Die Geschichte vom Panzerkreuzer "Admiral Scheer"

Stand: 27.11.2024 09:20 Uhr

Das Panzerschiff "Admiral Scheer" der Deutschen Kriegsmarine wurde am 12. November 1934 in Dienst gestellt. Es kenterte 1945 in der Kieler Förde. Wissenschaftler der Uni Kiel konnten das Geheimnis um den Verbleib lüften.

von Karl Dahmen

Wenn man auf der Kieler Förde Richtung Norden an dem hohen Kran der Schiffswerft vorbeifährt, kommt man am Gelände des Marinearsenals vorbei. Dort liegen einige ausgemusterte Schiffe der Deutschen Marine, andere Schiffe werden repariert. Etwas entfernt von der Wasserkante, direkt am Hubschrauberlandeplatz, konnte jetzt ein Geheimnis gelüftet werden, das seit fast 80 Jahren tief in der Erde verborgen war.

Die "Admiral Scheer" kentert

Eine Schwarzweißaufnahme eines Kriegsschiffes © NDR Foto: NDR Screenshot
Das Panzerschiff "Admiral Scheer" bei den Olympischen Spielen auf der Kieler Förde 1936.

Am 12. November 1934 wurde das Panzerschiff "Admiral Scheer" in Dienst gestellt. Das Schiff war 186 Meter lang und hatte etwa 1.000 Mann Besatzung. Die Panzerung war teilweise bis zu 14 Zentimeter dick. Nach Einsätzen im Zweiten Weltkrieg lag sie schließlich an einer Kaimauer des Kriegshafens Kiel. Am 9. April 1945 griffen alliierte Flugzeuge Kiel an und einige Bomben brachten das große Schiff zum Kentern. Das Schiff drehte sich über Steuerbord und blieb fast auf dem Deck liegend in dem zehn Meter tiefen Hafenbecken liegen - 14 Marineangehörige starben. Nach dem Krieg wurde das Wrack aber nur zu einem geringen Teil ausgeschlachtet. Der Rest der "Admiral Scheer", mitsamt dem Hafenbecken, verschwand unter einem Trümmerhaufen.

Lange wusste man nicht, wo das Wrack genau ruht. Die meisten Experten nahmen an, es würde unter dem heutigen Parkplatz des Arsenals liegen.

Die Suche nach dem Panzerschiff

Eine Schwarzweißaufnahme eines gekenterten Schiffes in einem Hafen © NDR Foto: NDR Screenshot
Die gekenterte "Admira Scheer" im Kieler Hafen.

Für ein Team der Kieler Universität war die Suche eine Herausforderung. Die Wissenschaftler wollten genau wissen, wo die "Admiral Scheer" ihr Grab gefunden hat. Der Geophysiker Dennis Wilken erzählt, dass die Experten verschiedene Methoden ausprobiert und sich schließlich für die Seismik entschieden hätten. Dabei breiten sich Erschütterungswellen im Sediment beziehungsweise im Gestein aus. Die seismischen Wellen werden künstlich erzeugt, etwa durch einen Schlag mit einem Hammer auf eine Metallplatte.

Zwischen einer Straße und einem Bach

Eine Luftbildaufnahme mit einem Overlay © NDR Foto: NDR Screenshot
Das Seismik-Profil der "Admiral Scheer" unter der Erde.

Mit der Hilfe dieser Messmethode war es schließlich möglich, das Wrack der "Admiral Scheer" zu orten. Dabei hat man festgestellt, dass noch fast 70 Prozent des Panzerschiffes unter der Oberfläche verborgen sind. Dazu gehören viele Aufbauten und wahrscheinlich auch schwere Geschütztürme. All das liegt im verschütteten Hafenbecken. Das Wrack befindet sich auch nicht unter dem Parkplatz, sondern wie jetzt herausgefunden unter einer Rasenfläche. Die Wissenschaftler finden es faszinierend, dass man dort, wo früher das Hafenbecken war, spazieren gehen kann. Für sie war die Suche ein voller Erfolg. 1945 galt die Kieler Förde als größter Schiffsfriedhof der Welt, in dem Hunderte von Wracks lagen. Geblieben ist ein einziges: das Panzerschiff "Admiral Scheer". Nun weiß man auch genau, wo sein Grab unter dem Rasen liegt.

