Den Hamburger Hafen per Rad entdecken
Wasser, Brücken, Industrieanlagen und zwischendurch viel Grün: Wer mit dem Rad durch den Hamburger Hafen fährt, entdeckt Überraschendes abseits der gängigen Touristenziele.
Obwohl der Hafen gut zehn Prozent der Stadtfläche ausmacht, pilgern Hamburger und Touristen meist nur zu den Landungsbrücken oder in die Hafencity. Dabei gibt es in dem riesigen Gebiet rund um Norder- und Süderelbe viel Interessantes zu entdecken. Das beste Fortbewegungsmittel, um auch versteckte Ecken zu erreichen, ist das Fahrrad. Ein Tourenvorschlag.
Von der Hafencity nach Veddel
Die knapp 25 Kilometer lange Tour beginnt in der Hafencity an der Brücke am Kaiserkai. Von dort hat man einen schönen Blick auf den Traditionsschiffhafen am Sandtor. Über die Dalmannkaipromenade mit der Elbphilharmonie an der Spitze geht es vorbei an den Marco-Polo-Terrassen auf die Überseeallee und die Versmannstraße. Sie führt direkt über die Freihafen-Elbbrücke.
Auf der anderen Seite der Brücke liegen die Elbinsel Veddel und der gleichnamige Stadtteil. Dort fährt man zunächst geradeaus und dann links in einem Bogen über Veddeler Damm unter den S-Bahn-Gleisen hindurch zum S-Bahnhof Veddel und dort rechts weiter über die Wilhelmsburger Brücke. Linkerhand befindet sich das Auswanderermuseum "BalllinStadt" - ein lohnendes Ziel für Geschichtsinteressierte.
Am Wasser entlang durch Wilhelmsburg
Wieder unter der S-Bahn hindurch geht es rechts über die Harburger Straße weiter nach Wilhelmsburg. Tipp: Statt auf der Straße zu fahren den Weg auf dem Deich nehmen. Hinauf- und hinunter muss man das Rad zwar schieben, aber dafür entschädigt ein toller Blick auf den Spreehafen und das Hamburger Stadtpanorama mit Elbphilharmonie und Michel. Auf Höhe der Tankstelle links in die Schlenzigstraße abbiegen. Einige Hundert Meter weiter tut sich am Vogelhüttendeich ein grünes Idyll auf: Der nahegelegene Ernst-August-Kanal ist ideal für eine Paddeltour und bietet Gelegenheit für eine Pause. Dort befindet sich ein Anleger mit Bootsverleih und Café.
Weiter geht es immer geradeaus auf einem gut ausgebauten Radweg durch eine Kleingartensiedlung und zuletzt direkt am Wasser durchs Grüne. Kurz bevor der Weg in die stark befahrene Mengestraße mündet, am Bürgerhaus Wilhelmsburg rechts über eine Brücke auf einen ruhigen Radweg (Gert-Schwämmle-Weg) abbiegen und diesem etwa 500 Meter folgen. Dann links in die Georg-Wilhelm-Straße abbiegen und über die große Kreuzung hinweg Richtung Süden fahren.
Alte Schleuse und Wasserturm
Auf Höhe des Eingangs zum Inselpark rechts in die Wilmansstraße biegen. Hier beginnt ein überraschend beschaulicher Weg, der sowohl an Grünanlagen vorbeiführt als auch den Blick auf Containerterminals und Industrieanlagen freigibt. Von der Brücke am Schlengendeich sieht man auf der rechten Seite die imposante alte Schleuse und die Kuppel des alten Wasserturms. Der schöne alte Backsteinbau, der neben dem Krankenhaus Groß Sand liegt, entstand 1911 zusammen mit einem Wasserwerk, um die wachsende Zahl der Elbinselbewohner mit sauberem Wasser zu versorgen.
