Energiebunker Wilhelmsburg: Mahnmal und Öko-Kraftwerk
Von der Weltkriegsruine zum Energieproduzenten: Ein ehemaliger Bunker erzeugt in Hamburg-Wilhelmsburg Öko-Strom und Wärme. Vom Dach des riesigen Betonbaus bietet sich ein toller Blick auf den Hafen.
Rund 30 Meter ist der ehemalige Weltkriegsbunker an der Neuhöfer Straße hoch und eines der auffälligsten Bauten Wilhelmsburgs. Über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren durfte niemand den gewaltige Betonklotz mit seinem bis zu drei Meter dicken Wänden betreten - der Bunker war einsturzgefährdet. In den 2010er-Jahren wurde er saniert und umgebaut. Seither ist er ein Öko-Kraftwerk und versorgt rund 1.700 Haushalte mit Wärme und weitere 1.500 Haushalte mit Strom.
Tolle Aussicht vom Bunkerdach
Zugleich entwickelte sich der sanierte Bunker zu einer interessanten Sehenswürdigkeit: Auf seinem Dach befindet sich ein Café mit einer Aussichtsterrasse. Von dort bietet sich ein eindrucksvoller Blick über Wilhelmsburg und den Hamburger Hafen. Auch das Innere des Bunkers ist zu besichtigen: Führungen bieten die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg (Anmeldung erbeten) und der städtische Energieversorger Hamburg Energie (Sa und So jeweils 14, 15 und 16 Uhr) regelmäßig an.
Von den Nazis erbaut, von den Briten gesprengt
Erbaut wurde der Bunker durch die Nazis 1943 während des Zweiten Weltkriegs. Es handelt sich um einen sogenannten Flakbunker mit den charakteristischen vier Türmen an den Gebäudeecken, auf denen Flugabwehrgeschütze montiert wurden. Im Inneren waren Schutzräume untergebracht: Während der Bombenangriffe auf Hamburg flohen bis zu 30.000 Menschen in das Innere. Zugleich schossen Soldaten der Wehrmacht von den Türmen aus mit Flugabwehrkanonen auf die alliierten Flieger.
Nach dem Krieg versuchten die Briten, den Bunker 1947 durch eine gezielte Sprengung zu zerstören. Sechs der ursprünglich acht Etagen stürzten ein, nur die äußere Hülle blieb stehen. Jahrzehntelang blieb der Bunker gesperrt und als Mahnmal gegen den Krieg erhalten.
Umbau zum Energiebunker
2013 rückte die Internationale Bauausstellung die Kriegsruine in den Mittelpunkt eines ihrer spektakulärsten Umbauprojekte: In das entkernte Innere wurde ein riesiger Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 2.000 Kubikmetern Wasser eingebaut - das sind zwei Millionen Liter. Die dort gespeicherte Wärme stammt zu einem großen Teil aus der Abwärme eines benachbarten Industriebetriebs. Weitere Wärme erzeugen unter anderem ein Biogas-Blockheizkraftwerk sowie eine solarthermische Anlage auf dem Bunkerdach. Eine Photovoltaikanlage produziert Strom - der einstige Flakbunker wurde zum "Energiebunker".
Mehr über die Geschichte des Bunkers und seinen Umbau ist in einer Ausstellung zu erfahren, die sich über das ganze Gebäude verteilt. Auf insgesamt 20 Würfeln im und am Gebäude finden sich detaillierte Informationen. Über QR-Codes auf den Würfeln kann man per Smartphone weiterführende Audio- und Filmbeiträge, etwa mit Erinnerungen von Zeitzeugen, abrufen.