Das dänische Königshaus und seine lebhafte Geschichte
Das als volksnah und unkompliziert geltende dänische Königshaus blickt auf eine lange Geschichte zurück. Durch geschickte Heiratspolitik ist es mit vielen anderen europäischen Königshäusern verwandt. Seit dem 14. Januar 2024 Frederik X. neuer König.
Die Wurzeln der dänischen Monarchie reichen zurück bis zu den Wikingern. Als erster König Dänemarks wird Gorm der Alte angesehen. Seine Regierungszeit ist nicht eindeutig belegt. Angeblich dauert sie von 899 bis 958 oder 964. Nachfolger wird sein Sohn Harald I. Blauzahn. Er besteigt - auch das ist nicht ganz eindeutig geklärt - 958 oder 964 den dänischen Thron. Andere Quellen nennen das Jahr 936. Harald I. wird zudem im Jahr 970 norwegischer König. Unter seiner Herrschaft beginnt die Christianisierung Skandinaviens. Die erste Blütezeit erlebt das dänische Königreich zur Zeit der Hanse im Hochmittelalter: Die dänischen Könige kontrollieren fast den gesamten Ostseehandel. 1389 gelingt es ihnen, Norwegen, Schweden und Dänemark unter ihrer Führung zur Kalmarer Union zusammenzuschließen. 1523 löst sich Schweden aus der Union. Mit Norwegen bleibt Dänemark bis 1814 verbunden.
Christian IX.: Der "Schwiegervater Europas"
Nach dem Tod des kinderlosen Königs Christoph III. wird Graf Christian von Oldenburg 1448 dänischer König. Diese Linie regiert bis zum Tod von Frederik VIII. im Jahr 1863. Sein Nachfolger wird Christian IX. aus dem Adelshaus Sonderburg-Glücksburg, einer Nebenlinie der dänischen Königsfamilie. Der König trägt den Beinamen "Schwiegervater Europas". Durch seine Heiratspolitk gewinnt das dänische Königshaus an Einfluss in fast allen regierenden Häusern Europas: Seine Tochter Alexandra ist mit dem britischen König Eduard VII. verheiratet, sein Sohn Georg I. Wilhelm ist König von Griechenland und Maria Dagmar, das vierte seiner sechs Kinder, ehelicht Zar Alexander III. von Russland. Prinzessin Thyra ist mit Ernst August, Kronprinz von Hannover, verheiratet und sein jüngestes Kind, Prinz Waldemar, heiratet die französische Prinzessin Marie von Bourbon-Orleans. Christian IX. regiert von 1863 bis 1906.
Anonymer Tod von Frederik VIII. in Hamburg
Sein Sohn Frederik VIII. folgt ihm auf den Thron, er herrscht aber nur sechs Jahre über das skandinavische Königreich. Für Aufsehen sorgt weniger seine Regentschaft als vielmehr sein Tod: Nach einem Aufenthalt in Nizza macht der König einen Zwischenstopp in Hamburg. Dort soll er eine Prostituierte in der Innenstadt besucht haben. Auf dem Rückweg ins Hotel erleidet er auf dem Gänsemarkt einen Herzinfarkt und bricht tot zusammen. Zunächst weiß niemand, wer der Tote ist, darum bringt man den Leichnam in ein städtisches Leichenhaus. Die Diener des Königs finden ihn dort und veranlassen die feierliche Überführung nach Dänemark.
