Stand: 12.05.2018 06:00 Uhr

Husum: Groß durch Ochsenfleisch

Erbe einer großen Zeit

An die große Zeit des Viehmarktes erinnert heute noch der "Treibweg". Über ihn gelangte das Vieh vom Marschbahnhof im Norden zum Viehmarkt. Davor gab es im heutigen Ortsteil Rödemis seit 1854 den "Englischen Bahnhof". Heute kennen wir vor allem den 1910 gebauten Hauptbahnhof.

Eine aktuelle Aufnahme von Husum. © NDR Foto: Werner Junge Eine historische Aufnahme von der roten Pforte in Husum. © Museumsverbund Nordfriesland

Die "Rote Pforte" 1949. Damals einfach eine Straße zum Markt. Heute ist dieselbe Straße eng bebaut, es gibt viele Parkplätze und kleine Geschäfte mitten in Husum.

Der Marktplatz in Husum mit Marienkirche und Tinebrunnen am Abend. © imago Foto: Arnulf Hettrich
Auf dem Marktplatz stehen die Marienkirche und der Tinebrunnen. Er zeigt eine Fischersfrau.

Dass Vieh auch vom Hafen durch die "Hohle Gasse" und die "Neustadt" getrieben wurde, wissen wir durch historische Fotografien. Weil der Viehhandel so bedeutend war, speien auch vier Ochsenköpfe des Tinebrunnens Wasser in das große Becken unter der stolzen Fischersfrau. Seit 1902 steht der von Adolf Brütt geschaffene Brunnen auf dem Marktplatz.

Darum heißt es "Schloss VOR Husum"

Symbol des Viehmarktes und auch der neuen Zeit ist der Wasserturm. Vom Markt aus gesehen steht er in der Nordwestecke des Parks des "Schlosses vor Husum" in der Neustadt, heute berühmt für seine Millionen lila Krokusse im Frühling. Neustadt, weil auch Husum erst in der Gründerzeit über seinen historischen Kern rund um Markt und Hafen hinaus gewachsen ist. Deshalb heißt es übrigens auch Schloss VOR Husum. Denn die 1577-1583 von Herzog Adolf als Witwensitz gebaute Dreiflügelanlage lag seinerzeit auf dem freien Feld vor Husum.

Eine aktuelle Aufnahme des Husumer Schlosses. © NDR Foto: Werner Junge Eine historische Aufnahme des Husumer Schlosses. © Museumsverbund Nordfriesland

Einst als herzoglicher Witwensitz gebaut, war das Schloss vor Husum von 1867 an ein reiner Verwaltungsbau und ohne Turmspitze. Bis 1970 saß dort das Landratsamt. Als der Kreis Husum im Kreis Nordfriesland aufging und auf der Fläche des Viehmarktes das neue Kreishaus gebaut wurde, konnte das Schloss wieder Schloss sein. Nach sieben Jahren war 1980 wieder der alte Zustand eines herzoglichen Schlosses erreicht.

Ein bedeutender, aber rebellischer Ort

Schon im Mittelalter war Husum nach damaligen Maßstäben ein bedeutender Ort. Nach dem Untergang Rungholts bei der "Ersten großen Mandränke" 1362 begann der Aufstieg. Es war der Westhafen für Flensburg und wurde reich durch den Export der Agrarüberschüsse der Marschen. Im 16. Jahrhundert hatte der "Flecken" Husum zwischen 5.000 und 6.000 Einwohner. Es war damit nach Flensburg der zweitgrößte Ort in den Herzogtümern. Doch die Stadtrechte bekam Husum erst 1603. Also in einer Zeit, in der die Wirtschaft schon wieder schwächelte. Der Zusammenbruch kam 1634 mit der "Zweiten Mandränke". Husum verlor damit vor allem die Insel Strand als Kornkammer und so auch die Basis des Wohlstandes.

Eine aktuelle Aufnahme von Husum. © NDR Foto: Werner Junge Eine historische Aufnahme von Husum. © Kreisarchiv, Sammlung Hoffmann

Ein Kutter auf den Hellingen der alten Werft im Binnenhafen. Der Blick geht auf einen weitgehend noch wirtschaftlich genutzten Binnenhafen mit Eisenbahnanschluss, Lagerhäusern und Entladebetrieb. Ein Kutter steht immer noch auf den Hellingen, doch der Binnenhafen ist inzwischen zur Flaniermeile geworden und trägt wesentlich mit zur Attraktivität Husums bei.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 11.05.2018 | 20:05 Uhr

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