Boberger Dünen: Natur pur in der Großstadt
Dünen, Moor, Heide, Marschland und ein Geesthang mit Orchideen. Diese unterschiedlichen Landschaftsformen kann man mitten in Hamburg erleben - im Naturschutzgebiet Boberger Niederung.
Einst erstreckte sich von Berliner Tor bis nach Bergedorf eine Dünenlandschaft, die im 19. und noch im 20. Jahrhundert für Bauzwecke abgetragen wurde. Weil man sich über den Sandpreis uneins war, blieb ein kleiner Rest erhalten. Die Boberger Dünen sind heute Hamburgs einzige, von Heideflächen umgebene Wanderdüne. Das Naturschutzgebiet Boberger Niederung im Bezirk Bergedorf ist 350 Hektar groß und besonders artenreich. Es wird im Norden von der B 5 (Bergedorfer Straße) und im Süden von der Bille begrenzt.
Vegetation und Landschaft beeinflussen und ergänzen sich: Mehrere Quellen am Geesthang bewässern einen Erlenbruchwald, die sandigen Dünen mit Strandhafer gehen in Flächen mit Trockenrasen über. Wenige Hundert Meter weiter leben Wasservögel an moorigen Gewässern und am Boberger See.
Wandern in den Boberger Dünen
Um das empfindliche Gleichgewicht der Natur zu erhalten, dürfen Besucher die angelegten Wege in der Boberger Niederung nicht verlassen. Vier mit Symbolen gekennzeichnete Rundwege führen durch die typischen Landschaften: Dünenweg, Moorweg, Terrassenweg und Wiesenweg. Für die etwa drei bis fast fünf Kilometer langen Strecken benötigt man jeweils ein bis zwei Stunden. Die Loki-Schmidt-Stiftung bietet Faltblätter zu den Routen vor Ort im Boberger Dünenhaus und als PDF zum Download.
Von Frühjahr bis Herbst weidet eine Schaf- und Ziegenherde im Naturschutzgebiet und hält die Heidelandschaft und die Trockenrasenflächen frei von Bäumen und Sträuchern. Gelenkt werden die Tiere von einem Schäfer mit seinen Hütehunden.
Terrassenweg: Orchideen am Geesthang
Besonders interessant ist der Terrassenweg im östlichen Bereich der Niederung. Die Terrassen entstanden vor rund 150 Jahren beim Abbau von tonhaltigem Boden am bis zu 30 Meter hohen Geesthang des Elbe-Ursprungtals. Noch immer stauen Tonschichten das Wasser und die Sonne erwärmt den Südhang so stark, dass sich verschiedene Orchideenarten wie das Breitblättrige Knabenkraut ausgebreitet haben.
Ein schöner Aussichtspunkt ist der Geesthang "Groten Heesen" mit Blick über die Marsch bis zum südlichen Rand des Elbe-Urstromtals. Die Route führt auch vorbei an Trockenrasen, der Lebensraum von Schmetterlingen und Heuschrecken ist.
Mehr erfahren im Dünenhaus oder bei Führungen
Wer nicht nur die Natur genießen, sondern auch Spannendes über Flora und Fauna erfahren möchte, kann die Ausstellung im Boberger Dünenhaus besuchen, das die Loki-Schmidt-Stiftung betreibt. Die Mitarbeiteden des Dünenhauses bieten auch Veranstaltungen und Führungen an. Nützlich ist zudem die kostenlose App "Natürlich Hamburg!", die Naturinteressierte auf drei unterschiedlich langen Touren durch die Niederung begleitet und per Audio über Pflanzen und Tiere am Wegesrand informiert.
Im Boberger See baden und mit dem Segelflugzeug fliegen
Im Sommer lockt der Boberger See im Westen des Geländes viele Badegäste an. Der Kiesteich, der 1959/60 beim Bau der Ostumfahrung Hamburgs entstand, ist das einzige Gewässer im Naturschutzgebiet, in dem gebadet werden darf. Am nordöstlichen Ufer befindet sich eine Badestelle mit Sandstrand.
Zwischen April und Oktober sind am Himmel über dem Naturschutzgebiet regelmäßig Segelflugzeuge zu sehen, denn nördlich des Boberger Sees befindet sich ein Segelflugplatz. Der dort ansässige Segelflugverein bildet aus und nimmt am Wochenende und an Feiertagen auch Gäste zu einem Schnupper-Rundflug mit.
Dioxin-Fund: Boden soll abgetragen werden
An einer Stelle im nördlichen Bereich der Boberger Niederung wurden im Herbst 2018 bei einer Routineuntersuchung stark erhöhte Werte hochgiftigen Dioxins im Boden gemessen. Der Bereich an einer Böschung ist seither abgesperrt, der Boden soll abgetragen werden.