Eine Flasche Granini Orangensaft, im Hintergrund sind eine Dose Gewürzsalz, eine Packung Eiscreme, Waffelgebäck und eine Duschcreme zu sehen. © Verbraucherzentrale Hamburg
Eine Flasche Granini Orangensaft, im Hintergrund sind eine Dose Gewürzsalz, eine Packung Eiscreme, Waffelgebäck und eine Duschcreme zu sehen. © Verbraucherzentrale Hamburg
Eine Flasche Granini Orangensaft, im Hintergrund sind eine Dose Gewürzsalz, eine Packung Eiscreme, Waffelgebäck und eine Duschcreme zu sehen. © Verbraucherzentrale Hamburg
AUDIO: Verbraucherzentrale sucht "Mogelpackung des Jahres 2024" (1 Min)

Granini Trinkgenuss Orange ist "Mogelpackung des Jahres 2024"

Stand: 22.01.2025 10:30 Uhr

Diesen Titel möchte niemand gern gewinnen: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die "Mogelpackung des Jahres 2024" gekürt. Zur Auswahl standen fünf Produkte. Der Orangensaft von Eckes-Granini belegte Platz 1.

Verbraucherinnen und Verbraucher haben "Granini Trinkgenuss Orange" in einer Online-Abstimmung zur "Mogelpackung des Jahres 2024" gewählt. Fast die Hälfte der abgegebenen Stimmen (15.694 Stimmen, 48,4 Prozent) entfielen auf das Produkt der Eckes-Granini Deutschland GmbH. Der Hersteller hat im Frühjahr 2024 die Rezeptur des beliebten Saftes verändert. Die Menge des Orangensaftes pro Flasche wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt. Trotzdem hat der Handel den Verkaufspreis beibehalten. Bezogen auf den Fruchtsaftanteil entspricht dies einer Verdopplung des Preises.

Statt 100 nur noch 50 Prozent Fruchtsaft enthalten

"Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen", so Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das Etikett der Flasche sei nahezu unverändert, einen Hinweis auf die neue Zusammensetzung der Zutaten suche man vergebens. Lediglich die prominente Auslobung "100 % Fruchtsaft" fehle auf der Banderole, werde aber unverständlicherweise nicht durch die Angabe "50 % Fruchtsaft" ersetzt.

"Mogelpackung des Jahres 2024": Das Ergebnis

Neben "Grannini Trinkgenuss Orange" standen vier weitere Produkte zur Wahl, bei denen getäuscht wurde.

  • 2. Platz: "Lebensbaum Tomaten-Gewürzsalz" von Ulrich Walter (6.892 Stimmen, 21,2 Prozent): Statt 150 sind nur noch 80 Gramm Gewürzsalz in der Dose, die nun aber 1 Euro mehr kostet. Damit ist das Produkt um 150 Prozent teurer geworden. Weiterer Kritikpunkt: Die große Verpackung täuscht mehr Inhalt vor.
  • 3. Platz; Eiscreme "Cremissimo Bourbon Vanille" von Unilever (4.544 Stimmen, 14 Prozent): Bei diesem Produkt ist zwar der Preis gleich geblieben, aber statt 1.300 sind nur noch 900 Milliliter Eis in der Packung. Das entspricht einer Preiserhöhung von bis zu 44 Prozent.
  • 4. Platz: "Dove Duschcreme" von Unilever (3.086 Stimmen, 9,5 Prozent): Die Füllmenge ist gesunken, der Preis gestiegen, obwohl die Inhaltsstoffe annähernd identisch sind. Die neue Duschcreme kostet fast doppelt so viel wie die alte Pflegedusche.
  • 5. Platz: "Biscotto Waffelblättchen" von Aldi Nord (2.225 Stimmen, 6,9 Prozent): Bei diesen Keksen ist die Füllmenge ebenfalls geschrumpft - von 200 auf 100 Gramm. Beim unveränderten Verkaufspreis von 1,99 Euro ist das Gebäck damit um 100 Prozent teurer.

Ausfälle bei Orangenernte haben zu Preissteigerungen geführt

Bei einer Stichprobe der Verbraucherschützer in rund 20 Hamburger Supermärkten war der Orangensaft aktuell nicht erhältlich. "Wahrscheinlich hat Eckes-Granini die Belieferung eingestellt, weil sich das Unternehmen und die Händler nicht über den Preis einigen konnten", erklärt Valet. Ernteausfälle durch den Klimawandel und eine Pflanzenkrankheit bei Orangenbäumen haben zuletzt zu massiven Preissteigerungen für Orangensaftkonzentrat geführt, die Produzenten unter Druck setzen.

Verbraucherzentrale fordert Transparenz und Kennzeichnungspflicht

Für Verbraucherschützer Valet ist nachvollziehbar, dass Unternehmen versuchen, höhere Kosten an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben. Doch schrumpfende Füllmengen und der Verzicht auf wertvolle Zutaten seien der falsche Weg, um Margen zu sichern. "Statt Shrink- und Skimpflation brauchen wir mehr Preisklarheit und -wahrheit", so Valet. Zudem fordert er gesetzliche Vorgaben für eine klare Kennzeichnung von Mogelpackungen. In anderen Ländern habe man dazu bereits Maßnahmen ergriffen: In Ungarn und Frankreich etwa müssten Lebensmitteleinzelhändler seit dem vergangenen Jahr Mogelpackungen mit einem Hinweis am Regal kenntlich machen. In Brasilien seien sogar Warnhinweise direkt auf der Verpackung vorgeschrieben.

Fehlende Transparenz beim Lebensmitteleinkauf verärgert Verbraucher und Verbraucherinnen. Eine aktuelle repräsentative Studie von Lebensmittelklarheit, einem Portal der Verbraucherzentralen, hat gezeigt, dass 81 Prozent von ihnen versteckte Preiserhöhungen als Täuschung wahrnehmen. Auf ihrer Website informiert die Verbraucherzentrale außerdem im Detail über Tricks der Lebensmittelhersteller, um Preiserhöhungen zu verstecken und nennt aktuelle Beispiele für Mogelpackungen. Konsumenten können dort per E-Mail auch eigene Beobachtungen melden.

Weniger Mogelpackungen, aber größere Preisanstiege

2024 waren mit 67 Mogelpackungen insgesamt weniger Produkte von versteckten Preiserhöhungen betroffen als im Rekordjahr 2023 (104). Der durchschnittliche Preisanstieg war jedoch deutlich höher. Er betrug bei den von der Verbraucherzentrale Hamburg erfassten Produkten 31,5 Prozent (2023: 23,5 Prozent). "Die fünf höchsten Preissteigerungen lagen im Bereich von 100 Prozent und mehr. Einen so drastischen Preisanstieg haben wir 2023 nur einmal registriert", so Verbraucherschützer Valet.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 06.01.2025 | 13:00 Uhr

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