Vier- und Marschlande: Ausflüge in Hamburgs Gemüsegarten
Knackiges Gemüse und frische Blumen: Die Vier- und Marschlande sind Hamburgs Hausgarten. Mit viel Wasser, Radwegen und schönen Bauernhäusern ist die Region zugleich ein attraktives Ausflugsziel.
Gleich drei Flüsse durchziehen das Gebiet im Südosten der Hansestadt, das auch als Hamburgs Dreistromland bezeichnet wird. Die Elbe mit ihren Seitenarmen Dove und Gose Elbe und die Bille waren früher die wichtigste Verkehrsverbindung. Bis ins 20. Jahrhundert brachten Händler Blumen und Gemüse per Kahn zum Markt in die Stadt.
Als die Deiche befestigt wurden, konnten Pferdefuhrwerke und später Lastwagen die Ernte abholen. Es existierte sogar eine eigene kleine Bahnlinie, auf der die Waren in die Stadt gebracht wurden. Noch heute führt der "Marschbahndamm" durch Wiesen und Felder bei Altengamme. Er ist eine hervorragende Fahrradstrecke.
Radeln, skaten und paddeln
Nicht nur Radfahrer, auch Inline-Skater finden in den Vierlanden schöne Strecken, etwa am Deich zwischen Oortkaten und Zollenspieker. Gose und Dove Elbe sind zudem ein abwechslungsreiches Paddelrevier. Wer nicht selbst ein Boot lenken möchte, kann sich auf eine historische Schiffstour mit einem Ewer begeben - das ist ein für die Region typisches Segelboot. Die insgesamt vierstündigen Ausflüge starten wahlweise in Bergedorf oder in den Vierlanden, zu der geruhsamen Tour gehört unter anderem auch ein Rundgang durch das Bergedorfer Schloss.
Im Sommer lohnt es sich, bei einem Ausflug in die Vierlande die Badesachen einzupacken. Der See Hinterm Horn und der Oortkatener See (auch bekannt als Hohendeicher See) bieten dann willkommene Abkühlung.
Getreide- und Gemüseanbau brachten Wohlstand
Bereits im Mittelalter besiedelten die ersten Bauern das fruchtbare Marschland. Nach und nach begannen sie, das Land, das regelmäßig von der Elbe überschwemmt wurde, einzudeichen. Der ertragreiche Boden brachte den Bauern Wohlstand, der sich in den Kirchen und Bauernhäusern der Gemeinden widerspiegelt. Heute sind die Vier- und Marschlande das größte zusammenhängende Blumen- und Gemüseanbaugebiet Deutschlands.
Ausflug in die Geschichte im Freilichtmuseum
Mancherorts stehen noch prächtige Hufnerhäuser mit reich verzierten Giebeln. Ihren Namen haben sie von den sogenannten Hufen, dem schmalen Stück Land zwischen den Entwässerungsgräben, auf dem die Bauernhäuser errichtet wurden. Ein schönes Beispiel ist das Rieck-Haus in Curslack, das heute zu einem Freilichtmuseum gehört. Das reetgedeckte Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert bildet zusammen mit zwei historischen Scheunen, einer Feldentwässerungsmühle und einem Backhaus ein sehenswertes Ensemble.
Am Zollenspieker setzten die Kaufleute über die Elbe
Kulturhistorisch bedeutsam ist das Zollenspieker Fährhaus, das am südlichsten Punkt Hamburgs steht. Mit seiner Fährverbindung zum niedersächsischen Elbufer war es Jahrhunderte lang einer der wichtigsten mittelalterlichen Knotenpunkte von Handels- und Heerwegen in der Region. Eingerichtet wurde die Zollstation Mitte des 13. Jahrhunderts, das heutige Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Von ihrem Wachhaus aus konnten die Zöllner in alle Richtungen über den Strom "spieken" (spähen) und zugleich den Wegezoll für die Elbquerung mit der Fähre kassieren. Im Volksmund wird das Fährhaus deshalb auch nur kurz "Spieker" genannt. Heute ist der landschaftlich reizvoll gelegene Zollenspieker mit Luxus-Hotel und Gastronomie ein beliebtes Ausflugsziel.
Alte Mühlen zeugen von bäuerlicher Vergangenheit
Sehenswert ist auch die historische Riepenburger Mühle. Sie ist die älteste und größte erhaltene Kornwindmühle Hamburgs und eine der wenigen noch funktionstüchtigen Mühlen der Hansestadt. Das 1828 errichtete Bauwerk beherbergt heute ein Café und dient außerdem Kunsthandwerkern als Veranstaltungs- und Ausstellungsort. Noch regelmäßig in Betrieb ist die Reitbrooker Mühle. Sie wurde um 1870 errichtet und mahlt bis heute Getreide. Einziger Unterschied zu früher: Die Flügel werden mittlerweile durch Elektromotoren angetrieben.
Störche brüten in den Kirchwerder Wiesen
Lange mussten die Hamburger die Vier- und Marschlande gegen Feinde verteidigen: im Mittelalter gegen die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, bis ins 20. Jahrhundert gegen gefährliches Hochwasser. Die "Eindringlinge" von heute sind Haubentaucher und Touristenschiffe - gegen Überschwemmungen schützt die moderne Tatenberger Schleuse. In den Naturschutzgebieten Reit und Kirchwerder Wiesen leben viele seltene Tier- und Pflanzenarten wie Fischadler, Kröten und Moorfrösche. Wo es viele Frösche gibt, fühlt sich auch der Weißstorch wohl: In den feuchten Niederungen der Kirchwerder Wiesen findet er reichlich Nahrung und brütet dort regelmäßig.