Weitere Informationen
Der Frachter "München" © Hapag-Lloyd AG, Hamburg

Container-Schiff "München" sinkt 1978 im Atlantik

In den 1970er-Jahren war die "München" eins der weltgrößten Frachtschiffe. Am 12. Dezember 1978 sank sie aus ungeklärter Ursache, 28 Menschen starben. mehr

Nobelpreisträger Otto Hahn (r.) ist am 13. Juni 1964 dabei, als Europas erster atomar angetriebener Frachter, der den Namen des Chemikers trägt, in Kiel vom Stapel läuft. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS

1964: Stapellauf der "Otto Hahn" in eine strahlende Zukunft

Der Frachter "Otto Hahn", der am 13. Juni 1964 in Kiel getauft wird, soll mit seinem Nuklearantrieb den zivilen Schiffbau revolutionieren. mehr

Atomversuchsschiff "Otto Hahn" an einem Ausrüstungskai, undatiert. © picture-alliance / dpa Foto: Kruse

1958: Reaktor für Atomschiff geht in Betrieb

In Geesthacht geht 1958 der größte deutsche Atomreaktor in Betrieb - für ein Schiff. Doch die Revolution der Schifffahrt bleibt aus. mehr

Das Passagierschiff "Cap Arcona" bei einer Probefahrt 1927. © picture-alliance Foto: akg-images

Tragödie am Kriegsende: Bomben auf die "Cap Arcona"

Am 3. Mai 1945 versenken die Briten das Passagierschiff und den Frachter "Thielbeck". An Bord sind keine deutschen Truppen, sondern KZ-Häftlinge. mehr

Die "Wilhelm Gustloff" um 1938 in einem Hafen. © picture-alliance / akg-images Foto: akg-images

30. Januar 1945: Die "Wilhelm Gustloff" wird versenkt

Am 30. Januar 1945 treffen russische Torpedos das Schiff. Es ist das Todesurteil für Tausende Flüchtlinge an Bord. mehr

Illustration von C.E. Turner des sinkenden deutschen Kriegsschiffes "Scharnhorst" am 26. Dezember 1943 im Nordmeer, getroffen von Granaten und Torpedos der britischen Streitkräfte © picture alliance / Illustrated London News Ltd/Mary Evans Picture Library| ILN - Consolidated Archive Holdings Ltd

Schlachtschiff "Scharnhorst" wird 1943 von Briten versenkt

Britische Streitkräfte versenken am 26. Dezember 1943 das deutsche Kriegsschiff im Nordmeer. Von fast 2.000 Mann Besatzung werden nur 36 gerettet. mehr

Undatierte Aufnahme des deutschen Schlachtschiffs "Bismarck". © dpa - Bildarchiv

Schlachtschiff "Bismarck": 833 Tage vom Stapellauf bis Untergang

Im Zweiten Weltkrieg wird eins der weltgrößten Kriegsschiffe im Atlantik versenkt. Erst 1989 finden Forscher das Wrack der "Bismarck". mehr

Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

Alle Zeitreise-Beiträge sortiert nach Datum

Hier finden Sie alle Zeitreisen des Schleswig-Holstein Magazins. mehr

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 04.08.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Deutsche Marine

Kiel

Zweiter Weltkrieg

Mehr Geschichte

Fritz Haarmann, Mörder aus Hannover © dpa

Vor 100 Jahren: Prozess gegen den "Schlächter von Hannover"

1924 werden in Hannover 500 Leichenteile aus der Leine geborgen. Heute vor 100 Jahren beginnt der Prozess gegen Fritz Haarmann. mehr

Norddeutsche Geschichte

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zu den Neuwahlen: Welche Themen muss die Politik anpacken?