PFAS: Wo sind die Chemikalien enthalten?
PFAS werden in der Industrie bei der Herstellung vieler Produkte verwendet. Doch sie reichern sich in Körper und Umwelt an und gelten als gesundheitsschädlich. Worauf können Verbraucher achten?
Verpackungen für Pommes, beschichtete Bratpfannen oder Regen- und Outdoor-Jacken: In diesen und weiteren Produkten finden sich sogenannte PFAS (sprich: Pefas), eine Gruppe wasser-, fett- und schmutzabweisender Chemikalien. Weil sich die Substanzen jedoch in der Natur nicht oder kaum abbauen, reichern sie sich in der Umwelt wie auch im menschlichen Körper an und gefährden nach Einschätzungen von Experten unsere Gesundheit. Die Europäische Umweltagentur warnt vor teils schweren gesundheitlichen Schäden.
Wie giftig sind PFAS?
Dem Bundesumweltministerium zufolge sind noch nicht alle Stoffe der PFAS bekannt, ebensowenig deren Verwendung. PFAS sind zwar nicht akut giftig, sie können aber der Umwelt und Gesundheit schaden. So wurden in den vergangenen Jahren bei einigen PFAS gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen. Da sie sehr langlebig sind, werden sie auch als "Ewigkeits-Chemikalien" bezeichnet. Menschen können PFAS vor allem über Lebensmittel und das Trinkwasser aufnehmen. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sind in Deutschland weitaus mehr Orte durch PFAS verunreinigt als bisher angenommen.
PFAS können der Gesundheit schaden
Laut der Toxikologin Dr. Marike Kolossa-Gehring vom Umweltbundesamt können hohe Konzentrationen von PFAS im Blut eine Reihe gesundheitsschädlicher Auswirkungen haben, darunter den Organen schaden (z.B. Schilddrüse und Leber), Krebs verursachen (z.B. Hodenkrebs), die Wirkung von Impfungen sowie die Fruchtbarkeit mindern und Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen begünstigen.
Wo sind PFAS enthalten?
Mit den Sinnen lässt sich nicht erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält, denn die Chemikalien lassen sich weder sehen, noch riechen oder schmecken. Aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften kommen PFAS in zahlreichen Alltagsprodukten zum Einsatz.
- Pfannen, Raclette-Grills, Waffeleisen, Sandwichmakern
- Backpapier
- Fast-Food-Verpackungen (z.B. Burgerboxen, Pommestüten, Dönertüten)
- Zahnseide
- Wasserfilter
- Shampoo
- Kosmetika
- Regenjacken
- Pflanzenschutzmittel
- Teppichen
- Imprägniersprays für Textilien und Schuhe
- Wachsen und Schmiermitteln (z.B. in Ski-Wachsen)
- Antibeschlagmitteln (z.B. für Brillen)
- Kabelummantelungen
- Fotopapieren, Klebeetiketten
- Druckfarben und Lacken
- Feuerlöschschäumen
- Elektronikgeräten
- Wärmepumpen
Wie hoch die Belastung mit PFAS für Verbraucher ist, hängt laut Kolossa-Gehring von verschiedenen Faktoren ab, so zum Beispiel vom Wohnort. Luft, Böden und Gewässer sind vor allem an "PFAS-Hotspots" stark kontaminiert. An diesen Orten können Trinkwasser und selbst angebautes Gemüse entsprechend hoch belastet sein. Aber auch das persönliche Verhalten spiele eine wichtige Rolle, betont Kolossa-Gehring: "Wer Produkte mit per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen meidet, bringt diese nicht in den Kreislauf und setzt sie nicht dem eigenen Körper aus. Das sorgt dafür, dass sich PFAS nicht weiter anreichern".
PFAS in Lebensmitteln meiden
Kolossa-Gehring empfiehlt, Lebensmittel wie Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch und Eier nur in Maßen und nicht öfter als zweimal wöchentlich zu essen, da sie häufig stark belastet sind. Innereien sollten gar nicht oder nur selten auf dem Speiseplan stehen. Fast Food und Tiefkühlprodukte wie Fertigpizza sind der Toxikologin zufolge wegen ihrer Einwegverpackungen ebenfalls mit PFAS belastet.
PFAS in Pfannen und Backformen meiden
Nicht alle beschichteten Pfannen und Backformen sind mit PFAS bearbeitet. Häufig sei dies aber laut Verbraucherzentrale der Fall, wenn diese nicht über 200 Grad oder nicht leer erhitzt werden dürfen. Auch wenn die Beschichtungen nicht mit spitzen Gegenständen oder nur mit Pfannenwendern aus Holz und Kunststoff in Kontakt kommen dürfen, kann das ein Hinweis auf den Einsatz von PFAS sein. Wer sichergehen will, PFAS-freie Pfannen zu verwenden, sollte laut Kolossa-Gehring unbeschichtete Pfannen aus Edelstahl oder Emaille nutzen.
Die Chemikalien PFOA und PFOS, zwei der insgesamt mehr als 10.000 Stoffe umfassenden PFAS, sind bereits verboten. Die Verbraucherzentrale warnt jedoch: Werben Hersteller auf ihren Produkten mit den Aufschriften "PFOA/PFOS-frei" oder "GenX-frei", enthalten diese häufig andere Stoffe von PFAS.
Tipps zur Vermeidung von PFAS im Alltag
- Für Lebensmittel wiederverwendbare Verpackungen aus Glas, Keramik oder Metall nutzen
- Beim Neukauf von Outdoor-Kleidung, Schuhen und Imprägniermitteln auf die Hinweise "fluorfrei", "frei von PFC" oder "ohne PFAS" achten
- Textilien, Kleidung, Polster und Teppiche mit den Hinweisen "fleckgeschützt", "wasserabweisend", "ölabweisend" meiden (können PFAS enthalten)
- Kosmetika mit "fluoro" im Namen eines organischen Inhaltsstoffes meiden
- Papier, Pappe, Stoffe, plastikfreies Einweggeschirr und andere Materialien meiden, wenn Öl auf der Oberfläche runde Tröpfchen bildet
Wie gelangt PFAS in Trinkwasser, Lebensmittel und andere Produkte?
Bei ihrer Verarbeitung in der Industrie gelangen PFAS über Abgase und Abwasser in die Luft und ins Wasser. Über Regen, Schnee und durch Bewässerung in der Landwirtschaft gelangen sie in den Boden und damit in Lebensmittel und ins Trinkwasser. Auch in Löschschaum von Feuerlöschern wurden die Substanzen lange Zeit verwendet und sickerten in die Böden. Über Flüsse und Meere verteilen sich PFAS an die entlegensten Orte der Erde. Sie sind zum Beispiel in Tieren wie dem Eisbär nachweisbar, aber auch in unserem Blut, in Muttermilch und in Pflanzen.
Warum sind PFAS nicht verboten?
Ein Verbot für die Verwendung von PFAS ist laut Bundesumweltministerium sehr komplex. Es gebe derzeit keine offizielle Erfassung aller bundesweiten Schadensfälle. Zudem herrsche noch viel Unklarheit über die genaue Zusammensetzung, Wirkung und Verwendung der riesigen Stoffgruppe PFAS. Zwar gibt es für einige Substanzen bereits Grenzwerte oder Verbote. Doch Unternehmen steigen bisher vielfach auf alternative PFAS um, die das Umweltbundesamt als ähnlich besorgniserregend einstuft. Die EU hat zu PFAS eine öffentliche Anhörung bis September 2023 eröffnet. Anschließend will sie über ein PFAS-Verbot entscheiden.