VIDEO: Heimatkunde: Bille (2 Min)

Die Bille - Hamburgs unbekannter Fluss

Stand: 27.07.2022 13:04 Uhr

Vom idyllischen Wald-Bächlein zum kanalisierten Industriefluss: Auf ihrem Weg vom Herzogtum Lauenburg bis zur Mündung in die Norderelbe im Hamburger Hafen zeigt die Bille ihre vielen verschiedenen Seiten.

Wo in Hamburg fließt die Bille? Selbst viele Bewohner der Hansestadt können diese Frage nicht so genau beantworten. Das Flüsschen stand schon immer ein wenig im Schatten von Elbe und Alster. Für die Schifffahrt hatte die Bille nie die wirtschaftliche Bedeutung der Elbe, als Erholungs- und Freizeitrevier hatte wiederum stets die Alster die Nase vorn.

Bille: Ein Fluss mit vielen Gesichtern

Grob einteilen lässt sich der rund 65 Kilometer lange Fluss in drei Abschnitte: Die Obere Bille bezeichnet das Flüsschen von seiner Quelle bei Linau östlich von Hamburg im Herzogtum Lauenburg bis Bergedorf. Die mittlere Bille schlängelt sich von Bergedorf bis nach Billstedt. Dort beginnt der letzte, stark kanalisierte Abschnitt der Unteren Bille, die schließlich an der Brandshofer Schleuse zwischen Hammerbrook und Rothenburgsort bei den Elbbrücken in die Elbe mündet.

Wandern und Radfahren an der Oberen Bille

Das Reinbeker Schloss am Mühlenteich mit Gartenrestaurant © NDR Foto: Irma Kreussler
Bei dem Renaissance-Schloss in Reinbek staut sich die Bille zum Mühlenteich auf.

Sehr reizvoll ist das unter Naturschutz stehende Billetal zwischen Grander Mühle und Reinbeker Mühlenteich im westlichen Sachsenwald. Dort sind Eisvögel, Bachforellen und Flussmuscheln zu Hause. Am Ufer des kleinen Flusses führt ein Wanderweg entlang, Radfahrer dürfen dort ebenfalls fahren. Bei Schloss Reinbek durchfließt die Bille den Mühlenteich und schlängelt sich dann weiter in Richtung Bergedorf. Der Abschnitt zwischen Bergedorf und Reinbek ist ein ideales Paddelrevier.

In Bergedorf verschwindet die Bille

In Bergedorf selbst wurde der ursprüngliche Flusslauf stark verändert und das Wasser durch das Serrahnwehr aufgestaut. Hinter dem Wehr fließt ein Großteil des Wasser der Oberen Bille über den Schleusengraben in die Dove Elbe ab. Bis ins 19. Jahrhundert floss die Mittlere Bille vor dem Serrahnwehr weiter, dann wurde sie jedoch von ihrem Oberlauf abgetrennt. Heute beginnt die Mittlere Bille als Regenwasserauslass am Sanderdamm nahe der S-Bahnstation Bergedorf, nimmt dann mehrere kleine Bäche auf und schlängelt sich weiter in Richtung Boberger Niederung, einem Naturschutzgebiet mit Binnendünen, Heide- und Moorflächen.

Sechs Brücken führen über die Untere Bille

Die Gelbe Brücke über die Bille in Hamburg-Rotenburgsort. © Imago Images Foto: Hoch Zwei/Angerer
Die Gelbe Brücke quert die Bille bei Rothenburgsort.

Hinter der Billwerder Marsch fließt der Fluss unter der Autobahn 1 hindurch und heißt dann Untere Bille. Statt durch idyllisches Grün verläuft sie nun durch Gewerbe-und Industriegebiet. Sechs Brücken - Schwarze, Braune, Gelbe, Blaue, Grüne und Rote Brücke - führen über den stark kanalisierten Fluss. Die Brückengeländer sind in der jeweiligen Farbe gestrichen - das sollte den Arbeitern im 19. Jahrhundert die Orientierung erleichtern.

Die Billerhuder Insel: Idyll für Kleingärtner

Hinter der Blauen Brücke prägen neben Gewerbebauten auch hübsche Kleingärten die Ufer der Bille, besonders auf der Billerhuder Insel. Das rund 38 Hektar große Eiland, das von Bille und Bullenhuser Kanal umflossen wird, ist fast vollständig in der Hand von Kleingartenvereinen. Ganz so idyllisch wird es jedoch wohl nicht bleiben: In unmittelbarer Nähe entstehen in den nächsten Jahren Hunderte neue Wohnungen in den Stadtteilen Billstedt und Horn. Die Billerhuder Insel bleibt aber als "grüne Passage" mit ihren Kleingärten erhalten.

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