Stand: 04.10.2018 10:40 Uhr

Leistungssport (Geschichte)

Nach dem Ende des Nationalsozialismus stellte sich bereits früh die Frage, da aufgrund der Gesetzgebung der Alliierten alle noch existierenden Vereine des NSLR (Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen) aufzulösen waren, welche Strukturen für den Sport geschaffen werden sollten. Die traditionellen Vereine sollte es in der SBZ (bedingt durch die "Anregungen" der SMAD und die Vorstellungen der deutschen Kommunisten) nicht mehr geben; jegliche selbstbestimmte Organisationsbildung wurde zunächst abgeschafft. Ersetzt wurden die alten Vereine durch von den Kommunen organisierte, vor allem politisch gesteuerte Körperschaften, wenngleich sich viele noch über Jahre hinweg bemühten, innerhalb des neuen Systems möglichst zahlreiche traditionelle Elemente zu bewahren. So wurden aus ehemaligen Traditionsvereinen Betriebssportgemeinschaften (BSG) oder gar Sportclubs, allerdings besaßen diese Gemeinschaften kein Vermögen, dieses war Eigentum der jeweiligen Trägerbetriebe.

Außenpolitische Bedeutung des Sports zeitig erkannt

Mit der 1948 durch das Politbüro des ZK der SED beschlossenen Gründung des Deutschen Sportausschusses, dessen Träger die FDJ und der FDGB sein sollten, begann nun die planmäßige und kontrollierte Entwicklung des Sports in der SBZ/DDR. Im Vorstand des Sportausschusses fand sich auch der 21-jährige Manfred Ewald, der bald zum Sekretär ernannt wurde und für den Sport in der DDR eine bedeutende Rolle spielen sollte. Da sich der Staat eine größere Einflussnahme auf den Sport sichern wollte (nicht zuletzt wegen dessen außenpolitischer Bedeutung), sollte 1952 ein zusätzliches staatliches Amt, das Komitee für Körperkultur und Sport, welches von Ewald vorbereitet wurde, der mit dessen Installierung auch zum Staatssekretär für Körperkultur und Sport berufen wurde, geschaffen werden.

Konzentration auf Spitzensportler und bestimmte Sportarten

Damit übernahm der Staat selbst wesentliche Funktionen des Sportausschusses, der nun in erster Linie nur noch allgemeine Agitation und Propaganda betrieb. Gleichermaßen begann dadurch der systematische Ausbau vor allem des Leistungssports in der DDR sowie eine Konzentration auf die Spitzensportler, und erstmals wurden geförderte Sportarten erwähnt: Leichtathletik, Schwimmen, Gymnastik, Turnen, Fußball, Boxen, Radsport, Handball, Volleyball, Basketball, Ringen, Rudern (in dieser Reihenfolge).

Eigene Sport-Hochschule in Leipzig

Vorhergegangen war dem schon 1950 das erste Jugendgesetz der DDR, welches festschrieb, dass man eine Hochschule für Körperkultur benötige, die dann am 22. Oktober 1950 eingeweiht und durch einen imposanten Neubau (Grundsteinlegung am 17. Mai 1952 durch Ulbricht) ergänzt wurde. Damit waren auch auf dem Gebiet der Forschung und Lehre die Voraussetzungen geschaffen, die es ermöglichten, die Sportentwicklung planmäßig und wissenschaftlich zu beeinflussen, wobei auch hier der Schwerpunkt auf den Leistungssport gesetzt wurde.

Damit die Sportwissenschaft auch voll und ganz im Dienst des Leistungssports wirken konnte, wurde die DHfK (Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport) dem Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport und nicht etwa dem damals eigentlich zuständigen Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen zugewiesen. Hierdurch entzog man sie der Fachaufsicht, was nicht zuletzt die Dopingentwicklung zumindest mit ermöglichte.

Bis zur Gründung des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) 1957 war das Komitee für Körperkultur und Sport (von 1952-1960 unter Vorsitz von Manfred Ewald) für alle wesentlichen Fragen des Sports allein zuständige Behörde. Anschließend wurde es neu strukturiert, die Aufgaben der regionalen Unterkomitees wurden den neu zu bildenden Sportreferaten bei den Räten der Bezirke und den neuen Bezirks- und Kreisvorständen des DTSB zugewiesen, bevor es auf Verordnung des Ministerrats 1970 in ein Staatssekretariat für Körperkultur und Sport überging, welches fortan Aufgaben und Funktionen eines Sportministeriums der DDR wahrnahm.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Der Tag | 04.10.2018 | 16:15 Uhr

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