"Casablanca": Schmachten mit dem Film-Klassiker
"Ich seh Dir in die Augen, Kleines" - Bis heute ist der Film "Casablanca" in Zitaten und Bildern präsent. Am 26. November 1942 kam er in die US-Kinos. Auf kaum einen Film passt der Begriff Klassiker wohl so wie auf diesen. Doch es hätte auch ganz anders kommen können.
Ein Mann und eine Frau. Mitten auf einem nebligen Rollfeld. Die Entscheidung. Was wird aus uns? - "Uns bleibt immer Paris." Der gebrochene Held gibt seine große Liebe frei - für etwas Größeres als sein Glück. Schmerz in Schwarzweiß. Dann hebt das Flugzeug ab. Rick Blaine bleibt zurück mit gebrochenem Herzen, aber als moralischer Sieger. Die Rolle für Humphrey Bogart. Sie hat ihn unsterblich gemacht. Ins Kino kam der Film parallel zur Alliierten-Konferenz von Casablanca. Die Haltung der USA ließ keinen Zweifel mehr zu. "Es ist gut, Sie wieder auf unserer Seite zu sehen", heißt es im Film. "Casablanca" wurde ein Riesenerfolg.
Zufälle, die zusammenpassten
Dabei wäre beinahe alles anders gekommen. "Casablanca" wäre nur einer von vielen US-Propagandafilmen geworden - wenn nicht alles zufällig gepasst hätte. Für die Rolle der Ilsa Lund war zunächst Michèle Morgan vorgesehen. Heute vergessen, damals ein großer Star - und damit zu teuer. Ingrid Bergman kostete die Hälfte - und passte doppelt so gut als Schwedin Ilsa Lund, in ihrer wunderschönen Zerrissenheit zwischen Liebe und Pflicht, zwischen Rick Blaine und Victor László.
Das Drehbuch basiert auf einem Theaterstück. Zehn Autoren bearbeiteten es, zum Teil nachts vor dem nächsten Drehtag. Der Regisseur und Humphrey Bogart stritten lautstark über Einzelheiten, sodass Ingrid Bergman den Überblick verlor, bei wem Ilsa am Ende bleibt: Rick oder Victor László. Spiel es irgendwie dazwischen, sagte man ihr. Den Part des Klavierspielers Sam hätte beinahe Ella Fitzgerald bekommen. Den von Bogart beinahe James Cagney. Oder Ronald Reagan - schrieb eine Zeitung damals - zum Glück eine Ente.
Akteure mit biografischen Parallelen
Der Film stimmt aus sich heraus. Die Mehrheit der Schauspieler war tatsächlich vor den Nazis geflohen und in Hollywood gelandet. Conradt Veidt, Peter Lorre, Paul Henreid und Curt Bois. Bis in die kleinste Nebenrolle atmete der Film Echtheit. Auch wenn die Kulisse aus einem anderen, zweitklassigen Film stammte. Nur Dooley Wilson, der Klavierspieler, war schon einmal in Casablanca gewesen. Klavierspielen konnte er dafür nicht.
Der Film wirkt immer noch. Schöner-trauriger war Kino selten: jedes Bild ein Poster, viele Dialoge ein Zitat. Ein Film, für den der Begriff Klassiker erfunden zu sein scheint. Auch wenn Bogart in der Schlussszene auf einer Kiste stehen muss. Der berühmte letzte Satz fiel dem Regisseur übrigens auch erst nach den Dreharbeiten ein, er wurde nachvertont. Zum Glück. Für die Zuschauer. Und das Kino. Uns bleibt immer Casablanca. "Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, Louis."