Holzkohle: Das schmutzige Geschäft mit Tropenholz
Im Gegensatz zu Holzmöbeln oder Brennholz unterliegt Holzkohle aktuell keiner EU-Handelsverordnung. Illegal geschlagenes Tropenholz darf deshalb legal als Grillkohle in die Europäische Union importiert werden.
Ein Schlupfloch für Kriminelle weltweit: Eine neue EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten soll eigentlich verhindern, dass Grillkohle aus illegal geschlagenem Tropenholz in die Europäische Union gelangt. Aber das Inkrafttreten wurde aktuell auf Ende 2025 verschoben.
Kriminelle verdienen Millionen mit illegalem Tropenholz
Laut World Wide Fund For Nature (WWF) wird mit Umweltkriminalität fast so viel Geld umgesetzt wie mit Drogenhandel - zum Beispiel in Westafrika. Interpol bestätigt dem NDR gegenüber, dass je nach Land bis zu 90 Prozent der Hölzer in der Region illegal geschlagen werden. Als Holzkohle landet dieses Holz auch auf dem deutschen Markt. Das sei ein Millionengeschäft, von dem unter anderem kriminelle Vereinigungen und Terroristen profitieren würden, erklärt Sasa Braun, Ermittler beim Umweltprogramm der internationalen Polizeiorganisation Interpol. Auch Kinderarbeit sei eines von vielen Problemen bei der Holzkohleproduktion.
Das immer wieder Tropenholz in Form von Holzkohle auf unseren Grills landet, zeigen Marktanalysen des WWF in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut. Und gerade tropische Wälder sind massiv bedroht: Laut einer - auch mit Mitteln des Bundes geförderten - Auswertung habe 96 Prozent der gesamten Entwaldung im Jahr 2023 in tropischen Regionen stattgefunden.
Neue EU-Verordnung soll Tropenwälder schützen
Laut der neuen EU-Verordnung dürfen bestimmte Rohstoffe - darunter auch Holzkohle - nur dann eingeführt werden, wenn diese nicht mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen. Das Inkrafttreten wurde jedoch für große Marktteilnehmer und Händler auf den 30. Dezember 2025 verschoben, Kleinst- und Kleinunternehmen sollen sogar bis zum 30. Juni 2026 Zeit für die Umsetzung bekommen.
Klimafreundliches Grillen: Auf Nachhaltigkeit und CO2-Emissionen achten
Beim Kauf von Holzkohle und beim Grillen sollten Verbraucher Nachhaltigkeit und CO2-Bilanz berücksichtigen. Diese Tipps können dabei helfen:
- Siegel wie "Naturprodukt", "natürlicher Herkunft", "aus bewirtschafteten Forstbeständen" geben keinen Aufschluss über die einwandfreie Herkunft der Grillkohle.
- "FSC", "Naturland" und "PEFC" sind Siegel, die für eine nachhaltigere Holzwirtschaft stehen.
- Alternativen zur Holzkohle aus Olivenkernen, Weinreben, Maisspindeln, Kokosnussschalen und Co. haben den Vorteil, dass sie aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten stammen sollen.
- Alternative Gasgrill? Flüssiggas wird bei der Erdöl- oder Erdgasförderung sowie bei der Weiterverarbeitung von Rohöl gewonnen. Es ist deshalb nicht besonders nachhaltig. Im Gegensatz zu Holzkohle entsteht bei der Verbrennung von Flüssiggas kaum Feinstaub, dafür aber auch klimaschädliches CO2.
- Alternative Elektrogrill? Betrieben mit Ökostrom verfügt ein Elektrogrill über eine gute Umweltbilanz: Kein Feuer bedeutet auch kein CO2-Ausstoß.
- Laut dem Umweltbundesamt entsteht ein Großteil der klimarelevanten Emissionen durch das Grillgut und nicht durch die Art des Grills. Für klimafreundliches Grillen sollte man vor allem die Menge an Rindfleisch reduzieren.