Schlachtschiff "Scharnhorst" wird 1943 von Briten versenkt
Nach einem mehrstündigen Feuergefecht versenken britische Streitkräfte am 26. Dezember 1943 das deutsche Kriegsschiff "Scharnhorst" im Nordmeer. Von fast 2.000 Mann Besatzung werden nur 36 gerettet.
Das Schlachtschiff "Scharnhorst" läuft am 3. Oktober 1936 in Wilhelmshaven vom Stapel. Deutschland demonstriert mit dem 235 Meter langen Koloss militärische Stärke. Mit ihm führt Adolf Hitler der Welt rund drei Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor Augen, dass der Versailler Vertrag für ihn auch in Fragen der Aufrüstung keine Bedeutung mehr hat.
Erstes Schlachtschiff nach dem Ersten Weltkrieg
Nach den Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles aus dem Jahr 1919 darf kein deutsches Kriegsschiff größer sein als 10.000 Tonnen Wasserverdrängung. Mit mehr als 35.000 Tonnen bringt es die "Scharnhorst" jedoch auf mehr als das Dreifache. Wenngleich die deutsche Kriegsmarine damit noch immer weit hinter der Stärke potenzieller Gegner wie der britischen Royal Navy zurückbleibt, ist dieser Schlachtkreuzer doch ein Gegner, mit dem die britische Admiralität in Zukunft wird rechnen müssen. Die 235 Meter lange "Scharnhorst" ist das erste Schlachtschiff, das nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland gebaut wird. Bereits 1934 - ein Jahr, nachdem Adolf Hitler an die Macht gekommen war - wird es in Wilhelmshaven auf Kiel gelegt.
"Scharnhorst" auf Kriegsmarine-Werft Wilhelmshaven gebaut
Gebaut wird die "Scharnhorst" auf der Kriegsmarine-Werft Wilhelmshaven, kurz KMW. Es ist die bedeutendste Marine-Werft des Deutschen Reiches. Einst als Kaiserliche Marine-Werft Wilhelmshaven gegründet, war die KMW maßgeblich am Aufbau der Kaiserlichen Marine beteiligt. Die Werft trug zu deren Aufstieg zur zweitgrößten Kriegsflotte der Welt bei, mit der Kaiser Wilhelm II. schließlich das britische Empire herausgeforderte. Mit dem Versailler Vertrag, der sowohl die deutsche Kriegsflotte als auch die Handelsmarine auf einen Bruchteil der einstigen Größe beschränkte, verlor die KMW an Bedeutung. Die Werft-Anlagen wurden drastisch verkleinert.
Für die verbliebenen Anlagen mussten neue Aufgaben gefunden werden. Erst brachte das Abwracken verbliebener Kriegs- und Handelsschiffe einige Aufträge. Bis 1923 fanden dort über 300 deutsche und ausländische Schiffe, darunter auch viele Handelsschiffe, ihr Ende. Später nahm die Werft auch zunehmend zivile Aufträge für den Bau von Passagierdampfern an und beteiligte sich maßgeblich am Bau von Fischdampfern und Kuttern für die Hochseefischerei.
Zweite Kiellegung: "Scharnhorst" soll stärker werden
1935 erklärt Hitler den Versailler Vertrag offiziell für nichtig und befiehlt den Aufbau einer schlagkräftigen Kriegsmarine. Die "Scharnhorst", zunächst als kleineres Panzerschiff konzipiert, wird 1935 zum zweiten Mal auf Kiel gelegt: Jetzt soll sie größer werden - und stärker bewaffnet.
Bei ihrem Stapellauf am 3. Oktober 1936 fehlen der "Scharnhorst" noch Aufbauten und Geschütze. Die Hauptbewaffnung besteht später aus drei Drillingstürmen mit 28-cm-Geschützen. Hinzu kommen vier Doppeltürme und vier Einzellafetten mit 15-cm-Geschützen, eine Vielzahl von Geschützen kleinerer Kaliber sowie sechs Torpedorohre. Drei Wasserflugzeuge vervollständigen die Ausstattung. Der Antrieb ermöglicht dem Schiff eine Geschwindigkeit von mehr als 57 Kilometern pro Stunde. Die Gesamtkosten betragen 143 Millionen Reichsmark - das entspricht nach heutigem Wert mehr als 500 Millionen Euro.
Der Namenspatron: Gerhard von Scharnhorst
Am Bug des Schiffes prangt der Name von Gerhard von Scharnhorst (1755-1813), geboren in Bordenau bei Hannover. Der preußische General gilt als einer der bedeutendsten Kommandeure im Kampf gegen Napoleon. Zudem hatte er sich als Reformer des preußischen Heeres, mit der Abschaffung alter Adelsvorrechte und als Vater der allgemeinen Wehrpflicht einen Namen gemacht.
Gegen die höchst zweifelhafte Ehre, als Namensgeber für ein mächtiges Instrument in Hitlers Kriegsmaschinerie herhalten zu müssen, kann sich General Scharnhorst allerdings nicht mehr wehren - er war 1813 infolge einer Schussverletzung im Krieg gegen Frankreich gefallen.
Indienststellung der "Scharnhorst" 1939
In den ersten Januartagen 1939 kommt die künftige Schiffsbesatzung in Wilhelmshaven das erste Mal zusammen. Zuvor waren die Männer an unterschiedlichen Standorten anhand von Modellen für das neue Kommando trainiert worden. Nun treten sie gemeinsam an, in dem Bewusstsein, dass sie künftig eine Einheit bilden werden, die auf engstem Raum gemeinsam Dienst leisten wird und vielleicht auch gemeinsam kämpft. Der Kommandant Kapitän zur See Otto Ciliax betont in seiner Rede zur Indienststellung die Verpflichtung, die der stolze Name Scharnhorst mit sich bringe. Das Deutschlandlied erklingt und auf das Kommando "Heiß Flagge und Wimpel!" werden die Reichskriegsflagge mit dem Hakenkreuz und der Kommandantenwimpel gehisst. Damit ist die "Scharnhorst" offiziell in Dienst gestellt.
Kriegseinsatz und Untergang
Es dauert nicht lange, bis sie zum Einsatz kommt. Am 1. September 1939 beginnt mit dem Überfall Hitlers auf Polen der Zweite Weltkrieg. Während des Krieges operiert die "Scharnhorst" - häufig gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff "Gneisenau" - mehrfach erfolgreich gegen überlegene Flotten. Unter anderem ist sie an der Besetzung Norwegens und der Bekämpfung alliierter Geleitzüge im Atlantik beteiligt. Wiederholt wird sie durch Torpedos und Seeminen beschädigt.
Am 26. Dezember 1943 geht die "Scharnhorst" im Gefecht unter. Von überlegenen Kräften der Royal Navy zum Kampf gestellt, liefert die "Scharnhorst" den britischen Kriegsschiffen ein mehrstündiges Feuergefecht. Doch den mehr als 2.000 Granaten und rund 50 Torpedos kann sie nicht standhalten. Nach zahlreichen Treffern versinkt das Schlachtschiff im Nordmeer. Von den 1.968 Mann Besatzung werden nur 36 gerettet.
Wrack der "Scharnhorst" bleibt 57 Jahre verschollen
Auf dem Kieler Nordfriedhof erinnert ein Stein "an die 1.975 Gefallenen des Schlachtschiffes 'Scharnhorst' 1939 bis zum Untergang des Schiffes am 26.12.1943". Nach dem Wrack wird jahrzehntelang vergeblich gesucht. Erst im September 2000 findet es der norwegische Journalist Alf R. Jacobsen in 300 Metern Tiefe.