Helmstedt: Sehenswürdigkeiten in der ehemaligen Grenzstadt
Helmstedt liegt im Osten Niedersachsens an der einstigen innerdeutschen Grenze. Ein Museum und eine Gedenkstätte erinnern daran. Fachwerkhäuser, die ehemalige Universität und Wallanlagen prägen die Altstadt.
Besonders farbenfroh zeigt sich die Altstadt - rund um den Marktplatz stehen viele schön restaurierte Fachwerkhäuser mit teils üppigen farbigen Dekorationen. Im Mittelalter war Helmstedt von einer Stadtmauer mit vier Tortürmen umgeben. Teile davon sind noch immer zu sehen, außerdem führt ein begrünter Wall um die Altstadt, der sich gut für einen Spaziergang eignet.
Von den vier Türmen ist nur noch einer erhalten, der 36 Meter hohe Hausmannsturm, das Wahrzeichen der Stadt. Er liegt am Ende der Neumärker Straße und ist das älteste erhaltene Stadttor im Braunschweiger Land. Einst wohnte dort ein Turmwächter, der die Bürger mit einem Signalhorn über die Zeit oder drohende Gefahren informierte. Diese Tradition wird noch heute gepflegt - von April bis Oktober ist der Bläser jeden Sonnabend um 12 Uhr zu hören.
Helmstedt: Von der Hansestadt zum Kurbad
Helmstedt wird 952 erstmals urkundlich erwähnt - als Siedlung in der Nähe des Benediktinerklosters St. Ludgeri, das heute im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann. 1247 erhält Helmstedt die Stadtrechte. Verkehrsgünstig zwischen den Handelsstraßen Lüneburg-Halberstadt und Braunschweig-Magdeburg gelegen, entwickelt sich die Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum, von 1426 bis 1518 gehört sie sogar zur Hanse - wenn auch als kleinstes Mitglied. Im 18. Jahrhundert machen die Heil- und Trinkquellen außerhalb der Stadt Helmstedt zu einem beliebten Kurbad. Heute erinnert ein Kur-Rundweg durch das hübsche Brunnental an diese Zeit.
Juleum: Früher Universität, heute Kulturzentrum
Das bekannteste und für viele auch schönste Gebäude der Stadt ist die ehemalige Universität - das Juleum. Als Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel die Academia Julia 1576 gründete, war sie eine der ersten protestantischen Universitäten Norddeutschlands und dominierte bald das Leben in der Stadt. Die namhaften Professoren, darunter Giordano Bruno und Hermann Conring, trugen maßgeblich zu ihrem Ruhm bei. Sie wohnten in großen Häusern, die auch Vorlesesäle und Bibliotheken beherbergten.
Fast 250 Jahre zog die Universität Studenten an, bis 1810 per Dekret ihre Auflösung beschlossen wurde, weil andere Standorte bedeutender waren. Heute ist das schlossartige Gebäude ein Kulturzentrum, in dem regelmäßig Konzerte und Vorlesungen stattfinden. Die Bibliothek im Obergeschoss beherbergt etwa 30.000 Titel aus alten Universitätsbeständen. Im Kellergewölbe befindet sich das Kreis- und Universitätsmuseum.
Wer Helmstedt nicht nur auf eigene Faust erkunden möchte, sondern sich für Details der Geschichte interessiert, kann sich einer der zahlreichen Führungen und Wanderungen anschließen, die die Stadt anbietet. Die Themen sind vielfältig - es geht etwa um die historische Stadtbefestigung, die Professorenhäuser, jüdisches Leben oder den einstigen Braunkohleabbau in der Region.
Zonengrenze: Museum und Gedenkstätte erinnern an deutsche Teilung
Durch die deutsche Teilung wurde Helmstedt nach dem Zweiten Weltkrieg zur Grenzstadt. Bis 1990 befand sich dort mit Helmstedt/Marienborn einer der wichtigsten Grenzübergänge an der Transitstrecke nach West-Berlin. Das Zonengrenz-Museum dokumentiert diese Zeit - mit Originalobjekten wie Warnschildern und Selbstschussanlagen, Fotografien und Texten. Der Eintritt ist frei.
Einen Eindruck von den ehemaligen Grenzanlagen auf DDR-Seite können sich Besucher auch direkt vor Ort verschaffen - in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Auf dem weitläufigen Gelände können sie ehemalige Einrichtungen wie die Passkontrollstation, die Kontrollgarage und den Kommandoturm besichtigen. Eine Dauerausstellung erläutert die historischen Zusammenhänge und dokumentiert den Ausbau der Grenzanlagen. Der Verein Grenzenlos bietet ergänzend Rundfahrten entlang des ehemaligen Grenzstreifens an.
Lappwaldsee: Ein künstlicher See entsteht
Im Süden Helmstedts entsteht seit mittlerweile fast zwei Jahrzehnten der Lappwaldsee. Dabei handelt es sich um das geflutete Gelände eines früheren Tagebaus, das sich nach und nach mit immer mehr Wasser füllt. Der riesige Freizeitsee soll mit vielen Wassersportmöglichkeiten zum touristischen Anziehungspunkt der Region werden. Bis es so weit ist, könnten aber noch zehn Jahre vergehen.
Ausflüge in die Natur und Radtouren
Helmstedt ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen oder Radtouren, etwa im nahegelegenen Naturpark Elm-Lappwald. Die etwa 450 Kilometer lange "Rundtour Braunschweiger Land" führt zu alten Städten und modernen Museen zwischen Heide und Harz. Auch der Aller-Radweg macht Station in Helmstedt. Auf dem St. Annenberg westlich der Stadt befinden sich die sogenannten Lübbensteine. Die beeindruckenden Großsteingräber sind mehr als 3.000 Jahre alt.