Arko: Das Auf und Ab einer norddeutschen Traditionsmarke
Was am 29. Februar 1948 als Grundversorgung für den täglichen Bedarf begann, entwickelte sich schnell zum Synonym für feine Süßwaren: Seitdem gibt es die Leckereien von Arko - doch von Krisen bleibt auch die Wahlstedter Firma nicht verschont.
In der Nachkriegszeit sehnten sich die Menschen nach Bohnenkaffee, Kakao, Schokolade, Margarine und Wein - genau das brachte ihnen Arko. Hinter dem Kürzel verbirgt sich Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb von Konsumgütern. Gegründet wurde das Unternehmen am 29. Februar 1948 auf einem verwaisten Militärgelände im Wald von Wahlstedt. Der Kaffeehändler Bernhard Rothfos und sein Sohn Cuno hatten sich das Wahlstedter Areal gesichert. Dort wurden die Waren gesammelt, verpackt und auf die Reise zu den Kunden geschickt.
Am Anfang kommen die Arko-Waren mit dem Rad
Zunächst gab es die Produkte nur im Dreieck Bad Bramstedt - Bad Segeberg - Neumünster, später dann in ganz Norddeutschland. Zu Beginn lieferte Arko noch per Fahrrad im Koffer und verkaufte auf Wochenmärkten. Dann wurden auch Autos angeschafft - mit Lautsprecher und Musik boten die Verkäufer die Waren direkt vom Fahrzeug aus feil. 1950 wurde das erste Geschäft in Nortorf eröffnet - rasant wuchsen Fahrzeugflotte wie Filialnetz - und Arko wurde schnell zum wichtigen Arbeitgeber für Schleswig-Holstein: Bis 1953 schoss die Zahl der Mitarbeiter von anfangs 30 auf 975.
Aus der Grundversorgung wird die feine Confiserie
Als regionaler Versorger für Lebensmittel und Genussartikel des täglichen Bedarfs breitete sich Arko über den ganzen Norden einschließlich Niedersachsen aus. 1971 wurde in Göttingen die 150. Filiale eröffnet. Längst hatte Arko sein Angebot verfeinert. Das Sortiment umfasste nun keine Grundnahrungsmittel mehr, die gab es schließlich in jedem Supermarkt. Stattdessen gab es Kaffeespezialitäten, Pralinen und edles Gebäck. Verantwortlich für die neue Verkaufsstrategie und den Erfolg gegenüber Konkurrenten wie Eduscho, war der Mann, der das Unternehmen mit seinem Vater gegründet hatte: Cuno Rothfos.
Stark nach der Wiedervereinigung - doch die Krise naht
Der Mauerfall und die Wiedervereinigung bescherten Arko einen ganz neuen Markt in Ostdeutschland. Dagegen ging die Expansion im Süden Deutschlands schief - genauso wie der Versuch, europaweit Fuß zu fassen. Allmählich begann der Stern der Arko zu sinken - trotz neuem Vertriebsweg im Online-Shop.
2014 wurde das Unternehmen an einen Investor verkauft, den Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Paul Morzynski aus Hannover. Er trieb den Neustart der Traditionsmarke voran. Die Losungen: Umstrukturierung und Modernisierung - bei bleibender Firmenzentrale in Wahlstedt. 2016 übernahm Arko von Darboven die Fachgeschäfte der Tee- und Kaffee-Marke Eilles, 2018 folgte die Übernahme von Hussel. Die drei Ketten gehörten nun zur Unternehmensgruppe Deutschen Confiserie Holding (DCH). Und die Geschäftsführung zeigte sich überzeugt: Da ist noch Luft nach oben - und verbreiterte das Sortiment etwa bei Arko um süße Geschenkartikel für jüngere Zielgruppen.
Kaum Kunden: Arko aus Wahlstedt meldet Insolvenz an
Die Corona-Krise bescherte den Herstellern feiner Naschereien einen herben Dämpfer: Zwar mussten die Süßwaren-Geschäfte trotz Lockdowns nicht überall schließen, doch viele Filialen befinden sich in Einkaufsstraßen und Shopping-Centern - und dort blieben die Kunden wegen der Pandemie insbesondere im zweiten Lockdown inmitten der umsatzstarken Vorweihnachtszeit größtenteils weg. Im Januar 2021 meldete Arko - bei weiter laufendem Betrieb - Insolvenz an. Nach Informationen der "Wirtschaftswoche" waren die Geschäfte von Arko allerdings schon vor der Corona-Pandemie nicht mehr so gut gelaufen.
Seit erfolgreichem Abschluss der Insolvenz im Oktober 2021 befindet sich die Gesellschaft vollständig im Eigentum der DCG Deutsche Confiserie Group GmbH & Co. KG mit Sitz in Hannover. Bundesweit rund 300 Filialen mit 1.300 Beschäftigten seien damit gerettet, teilte die DCG mit. Die Unternehmensgruppe kündigt an, ihre Produkte neben dem Filialgeschäft noch stärker im Online-Handel und im Lebensmittel-Einzelhandel vermarkten zu wollen.
Anfang Februar 2024 geraten die Süßwaren-, Kaffee- und Teefirmen Hussel, Arko und Eilles - allesamt Unternehmen der Deutschen Confiserie Holding - erneut in finanzielle Schwierigkeiten. Wieder müssen sie Insolvenz anmelden, wieder ist die Zukunft ungewiss.