Willy Fritsch: Der Mann für schöne Stunden
Er war Stummfilm-Star und Tonfilm-Legende: Willy Fritsch. Gemeinsam mit Lilian Harvey avancierte er Anfang der 1930er-Jahre in Filmen wie "Die drei von der Tankstelle" zum ersten Traumpaar des deutschen Films. Am 13. Juli 1973 starb er.
Dabei sieht es in jungen Jahren zunächst nicht danach aus, dass Willy Fritsch eine Laufbahn als Schauspieler einschlagen werde. Am 27. Januar 1901 geboren, kommt der junge Wilhelm Egon Fritz Fritsch nach der Pleite seines Vaters, eines Fabrikanten aus Kattowitz, mit seinen Eltern 1912 nach Berlin. Er beginnt eine Lehre bei Siemens, um Ingenieur zu werden, bricht diese jedoch ab. Heimlich zieht es ihn zum Theater. Max Reinhardt setzt den 18-Jährigen als Statisten ein und gibt ihm später kleine Rollen.
Willy Fritsch wird zum Stummfilm-Star
Erst im Stummfilm kommt er allerdings so richtig zur Geltung. Produzent Erich Pommer erkennt sofort das Potenzial des jungen Mimen und nimmt ihn für die UFA unter Vertrag. Als Herzensbrecher ist er unschlagbar. In der großen Zeit der UFA gibt es keinen, der Frauen so dahinschmelzen lässt. Charmant, schneidig und mit strahlendem Dauerlächeln wird er zum Superstar der Traumfabrik. In zwei Filmen von Star-Regisseur Fritz Lang - "Spione" und "Frau im Mond" spielt Fritsch den Hauptdarsteller. Erfolge heimst er auch mit "Die Boxerbraut", "Blitzzug der Liebe", "Tänzer seiner Frau", "Farmer aus Texas" und dem auch international beachteten "Walzertraum" ein.
Traumpaar mit Lilian Harvey in "Die drei von der Tankstelle"
Als 1929 der Tonfilm eingeführt wird, ist Fritsch bereits ein Star. In den Zeiten der Wirtschaftskrise will die UFA mit beschwingten Musikfilmen Kasse machen. Für die kleinen Fluchten aus dem grauen Alltag ist Willy genau der richtige Mann. Er nimmt sogar Gesangsunterricht.
In der zierlichen, blondgelockten Lilian Harvey findet sich die perfekte Partnerin. 14 Mal stehen sie gemeinsam vor der Kamera, darunter in Kassenknüllern wie "Die drei von der Tankstelle", "Ein blonder Traum" oder "Der Kongress tanzt". Und immer steht das Ende des Films schon fest: Das Traumpaar der Deutschen muss sich zum Schluss in die Arme sinken.
Willy und Thomas Fritsch gemeinsam vor der Kamera
Auch privat sind Willy Fritsch und Lilian Harvey wohl vorübergehend ein Paar, obwohl er das später immer abstreitet. 1937 heiratet Fritsch die Tänzerin Dina Grace. Zu den Trauzeugen gehört Filmpartnerin Lilian Harvey. Dina Grace gibt ihre Karriere auf und tritt nur noch in einem weiteren Film - "Spaßvögel" von 1939 - in Erscheinung. Mit ihr bekommt er zwei Söhne: Michael und Thomas. Die Familie zieht nach Kriegsende nach Hamburg, wo sich Dinah Grace der Erziehung ihrer Kinder widmet. 1963 steht Willy Fritsch mit seinem ebenfalls schauspielernden Sohn Thomas in "Das hab ich von Papa gelernt" gemeinsam vor der Kamera.
NS-Zeit: Fritsch passt sich an
Aus Bequemlichkeit schlägt Fritsch schon vor dem Krieg alle Hollywood-Angebote aus. Er hat keine Lust, Englisch zu lernen. In der NS-Zeit ist Fritsch ein Mitläufer. Er tritt auf Druck in die NSDAP ein und passt sich an. So dreht Fritsch während der NS-Zeit unvermindert weiter. Er will weitgehend unpolitisch bleiben, spielt allerdings gegen Kriegsende in dem Propagandafilm "Junge Adler" (1944) mit.
Rund 120 Filme gedreht
Nach dem Krieg muss Fritsch lediglich eine kurze Spielpause einlegen. Bereits im April 1947 tritt er erstmals wieder auf - im Zirkus Hagenbeck in Hamburg in der Operette "Der Liebesexpress". Sehr schnell findet er auch wieder zum Film und zum Theater zurück, nunmehr ins ältere Charakterfach überwechselnd. Die Zeit seiner großen Erfolge ist zwar vorbei, dennoch kann er einige Erfolge verzeichnen. In Heimatfilmen wie "Wenn der weiße Flieder wieder blüht" (1953) sieht man ihn zusammen mit der jungen Romy Schneider. Fritsch dreht während seiner Karriere knapp 120 Filme.
Depressionen nach dem Tod seiner Frau
1963 veröffentlicht der Schauspieler seine Erinnerungen unter dem Titel "Das kommt nicht wieder", nach dem Schlager aus "Drei von der Tankstelle". Im selben Jahr stirbt seine Frau Dina Grace im Alter von nur 47 Jahren an Brustkrebs. Der Schauspieler fällt in tiefe Depressionen und zieht sich fast ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Zehn Jahre später, am 13. Juli 1973, stirbt Willy Fritsch mit 72 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Grab befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg - wie das seiner Frau.
Sohn Thomas ebenfalls erfolgreicher Schauspieler und Sprecher
Am 21. April 2021 stirbt auch sein Sohn Thomas im Alter von 77 Jahren. Er ist nicht nur als Schauspieler (etwa in den Serien "Drei sind einer zuviel" und "Rivalen der Rennbahn") bekannt, sondern auch als Sprecher. Er leiht unter anderem Russell Crowe, William Hurt und Jeremy Irons seine Stimme. Bei Zeichentrickfilmen wie "Der König der Löwen" und "Ice Age" sowie in der Hörspielreihe "Die drei ???" tritt er lange als Erzähler auf.