Radfahren in Hamburg: Auf 140 Kilometern rund um die Stadt
Hafenflair, Naturschutzgebiete, Flüsse und Seen: Die Fahrrad-Rundtour startet an den Landungsbrücken und führt auch zu weniger bekannten Ecken der Stadt. Sie lässt sich gut in vier Tagesetappen aufteilen.
Auf rund 140 Kilometern einmal rund um die Hansestadt, durch Parks und Naturschutzgebiete, Hafenzonen und entlang stiller Seen: Der Hamburger Hobby-Radler Herbert Rönneburg hat dafür eine Tour ausgearbeitet, die er in seinem Fahrrad-Blog auch zum GPX-Download anbietet. Startpunkt sind die Landungsbrücken, man kann die Tour aber auch an anderen Punkten beginnen, denn zur nächsten U- oder S-Bahnstation ist es meist nicht weit. Wer schnell unterwegs ist, kann die gesamte Strecke in zwei Tagen abfahren. Wer sich lieber etwas mehr Zeit für Pausen und Besichtigungen nimmt, sollte vier Tagesetappen einplanen.
Etappe 1: Vom Hafen zur Bunthäuser Spitze und auf die Veddel (33 Kilometer)
Vom Startpunkt an den Landungsbrücken geht es zunächst durch den Alten Elbtunnel über die Klütjenfelder Radwegbrücke nach Wilhelmsburg. Entlang des Veringkanals und durch den Inselpark führt die Strecke weiter bis an die Süderelbe. Dort lädt im Sommer die Badestelle Finkenried zur Pause am Wasser ein. Die Radtour setzt sich fort in Richtung der Bunthäuser Spitze. Ein kleiner Leuchtturm markiert dort den südlichsten Punkt der Elbinsel Wilhelmsburg.
Heuckenlock: Refugium seltener Vögel
Gleich nebenan beginnt das Naturschutzgebiet Heuckenlock, einer der letzten Süßwasser-Tideauenwälder Europas. Das Gebiet ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für Vögel. Mit etwas Glück lässt sich dort sogar ein Seeadler beobachten. Von diesem südöstlichen Punkt der Elbinsel geht es in einem Bogen in nördlicher Richtung bis zum Hansahafen. Dort endet die erste Etappe. Mit der S-Bahnlinie 3 kommt man von der Haltestelle Veddel in wenigen Minuten zurück in die Innenstadt.
Etappe 2: Vom Hansahafen nach Bergedorf (39 Kilometer)
Vor Beginn dieser Etappe empfiehlt es sich, etwas Zeit für die Besichtigung des Deutschen Hafenmuseums einzuplanen. Wahrzeichen der Ausstellung, die in den kommenden Jahren ausgebaut und durch einen Museumsneubau ergänzt werden soll, ist die Viermastbark "Peking". Über die Freihafenelbbrücke startet die Tour und führt auf der nördlichen Elbseite weiter. Am Alexandra-Stieg geht es über eine Fußgängerbrücke in den Elbpark Entenwerder und über das Sperrwerk Billwerder Bucht weiter auf die Elbinsel Kaltehofe. Das dortige Museum, das sich dem Thema Wasser widmet, und der angeschlossene Park mit einem Naturpfad lohnen einen Stopp.
Auf dem Marschbahndamm zum Zollenspieker
Über den Kaltehofer und den Moorfleeter Hauptdeich gelangt man auf eine der beliebtesten Fahrradstrecken der Hansestadt: den alten Marschbahndamm. Auf ihm geht es durch die idyllische Landschaft der Vier- und Marschlande bis zum südöstlichsten Zipfel Hamburgs, dem Zollenspieker mit dem bekannten Fährhaus. Nach einer kleinen Pause setzt man den Weg in nördlicher Richtung bis Bergedorf fort, wo die Tagesetappe endet. In Bergedorf besteht Anschluss an die S-Bahn in Richtung Innenstadt.