Osterkrise gefährdet die Monarchie
Auf Frederik VIII. folgt sein Sohn Christian X. auf den dänischen Thron. In den ersten Jahren seiner Regentschaft will sich der König nicht mit seiner repräsentativen Rolle als Staatsoberhaupt begnügen, die dem König seit einer Verfassungsänderung von 1901 zufällt. Stattdessen mischt er sich aktiv in die Politik ein und handelt damit gegen den Willen der dänischen Regierung. Höhepunkt der Auseinandersetzungen ist die sogenannte Osterkrise von 1920: Der König hat die gesamte Regierung entlassen und eine neue eingesetzt. Das führt zu Protesten und Demonstrationen, für einige Tage steht die Existenz der Monarchie in Frage. Christian X. lenkt schließlich ein und beschränkt sich von nun an auf seine repräsentative Rolle als Staatsoberhaupt. Die Sympathie seiner Landsleute gewinnt der König schließlich während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg: Christian X. reitet täglich durch Kopenhagen. Der König, aufrecht auf seinem Pferd in den Straßen der Hauptstadt sitzend, wird mit seiner reservierten Haltung gegenüber den deutschen Besatzern zum Symbol der Einheit von Volk und Krone. Christian X. stirbt 1947.
Wandel zur "normalen" dänischen Familie
Unter der Regentschaft seines Nachfolgers Frederik IX. macht das Land einen atemberaubenden Wandel durch: Dänemark entwickelt sich vom Agrarstaat zum sozialen Wohlfahrtsstaat. Frederik IX., ein begeisterter Klavierspieler, ist bei den Dänen sehr beliebt: Die Königsfamilie legt Wert darauf, sich als ganz normale dänische Familie darzustellen.
Weil Frederik und seine Frau Ingrid keinen Sohn haben, ändert das Parlament die Thronfolge-Regelung, sodass Frederiks Tochter, die heutige Königin Margrethe, den Thron erben kann. Der König stirbt nach einer kurzen Krankheit 1972. Am 14. Januar 1972 besteigt Margrethe II. den Thron.
Königin Margrethe II. dankt ab - Nachfolger wird ihr Sohn Frederik
Die Königin ist im Volk beliebt und gibt sich volksnah. Auch im Ausland mag man sie. In Schleswig-Holstein erinnert man sich an "viele herzliche Begegnungen". In Flensburg fliegen ihr 2019 die Herzen zu. Im Alter von 83 Jahren dankt sie zum 14. Januar 2024 etwas überraschend ab - aus gesundheitlichen Gründen. Margrethe II. behält aber ihren Königinnen-Titel. Ihr Schritt gilt als äußerst ungewöhnlich und historisch. Seit Einführung der Erbmonarchie im Jahr 1660 habe es keinen Monarchen gegeben, der freiwillig auf den Thron verzichtete, sagt Geschichtsprofessor Lars Hovbakke Sørensen von der Universität Absalon. In Medien wird spekuliert, der Abgang Margrethes könne Einfluss auf die gekrönten Häupter in Schweden und Norwegen haben. Es sei absolut nicht unmöglich, dass der schwedische König Carl Gustav (77) und Norwegens König Harald (86) diesem Beispiel folgten, zitiert der schwedische Rundfunksender SVT den Königshausexperten Roger Lundberg.
Den Thron übernimmt Margrethes Sohn, Kronprinz Frederik wird neuer König. An der Seite: Königin Mary. Auf eine pompöse Krönungszeremonie wie in Großbritannien für König Charles III. verzichten die Dänen. "Wir führen in Dänemark keine Krönungen durch. Wir haben eine Proklamation", sagt die Monarchieexpertin Cecilie Nielsen dem dänischen Rundfunk DR.
Der neue König kann davon ausgehen, dass ihm das Volk so wohlgesonnen ist wie seiner Mutter. Frederik und seine Frau sind einer Umfrage des dänischen Rundfunks DR zufolge ähnlich beliebt wie Margrethe. Demnach haben mehr als 80 Prozent der Dänen ein positives Bild von dem neuen Königspaar.
Im Oktober 2024 findet der erste Deutschland-Besuch von König Frederik X. und Königin Mary statt. Nach Berlin reisen sie auch nach Schleswig-Holstein.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, Harald I. Blauzahn sei ab 935 dänischer König gewesen. Das ist nicht richtig, wir haben die Passage angepasst. Außerdem hatten wir Dänemarks König von 1448 bis 1481 Christian I. von Glücksburg genannt, korrekterweise heißt er aber Christian I. von Oldenburg.