Schloss Gottorf: Zwei Museen und ein Barockgarten
Schloss Gottorf steht in Schleswig und beherbergt zwei Museen. Sie zeigen Bilder großer Expressionisten, Moorleichen und das Nydamboot aus dem 4. Jahrhundert. Zur Anlage gehört auch ein schöner Park.
Ein weißes Schloss auf einer Insel im See: Idyllisch liegt Schloss Gottorf am Rand der Stadt Schleswig an der Schlei. Schon im 12. Jahrhundert stand dort eine Burg der Bischöfe von Schleswig, später gehörte der Landstrich zum Machtbereich des dänischen Königshauses. 1492 zerstörte ein Feuer weite Teile der Residenz von Herzog Friedrich I., der sie jedoch wenig später wieder aufbauen ließ. Heute beherbergt das Schloss zwei Museen: das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte sowie das Archäologische Landesmuseum.
Zwei Landesmuseen unter einem Dach
Der Rundgang durch die Dauerausstellung zur Kunst- und Kulturgeschichte beginnt in der Gotischen Halle, einem der ältesten Teile des Schlosses. Dort sind mittelalterliche Altäre und religiöse Skulpturen zu sehen. Im Westflügel aus der Mitte des 16. Jahrhunderts treffen Besucher auf zahlreiche Gemälde niederländischer Meister der Renaissance sowie Werke von Lucas Cranach dem Älteren. In der Geistlichen Schatzkammer gehört eine Gutenberg-Bibel, die zwischen 1452 und 1455 entstanden ist, zu den herausragenden Stücken.
Kunstgenuss von Barock bis Gegenwart
Im 17. Jahrhundert zählte Gottorf unter Herzog Friedrich III. zu den wichtigsten Kulturzentren Europas. Zahlreiche Gemälde, aber auch Möbel und Kunsthandwerk stammen aus der Barockzeit. Über Rokoko, Biedermeier und Jugendstil reicht die Bandbreite der im Museum ausgestellten Kunst bis zum modernen Kunsthandwerk der Gegenwart.
Werke großer deutscher Expressionisten
Die Galerie der Klassischen Moderne wurde in ein Nebengebäude auf der Schlossinsel ausgelagert. Sie zeigt überwiegend Werke deutscher Expressionisten, unter anderem der Norddeutschen Emil Nolde, Christian Rohlfs und Ernst Barlach aus der Zeit um 1920. Wichtiger Bestandteil der Galerie ist die Sammlung Rolf Horn. An die Galerie der Klassischen Moderne schließt sich die Norddeutsche Galerie mit rund 150 Werken norddeutscher Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts an.
Holzboot der Germanen im Archäologischen Museum
Zu den spektakulärsten Ausstellungsstücken des Archäologischen Landesmuseums gehört das Nydamboot aus dem 4. Jahrhundert. Das offene Holzboot lag rund 1.500 Jahre im Nydam-Moor bei Sønderborg in Süddänemark, bevor es der dänische Archäologe Conrad Engelhardt 1863 entdeckte. Das Museum zeigt das konservierte, fast 23 Meter lange Boot in einem eigenen Gebäude gemeinsam mit anderen Gegenständen aus der Zeit der Germanen.
Von Neandertalern bis ins Mittelalter
Die Ausstellung geht aber noch deutlich weiter zurück in die Geschichte des Landes. Sie präsentiert 120.000 Jahre alte Faustkeile der Neandertaler, Jagdszenen aus der Steinzeit vor 11.000 Jahren sowie Exponate der Bronze- und Eisenzeit. Dazu gehören bis zu 2.500 Jahre alte Moorleichen aus Windeby, Rendswühren und Damendorf. Einen Schwerpunkt setzt das Museum beim Thema Mittelalter. In den vier Bereichen Dorf, Burg, Kirche und Stadt zeigt die Schau die unterschiedlichen Lebenswelten der damaligen Gesellschaft.
Reise mit der "Zeitmaschine"
Auch von zu Hause aus können Interessierte in die Vergangenheit eintauchen und mehr über die Ausstellungsstücke erfahren - mit einer digitalen "Zeitmaschine": Insgesamt sechs 360-Grad-Panoramen geben lebendige Einblicke in Zeitepochen von der Antike bis zur Gegenwart und bedienen sich dabei moderner Computergrafik und Sounds. Das Programm nimmt die Nutzer mit an Bord des Nydamboots, zur Ausgrabung der Moorleichen oder auch ins 16. Jahrhundert in die Schlossküche, wo ein Bankett für 400 Menschen vorbereitet wird. Die "Zeitmaschine" ist kostenlos.
Neben der "Zeitmaschine" und den Dauerausstellungen bieten die Landesmuseen regelmäßig aktuellen Sonderschauen, Vorträgen und Sonderführungen.
Barockgarten mit Globushaus
Zur Anlage gehört auch ein Barockgarten, der zwischen 1637 und 1694 nach italienischem Vorbild angelegt wurde. Das Gelände umfasst den Herkulesteich im Süden, prächtige Freitreppen sowie das moderne Globushaus. Ein Gartenpfad führt Besucher durch den weitläufigen Park und erläutert an elf Stationen zahlreiche Fakten zur Geschichte.
Das erste Planetarium der Geschichte
Besonderheit im Globushaus ist der originalgetreue Nachbau des Gottorfer Riesenglobus. Er hat einen Durchmesser von drei Metern, ist begehbar und zeigt außen die im 17. Jahrhundert bekannte Erde, im Inneren den Sternenhimmel. Er gilt als das erste Planetarium der Geschichte. Besucher können in der Kugel Platz nehmen und eine achtminütige Fahrt um die Erde machen oder mit einer VR-Brille in die Geschichte des Globus eintauchen.
In Zukunft sollen Schloss Gottorf und seine Museen größer und moderner werden. Ein "Masterplan" sieht eine Neugestaltung der Ausstellungsräume und der Außenanlagen bis Ende 2027 vor. Entstehen soll unter anderem ein neuer, gläserner Eingangsbereich. Wann die Umbauarbeiten genau starten, steht noch nicht fest.
Die Museumsinsel Schloss Gottorf ist Kulturpartner von NDR Kultur.