Ahrenshoop: Künstlerkolonie für Generationen
Als Künstler am Ende des 19. Jahrhunderts das Land für sich entdecken, treffen sie an der Ostseeküste auf das Fischerdorf Ahrenshoop. Es wird zum Sehnsuchtsort für Generationen.
Ahrenshoop - der Name klingt nach Meer und Sehnsucht. Seit mehr als 125 Jahren zieht es Künstler und Kunstfreunde in den kleinen Ort an der Ostseeküste auf der Halbinsel Fischland-Darß. Einst lebten dort Fischer und Schiffer auf dem schmalen Streifen zwischen Meer und Bodden. 1889 entdecken der Oldenburger Maler Paul Müller-Kaempff und sein Kollege Oskar Frenzel das Dorf bei einem Ausflug über Fischland und sind fasziniert. "Entzückt" blicken sie "auf dieses Bild des Friedens und der Einsamkeit", notiert Müller-Kaempff später.
Aus der Stadt aufs Land
Damit kommt Ahrenshoop dem nahe, was viele Künstler jener Zeit suchen. Sie verlassen die Städte, um auf dem Land in der Natur zu arbeiten. Sie wollen das Licht und die Weite, die Ursprünglichkeit und die Einsamkeit in ihren Werken festhalten. Wer einen geeigneten Ort findet, möchte ihn mit Gleichgesinnten teilen und gründet eine Künstlerkolonie. So baut Müller-Kaempff 1892 in der Dorfstraße 18 ein Haus, in dem er lebt und arbeitet - der Grundstein für die Künstlerkolonie Ahrenshoop. Zwei Jahre später eröffnet er im heutigen Künstlerhaus Lukas eine Pension und Malschule. Bald lassen sich auch andere Künstler an der Küste nieder: Friedrich Grebe, Hugo Richter-Lefensdorf, Elisabeth von Eicken und Martin Körte.
Die erste Galerie im Kunstkaten
Am 11. Juli 1909 eröffnen Paul Müller-Kaempff und Theobald Schorn die erste Galerie im Ort, den Kunstkaten. Der Erste Weltkrieg hinterlässt auch in Ahrenshoop seine Spuren, viele Künstler verlassen den Ort. Die Ausstellung im Kunstkaten wird 1918 aufgelöst, erst 1946 beginnt der Kunstbetrieb dort wieder. Mit dem Ersten Weltkrieg endet auch die Idee einer Künstlerkolonie in Ahrenshoop.
Dennoch kommen nach den Kriegswirren junge Kunstschaffende zurück. Zu dieser zweiten Generation gehören Alfred Partikel, an den heute im Strandweg ein Gedenkstein erinnert, der Maler Hans Brass, der auch Ortsvorsteher war, sowie der Bildhauer Gerhard Marcks. Als seine Arbeiten in der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt werden, findet er - wie andere verfemte Künstler - auf dem Darß einen Rückzugsort.
Das "Bad der Kulturschaffenden"
Ahrenshoop entwickelt sich unterdessen zu einem beliebten Seebad, das auch Schriftsteller, Schauspieler und Musiker anzieht. Daran ändert sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg wenig. In der DDR gilt der kleine Ort als "Bad der Kulturschaffenden", ein Ferienidyll für die kulturelle Elite des Landes. Daneben gelingt es aber auch weniger angepassten Künstlern dort zu leben und zu arbeiten. Diese Offenheit hat sich Ahrenshoop bis heute erhalten. In zahlreichen Ateliers und Galerien können Besucher eine vielfältige Mischung von Malerei und Keramik, Plastiken und Fotos erleben.
Die Tradition lebt
Das 2013 eröffnete Kunstmuseum bietet mit mehr als 800 Exponaten die größte Sammlung an Arbeiten von Künstlern aus der Region - von der Gründergeneration bis zur Gegenwart. Zum Jubiläum der Künstlerkolonie werden in dem modernen Gebäude rund 90 Gemälde von 16 Künstlern aus den frühen Jahren bis zum Ersten Weltkrieg gezeigt. Ein neu angelegter Kunstpfad mit zehn Stationen, der am Kunstmuseum beginnt, führt Besucher zu Stellen, an denen bekannte Gemälde entstanden sind und informiert über Maler und Werk. Auf die längste Geschichte, auch als Veranstaltungshaus, blickt der Kunstkaten zurück. Während dessen Ausstellungen meist die Tradition pflegen, widmet sich das Neue Kunsthaus der Gegenwartskunst. Im Künstlerhaus Lukas arbeiten weiterhin Stipendiaten, zusätzlich tragen zahlreiche private Galerien zur künstlerischen Vielfalt Arenshoops bei.