Januar 1962: Erste "Gastarbeiter" aus Italien bei VW
Am 17. Januar 1962 sind die ersten sogenannten Gastarbeiter aus Italien bei Volkswagen in Wolfsburg eingetroffen. Seitdem zogen einschließlich ihrer Familien insgesamt rund 60.000 Italiener in die Stadt.
Das hat die Stadt im kleinen Kreis gewürdigt. Am Denkmal "L'Emigrante" (Der Auswanderer) vor dem Hauptbahnhof haben sich am Montagmittag Zeitzeuginnen und -zeugen, Vertreterinnen und Vertreter von Volkswagen und der IG Metall getroffen. Neben Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) hielten unter anderem VW-Personalchef Gunnar Kilian und Betriebsratschefin Daniela Cavallo Reden. "Deutschland war und ist schon immer durch Migration geprägt. Sie hat den Grundstein für den Erfolg unseres Landes gelegt - ob beim großen niedersächsischen Autobauer oder beim kleinen Handwerksbetrieb um die Ecke", sagte Thorsten Gröger, Bezirkschef der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
"Auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben außergewöhnlich stark geprägt"
"Italienische Arbeitskräfte haben nicht nur dazu beigetragen, dass die Wirtschaft in Wolfsburg aufblühte", sagte OB Weilmann, "sondern auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben außergewöhnlich stark geprägt." Auch wenn es aufgrund der Corona-Situation nicht möglich sei, den Jahrestag mit einer großen Feier zu würdigen, wolle er diesen Menschen seinen Dank und große Anerkennung aussprechen. Sie hätten sich fern ihrer Heimat in Wolfsburg ein neues Leben aufgebaut, so Weilmann. Auf dem Gelände der Designer-Outlets soll zudem eine Ausstellung einen fotografischen Blick auf die ersten italienischen "Gastarbeiter" richten.
Arbeitskräftemangel und Anwerbeabkommen
Das erste deutsch-italienische Anwerbeabkommen wurde 1955 unterzeichnet. Ende 1961 gab Volkswagen bekannt, dass man "gezwungen sei, ausländische Arbeitskräfte anzuwerben", erläutert das Wolfsburger Institut für Zeitgeschichte. Als ein Grund dafür gilt, dass nach dem Mauerbau der Zuzug aus der DDR weitgehend zum Erliegen kam, wodurch sich der Arbeitskräftemangel in der Bundesrepublik verschärfte. Dem Institut zufolge arbeiteten bis Ende 1962 mehr als 3.100 Italiener im VW-Stammwerk. Insgesamt kamen mehr als 35.000 - einschließlich ihrer Familien waren es laut IG Metall rund 60.000 Menschen, die nach Wolfsburg zogen.