Etappe 3: Von Bergedorf nach Ohlsdorf (34 Kilometer)
In Bergedorf lohnt ein Abstecher zum Schloss, dem einzigen auf Hamburger Stadtgebiet. Im Inneren des Prachtbaus befindet sich heute das Museum für Bergedorf und die Vierlande. Mit dem Fahrrad geht es anschließend in nordwestlicher Richtung weiter durch die Boberger Niederung, ein Naturschutzgebiet mit Binnendünen und Badesee. Nächstes größeres Ziel ist der Öjendorfer Park, dessen großer See im Sommer ebenfalls an zwei Stellen zum Baden einlädt. Der See entstand in den 1920er-Jahren durch Sand- und Kiesabbau, diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Schuttgrube der zerstörten Stadtteile im Hamburger Osten und füllte sich schließlich nach einem Durchstich zum Schleemer Bach mit Wasser. Der Nordteil des Sees ist heute Vogelschutzgebiet.
Bramfelder See und Parkfriedhof Ohlsdorf
Auf dem Weg in Richtung Ohlsdorfer Friedhof führt die Strecke teils durch dichte Bebauung, teils durch Grünflächen und am Ufer des Bramfelder Sees zum weltweit größten Parkfriedhof. Mit seinen zahlreichen Grabmälern und Gedenkstätten sowie seiner kunstvollen gärtnerischen Gestaltung lohnt er einen längeren Besuch. Viele bekannte Persönlichkeiten wie Helmut und Loki Schmidt oder Jan Fedder haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Zum Erkunden des Friedhofs ist das Fahrrad ideal, denn das Gelände ist sehr weitläufig. Am U- und S-Bahnhof Ohlsdorf endet die Tagesetappe.
Etappe 4: Von Ohlsdorf nach Teufelsbrück (34 Kilometer)
Ohlsdorf ist der Startpunkt der letzten Etappe, die zurück an die Elbe führt. Vom Friedhof aus verläuft der Weg zunächst in westlicher Richtung und nordwestlich am Flughafengelände entlang. Am südlichen Ende lohnt ein Abstecher zum Künstlerhaus Sootbörn in der gleichnamigen kleinen Straße. Der Gebäude im Bauhaus-Stil war früher eine Schule, heute zeigen Künstler dort wechselnde Ausstellungen. Weiter geht es in Richtung Niendorf, vorbei an der kleinen Barockkirche des Stadtteils und durch das Waldgebiet des Niendorfer Geheges. Entlang des Flüsschens Kollau und schmaler Grünzüge führt der Weg zum Volkspark Altona mit seinem alten Baumbestand. Im Spätsommer und Herbst lohnt dort ein Besuch des Dahliengartens mit rund 11.000 Pflanzen.
Durch den Jenischpark zur Elbe
Nächstes Ziel der Etappe ist der Loki Schmidt Garten, der mit vielen botanischen Raritäten lockt. Der Eintritt ist frei, Fahrräder müssen draußen abgestellt werden. Wer hier keinen Stopp einlegen möchte, radelt direkt weiter zum Jenischpark. Dort muss man das Rad schieben, aber das lohnt sich. Mitten im Park liegt auf einer Anhöhe das Jenischhaus, ein historischer Landsitz, der heute ein Museum ist. Der Blick von dort reicht weit über die Elbe. Für Kunstinteressierte bietet der Park zwei weitere Ausstellungen: Das Ernst-Barlach-Haus zeigt eine große Sammlung von Werken des expressionistischen Bildhauers und Zeichners, das Bargheer-Museum widmet sich dem Hamburger Maler Eduard Bargheer.
Südlich des Jenischparks befindet sich der Elbanleger Teufelsbrück - hier endet die Rundtour. Die letzten Kilometer bis zu den Landungsbrücken werden auf dem Wasser mit der Fähre zurückgelegt. Dazu muss man zunächst die Fährlinie 64 nach Finkenwerder nehmen und dort in die Linie 62 umsteigen. Räder dürfen auf den Fähren kostenlos mitgenommen werden. Wer mag, kann die circa acht Kilometer lange Strecke zu den Landungsbrücken alternativ mit dem Rad fahren.