartzloh in Barmbek-Nord besucht das Paar auf ihren Wunsch hin.
Impulse für die Wirtschaft im Iran
Es sind vor allem wirtschaftliche Interessen, die den Schah nach Hamburg hatten reisen lassen. Er will sein Land in eine moderne Industrienation nach westlichem Vorbild entwickeln - und erhofft sich dafür Impulse, wie bei seinem Besuch der damals hochmodernen Anlagen des Hafenschuppens 58. In der Folge des Schah-Aufenthalts in Hamburg investieren viele große deutsche Firmen im Iran, etwa Siemens.
Empfang im Rathaus als Höhepunkt
Höhepunkt des Besuchs ist der abendliche Empfang im Rathaus. Der Nordwestdeutsche Rundfunk sendet damals live im Fernsehen, als das Ballett der Hamburgischen Staatsoper dem Kaiserpaar zu Ehren den Kaiserwalzer tanzt. Mohammad Reza Pahlevi und Soraya bleiben bis zum 26. Februar 1955 in Hamburg. Dann geht es weiter zu einem Besuch in Bonn.
1967: Gewalt statt Euphorie
Anders als 1955 verläuft der nächste Schah-Besuch in Hamburg am 3. Juni 1967. Nachdem einen Tag zuvor Schah-Anhänger in Berlin auf Demonstranten eingeprügelt hatten und die Polizei den Studenten Benno Ohnesorg erschossen hatte, kommt es auch in der Hansestaadt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Der Schah-Besuch 1955 ist also ein letztes Zusammentreffen mit der Hansestadt in Glanz und ungetrübter Freude.
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