Lüneburgs Altstadt lockt mit vielen Sehenswürdigkeiten
Mittelalter trifft Moderne: Gotische Kirchen und historische Giebelhäuser prägen Lüneburgs Altstadt. Die noch junge Leuphana-Universität zieht Tausende Studierende in die alte Salzstadt.
Weiß, kostbar und weltweit begehrt: Salz bestimmte mehr als 1.000 Jahre die Geschicke Lüneburgs. Die Saline machte die Stadt im Nordosten der Lüneburger Heide reich und berühmt. Lüneburg wurde eine der führenden Handelsstädte im Norden und Mitglied der Hanse. Heute leben rund 74.000-Einwohner in der Stadt an der Ilmenau, etwa 11.000 Studierende besuchen die Universität.
Einzigartige Backsteindenkmäler
Vom einstigen Reichtum Lüneburgs zeugen die schönen Backstein-Giebelhäuser. Das mittelalterliche Stadtbild mit seinen engen Gassen und zwei großen Plätzen - dem Marktplatz und dem Platz Am Sande - ist von Krieg und Katastrophen verschont geblieben und nahezu vollständig erhalten. Mittelpunkt ist das prunkvolle Rathaus, dessen älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen. Die Barockfassade wurde im 18. Jahrhundert vollendet.
Im Rathausturm hängt ein Glockenspiel mit 41 Glocken aus Meissener Porzellan, das täglich Melodien von Johann Abraham Peter Schulz spielt. Der Komponist von "Der Mond ist aufgegangen" und "Ihr Kinderlein, kommet" war ein Sohn der Stadt. Das Rathaus selbst, eines der bedeutendsten in Norddeutschland, ist heute größtenteils ein Museum. Zwei- bis dreimal täglich gibt es Führungen durch die Räume, die in verschiedenen Epochen entstanden sind. Auf dem Marktplatz davor wird es mittwochs und sonnabends bunt, wenn die Landwirte aus der Region ihre frischen Waren anbieten.
Cafés und Kneipen rund um den Stintmarkt
Schon vor Jahrzehnten hieß es gerüchteweise, in Lüneburg gäbe es pro Kopf gerechnet die meisten Zapfhähne der Republik. Damals war Lüneburg eine Garnisonsstadt voll durstiger Soldaten. Nach der Wende zog in eine der ehemaligen Kasernen die Leuphana-Universität ein. Seitdem hat sich die Gastronomieszene noch weiter ausgebreitet - mehr als 300 Lokale soll es geben. Das Wasserviertel rund um den Stintmarkt, wo früher der beliebte Fisch gehandelt wurde, ist das Kneipenzentrum der Stadt. Auch in der Schröderstraße hinter dem Rathaus und in der Heiligengeiststraße liegen Cafés, Restaurants und Kneipen dicht an dicht.
Lüneburg: Auf Salz gebaut
An dem langgestreckten Platz Am Sande befindet sich die St.-Johannis-Kirche mit ihrem leicht schiefen Turm. Nördlich des Platzes liegt das Haupteinkaufsviertel. Weiter westlich schlängeln sich schmale Kopfsteinpflasterstraßen durch ein stilleres Altstadtgebiet, das Wohnviertel rund um die Michaeliskirche.
So manches Haus hier wirkt krumm und schief oder hat tiefe Risse: Der späte Tribut, den die Stadt für ihre salzige Glanzzeit zahlt. Aufgrund des unterirdischen Salzabbaus senkte sich das Gebiet ab dem Jahr 1830 zwischen der ehemaligen Saline und dem Kalkberg um mehrere Meter ab. Dutzende Häuser und die ehemalige Lambertikirche fielen der Senkung zum Opfer. Ein markantes Zeugnis für die immensen Erdbewegungen findet sich in der Frommestraße: Hier haben sich zwei gusseiserne Torflügel allmählich übereinander geschoben.
Lüneburgs "Bachkirche": St. Michaelis
Im Gebiet der westlichen Altstadt können Besucher noch mehr unterirdische Zeugnisse der Vergangenheit entdecken. Ausgrabungen legten Reste eines ehemaligen Benediktinerklosters frei. Die alten Gewölbe sind vermutlich Teil des Kapitelsaals, des Hauptversammlungsraums der Mönche. Sie liegen gleich nördlich der St.-Michaelis-Kirche, deren trutziger Turm von einer barocken Haube mit Dachlaterne gekrönt wird. Urkunden belegen, dass schon im Jahr 956 ein Michaeliskloster auf einer Festung auf dem Kalkberg stand.
Nachdem die Festung 1371 zerstört wurde, wurden Kirche und Kloster innerhalb der Stadtmauern neu aufgebaut - leider auf der Abbruchkante eines Salzstocks, was die Pfeiler im Kirchenschiff bis zu 70 Zentimeter aus dem Lot brachte. St. Michaelis wird auch "die Bachkirche des Nordens" genannt, denn hier hat einst Johann Sebastian Bach musiziert, der um 1700 als Jugendlicher die Partikularschule des Klosters besuchte.
Die jüngste Hauptkirche Lüneburgs ist St. Nicolai, deren Backsteinturm erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.
Salz, Geschichte und mehr: Besuch im Museum
Salz, das "weiße Gold", bestimmte jahrhundertelang die Geschichte der Stadt. Es war wertvoll und begehrt, wurde über Lübeck im ganzen Ostseeraum gehandelt und diente in erster Linie zur Konservierung von Lebensmitteln wie Hering. Aus Salzstollen, die bis zu 20 Meter unter die Erde führten, beförderten die Lüneburger die Sole, eine Salzwasserlösung, an die Erdoberfläche. Dort wurde sie in Wannen über dem Feuer erhitzt. Das Wasser verdampfte, das Salz kristallisierte aus. Wie die Kunst des Salzsiedens genau funktionierte, wie sich Salzkristalle anfühlen und weiteres Wissenswertes zum Thema können Besucher im Deutschen Salzmuseum erfahren. Das Haus steht am Ort der alten Produktionsstätten, die 1980 geschlossen wurden, und versteht sich als "Museum zum Anfassen".
Einen sehr plastischen Überblick über die Geschichte der Stadt gibt das Lüneburg Museum. Die Ausstellung verbindet Naturkunde, Archäologie und Stadtgeschichte und spannt einen Bogen von der Eiszeit über das Mittelalter bis zur Gegenwart. Dabei geht es um so unterschiedliche Themen wie Landschaft, Kunst, die Hanse, den Nationalsozialismus und die Anti-Atom-Bewegung.
Entspannen in der Salztherme
Salz ist auch das Thema im "Salü" - der Salztherme am alten Kurpark mit verschiedenen Salzwasserbecken. Das Wasser enthält bis zu vier Prozent Sole. Zur Therme gehört auch ein Erlebnisbad mit Rutschen sowie eine Saunazone.