Schokoladenfabrik: Eine Zeitreise in Quickborns süße Vergangenheit
In Quickborn wurde bis 2009 Schokolade produziert. Am Anfang waren es mehr als 2.000 Menschen, die hier Süßes herstellten. Der Boom durch die Deutsche Einheit hielt nicht lange genug an, um die Fabrik in die Gegenwart zu retten.
Als Klaus-Hermann Hensel am 1. Juni 1970 seinen ersten Arbeitstag bei der Schokoladenfabrik in Quickborn (Kreis Pinneberg) hatte, legte ihm die Sekretärin einen Schokoladen-Weihnachtsmann auf den Tisch. Ab Ende Mai wurde die Produktion von Süßigkeiten für Weihnachten gestartet und in den Hallen der Fabrik der Firma Monheim arbeiteten Menschen und Maschinen damals auf Hochtouren. In teilweise drei Schichten liefen dann am Tag knapp eine Million bunt verpackte Schokoladen-Teilchen in die Lager, um dort auf die Feiertage zu warten.
Größter Arbeitgeber in Quickborn
Mitte der 1950er-Jahre arbeiteten in der Schokoladenfabrik mehr als 2.000 Menschen. Vor allem waren es Frauen, die hier am Fließband standen. Sie kamen längst nicht alle aus Quickborn. Busse sammelten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Itzehoe, Neumünster, Bad Segeberg und anderen Städten ein und brachten sie zur Früh- oder Spätschicht. Die Firma, die vor allem die Marke "Trumpf" herstellte, war nicht nur in Quickborn der größte Arbeitgeber, sondern zählte auch zu den wichtigsten Betrieben in ganz Schleswig-Holstein. Zugleich war die Firma bis in die 1960er-Jahre hinein ein sehr sozialer Betrieb, der sogar ein eigenes Erholungsheim in Ostholstein hatte. Es gab Feste und Betriebsausflüge für die Arbeiterinnen und Arbeiter, zum Beispiel nach Mölln, Plön oder Laboe.
Eine unangenehme Duftwolke über der Stadt
In Quickborn fing die Produktion mit der gelieferten Kakaobohne an und endete mit der fertigen Schokoladentafel oder dem Schoko-Weihnachtsmann. Immer wenn die Kakaobohnen geröstet wurden, lag eine Duftwolke über der Stadt. Jeder konnte riechen, wenn bei "Trumpf" gearbeitet wurde. Dabei waren viele Menschen in Quickborn überrascht, dass etwas, das so lecker schmeckt, so unappetitlich riechen konnte. Der Geruch war leicht säuerlich und man musste sich schon sehr anstrengen, um einen leichten Schokoladenduft herauszuriechen. In den 1970er-Jahren wurde deshalb auch eine Anlage zur Luftwäsche eingebaut, um Beschwerden zu vermeiden.
Das Ende einer Ära
Mit der Deutschen Einheit gab es zu Beginn der 1990er-Jahre noch einmal einen Boom in der Quickborner Fabrik. Der Osten wollte Süßes und Quickborn lieferte. Bis nach Polen und Russland schickten die Schleswig-Holsteiner Schokolade. Aber es dauerte nicht lange bis auch Produktionen nach Osteuropa verlagert wurden. Dort waren die Lohnkosten niedriger, Genehmigungen leichter zu bekommen und es wurden neue Fabriken gegründet. Kapazitäten in Deutschland wurden heruntergefahren. Im September 2009 war letztlich Schluss in der Schokoladenfabrik in Quickborn. Die Stadt verlor damit ein Stück ihrer Geschichte.