So gesund und beruhigend sind Kräutertees wirklich
Kräutertees werben mit Wellness- und Gesundheitsversprechen - doch zwischen Arzneitees und herkömmlichen Kräutertees gibt es große Unterschiede. Auf welche Wirkung können Verbraucher vertrauen?
Beim Angebot an Kräutertees werden Hersteller immer kreativer - zumindest, was die Namensgebung betrifft. Es wird gute Laune, guter Schlaf, Frieden und Glückseligkeit versprochen, sogar schöne Haut, Ausgeglichenheit für Figur und Hormone. Doch kann man die Tee-Hersteller wirklich beim Wort nehmen?
Kräutertee und Arzneitee - ein wichtiger Unterschied
Während Arzneitees direkt die Wirkung der Heilkräuter im Produktnamen hervorheben, wie zum Beispiel "Magen-Heiltee", dürfen herkömmliche Kräutertees das nicht. Trotzdem versuchen Tee-Hersteller, mit dem Produktnamen bei Käufern solche Assoziationen zu wecken. Und nennen den Tee dann "gutes Bauchgefühl" oder "stomach ease". Eine Wirkung sollten sich Verbraucher jedoch von solchen Kräutertees nicht versprechen.
Für Arzneitees gelten strenge Kontrollen und Anforderungen
Im Gegensatz zu konventionellen Kräutertees unterliegen Arzneitees strengeren Kontrollen und Anforderungen. Ein Beispiel: Brennnesseltee als Kräutertee darf neben den Blättern auch die Stängel der Pflanze enthalten. Brennnesseltee als wirksamer Arzneitee darf dagegen nur aus Brennnesselblättern bestehen - also aus dem Teil der Brennnessel, der eine heilende Wirkung hat.
Arzneitees sind als solche vorn auf der Verpackung deklariert. Sie müssen zudem nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen sein, das eine Mindestmenge wirksamer Inhaltsstoffe sowie Angaben zur Zubereitung und Dosierung vorschreibt. Das macht auch nachvollziehbar, dass Arzneitees teurer sind als Kräutertees.
Rotklee und Ashwagandha: Werbung mit problematischen Inhaltsstoffen
Gerne werben Tee-Hersteller mit Zugaben von Kräutern und Wurzeln, die man aus pflanzlichen Präparaten gegen die unterschiedlichsten Beschwerden kennt. Verbraucherschützer kritisieren hier etwa die Zugabe von Rotklee in Tees, die Frauen in den Wechseljahren ansprechen sollen: Rotklee ist bekannt aus Produkten, die damit werben, eine schonende pflanzliche Alternative zu Hormonpräparaten zu bieten. Die Pflanze enthält Isoflavone mit schwach östrogener Wirkung. Dass mit Rotklee eine Verbesserung von Beschwerden in den Wechseljahren erreicht wird, konnten wissenschaftliche Studien bisher nicht belegen.
Auch exotische Pflanzen als Zugabe boomen, dazu zählt Ashwagandha. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät derzeit von Ashwagandha ab. Noch ist unklar, ob man Stoffe aus der Pflanze unbedenklich konsumieren kann, weil Leberschäden nach der Einnahme dokumentiert wurden. Von Produkten mit diesen und vielen anderen pflanzlichen Stoffen warnt deshalb ebenfalls die Verbraucherzentrale.
Achtung bei Tees mit Gesundheitsversprechen
Enthalten Kräutertees Vitaminzugaben, dürfen sogenannte Health Claims auf den Verpackungen stehen. Ab einer geringen Menge an zugesetztem Vitamin C im Tee darf etwa mit der "Stärkung des Immunsystems" geworben werben. Bei der Zugabe von kleinen Mengen an Vitamin B12 dürfen Hersteller "Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung" auf die Packung schreiben.
Aus Sicht von Verbraucherschützern hat die Zugabe von Vitaminen wie Vitamin C oder B12 im Kräutertee allerdings keinen Gesundheitseffekt, da man diese durch eine normale Ernährung ohnehin schon in ausreichender Menge zu sich nehme. Häufig liege bei solchen Fällen also der Verdacht nahe, dass Hersteller ihre Produkte nur mit geringen Vitamin-Beigaben garnieren, um mit bestimmten gesundheitsbezogenen Aussagen auf der Packung werben zu können. Und das biete ihnen die Möglichkeit, die Wirkungslosigkeit anderer Inhaltsstoffe zu kaschieren.
Ingwer und Honig als gesunde Zutaten in Tees
Ein Tee aus der Ingwerwurzel, mit Honig verfeinert, ist vor allem an kälteren Tagen beliebt. Viele Kräutertees locken mit den Zugaben Ingwer und Honig. Doch die Zutat Honig kann bereits stutzig machen. Bei genauerem Blick auf die Packung entpuppt sich Honig oft nur als Aroma, das nichts mit echtem Honig zu tun hat. Manchmal sind auch geringste Mengen an sogenanntem Honiggranulat enthalten - winzige Körnchen aus Maltodextrin und etwas getrocknetem Honig. Ingwer steckt meist in Pulverform in den Beuteln drin - und das oft nur in geringen Mengen.
Statt ihn fertig zu kaufen, lässt sich Ingwer-Tee mit frischem Ingwer schnell selbst machen, indem man die Ingwerstücke aufkocht und so mehr der guten Bestandteile aus der Wurzel herausholen kann.
Verbraucherschützer raten zudem, sich für die Zubereitung und den Genuss des Tees einfach Ruhe und Zeit zu nehmen. So ließen sich viele der auf den Teepackungen aufgedruckten Versprechungen ganz einfach erreichen.
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