Weiter geht es auf dem Rad- und Spazierweg direkt am Wasser und dem Gelände des Dockville-Festivals entlang. Nach etwa 300 Metern knickt der Weg rechts ab und führt auf den Reiherstieg-Hauptdeich. Diesem bis zur großen Kreuzung an der Neuhöfer Straße folgen. Hier geht es links über die Brücke. Wer mag, macht zuvor einen Abstecher nach rechts: Dort liegt etwa 300 Meter weiter an der Neuhöfer Straße der Energiebunker, ein etwa 30 Meter hohes, zum Kraftwerk umgebautes Weltkriegsrelikt mit schöner Aussichtsterrasse.
Von Wilhelmsburg nach Moorburg
Zurück auf der Neuhöfer Straße geht es über die Brücke und den Neuhöfer Damm links in Richtung Süden. Riesige Silos säumen die Straße, die an Wochenenden leer und gut zu befahren ist. Nach einem guten Kilometer folgt die nächste Brücke - die moderne Rethe-Klappbrücke. Die folgenden Kilometer führen durch ein fast menschenleeres Gebiet, große Gleisanlagen und vorbeifahrende Güterzüge lassen erahnen, wie die Ware von den Schiffen weitertransportiert wird.
Die Kattwykbrücke ist die Verbindung über die Süderelbe nach Moorburg und Altenwerder. Wer Glück hat, kann die Hebebrücke bei grünem Licht ohne Stopp überqueren. Steht die Ampel auf Rot, kann es bis zu 20 Minuten dauern, bis die Brücke wieder befahrbar ist. Aber langweilig wird es einem dabei nicht, denn sowohl der Schiffsverkehr als auch der Blick auf die umliegenden Hafenanlagen sind interessant. Achtung: Ab Mitte Juli wird die Brücke wegen Sanierungsarbeiten gesperrt.
Von Moorburg nach Altenwerder
Auf der anderen Elbseite angekommen lohnt sich ein Abstecher nach Moorburg. Das idyllische Dorf mit Fachwerkhäusern, hübschen Gärten und der alten Kirche lässt vergessen, dass man sich in direkter Hafennähe befindet. Allerdings trügt die Idylle, denn Moorburg ist sogenanntes Hafenerweiterungsgebiet und muss vermutlich für den Ausbau der Containerterminals weichen. Bis 2035 gilt allerdings Bestandsschutz.
Dieses Schicksal hat das ehemalige Fischerdorf Altenwerder bereits hinter sich. Die Bewohner wurden umgesiedelt, seit 1998 wohnt hier niemand mehr. Wo früher das Dorf stand, arbeitet heute ein riesiges Containerterminal. Vom Neuen Altenwerder Außendeich ist es gut zu sehen. Der schöne Radweg mit üppigem Grünstreifen beginnt an der Kattwykbrücke und führt direkt an der Südseite des Areals vorbei. Am Ende geht es rechts kurz vor der Autobahn 7 auf einen Feldweg. An dessen Ende liegt das einzige, was von Altenwerder geblieben ist: die St. Gertrud-Kirche mit Friedhof.
Von Altenwerder nach Finkenwerder
Von der Kirche geht es vorbei am Terminal über den Altenwerder Querweg und Am Altenwerder Kirchtal Richtung Norden zum Altenwerder Hauptdeich. Hier links abbiegen und unter der Autobahn hindurch auf die Finkenwerder Straße fahren. Sie führt vorbei an riesigen Lagerhallen auf den Aue-Hauptdeich bis nach Finkenwerder. Am Ortseingang bieten sich zwei verschiedene Routen an: Entweder über die Straße Auedeich durch den Ort hindurch oder weiter direkt am Wasser entlang.
Beide Wege führen zum Fähranleger Finkenwerder. Von dort verkehrt die Linie 62 im Viertelstundentakt zu den Landungsbrücken. Es empfiehlt sich, einen Platz auf dem Oberdeck zu suchen und den Blick auf den Elbstrand, die Werftanlagen und die neuen Gebäude an der Großen Elbstraße zu genießen. Zum Abschluss der Hafentour zeigt Hamburg noch einmal eines seiner schönsten Panoramen: die Landungsbrücken und den Michel.