Wie ein Solarpark die örtliche Kita finanziert
Die Klimaschutz-Ziele der Bundesregierung sehen vor, das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien bis 2030 mindestens zu verdreifachen. Ohne die sogenannte Freiflächen-Photovoltaik wird das kaum zu schaffen sein. An vielen Autobahn-Abschnitten entstehen deshalb gerade große Solarparks. Ein Beispiel aus dem Norden.
Stolpe im Kreis Plön, ein Dorf mit etwa 1.300 Einwohnern. Es gibt einen See, eine Kita, eine Freiwillige Feuerwehr - und eine laute Autobahn, die direkt am Ort vorbeiführt. Entlang der A21 steht seit vergangenem Jahr ein Solarpark, am Ortsrand reiht sich Modul an Modul. Die Größe entspricht etwa 25 Fußballfeldern. Eine treibende Kraft hinter dem Projekt ist der ehrenamtliche Bürgermeister Holger Bajorat. Er erzählt, dass die Energiewende im Dorf vor zwölf Jahren begonnen hat - mit einer Solaranlage auf dem Gemeinschaftshaus. Den Strom konnte die Gemeinde ins öffentliche Netz einspeisen - dafür gab es eine hohe garantierte Vergütung.
Windräder waren nicht möglich
Bajorat und der Gemeinderat wollten mehr. Doch Pläne für Windräder scheiterten an Greifvögeln und der Landesregierung von Schleswig-Holstein, die andere Flächen für Windkraft bevorzugte. Was blieb, war die Nähe zur A21. Weil Flächen neben Autobahnen ohnehin als ökologisch belastet gelten, wird der Bau von Solarparks dort rechtlich erleichtert. "Wir haben als Autobahn-Gemeinde überlegt, ob wir aus unserer Lage an der Autobahn etwas machen können", sagt Bajorat. "Und wir haben erkannt, dass wir mit Stromerzeugung an der A21 Einnahmen generieren könnten." So entstand im Jahr 2018 die Idee mit dem Solarpark an der Autobahn, seit 2022 ist er am Netz.
Solarstrom lässt sich gewinnbringend verkaufen
Insgesamt kommt laut Schätzungen noch ein Großteil des deutschen Solarstroms von Dächern. Aber auch bei der Freiflächen-Photovoltaik gibt es mittlerweile einen Boom. Die Kosten sind stark gesunken: auf etwa drei bis fünf Cent pro Kilowattstunde. Der Marktwert an der Strombörse schwankt, doch zuletzt ließ sich der Solarstrom dort oft für das Dreifache oder mehr verkaufen. Immer mehr Unternehmen kaufen den Strom auch direkt bei Solarpark-Betreibern. Dadurch können Betreiber ihre Einnahmen besser planen.
Längst sind auch die großen Energiekonzerne ins Geschäft eingestiegen, bauen gigantische Anlagen auf ehemaligen Tagebau-Flächen, auf Seen, an Autobahnen und Bahngleisen.
Stolpe: Höhere Einnahmen durch Gewerbesteuer
Verglichen mit den Riesen-Projekten der Konzerne ist der Solarpark bei Stolpe ziemlich klein. Lukrativ ist er trotzdem. Mit den Einnahmen aus der Gewerbesteuer will die Gemeinde die vielen Angebote im Ort - von der Kita bis zur Außenstelle der Grundschule - weiter finanzieren. "Wir sind bisher keine Gemeinde, die einen sehr großen Gewerbesteuer-Zahler in seinen Reihen hat. Wir sind keine Gemeinde, die üppig auf Rosen gebettet ist, was die finanzielle Kraft anbelangt", sagt der Bürgermeister. Für den Solarpark-Bau hatte die Gemeinde einen Investor gesucht, eine Firma aus Schleswig-Holstein hat den Park schließlich errichtet. "Wir gehen davon aus, dass wir zwischen 30.000 und 50.000 Euro Gewerbesteuer aus dem jetzt entstandenen Solarpark erzielen können", so Bajorat.
Nun kommt noch ein Bürger-Solarpark
Mit dem Investor war von Anfang an vereinbart, dass auch ein Bürger-Solarpark entstehen soll. Die Gemeinde Stolpe wird sich direkt an dem Park beteiligen. Auch Einwohner bekommen dazu die Möglichkeit. Die Vorbereitungen ziehen sich allerdings schon länger hin als geplant: Steuerrechtliche Fragen sind zu klären, es braucht einen Anleger-Prospekt und vieles mehr. "Das Ganze ist schon sehr aufwendig, gewisse Formalien sind einzuhalten. Das kostet auch Geld", schildert Holger Bajorat. "Deshalb scheuen sich ja viele Investoren, so etwas überhaupt anzuschieben. Weil sie da keine Lust drauf haben, so ein umfangreiches Prozedere anzugehen."
Mittlerweile ist das Projekt aber auf der Zielgeraden. Der Bürgermeister von Stolpe hofft, dass es mit dem Bürger-Solarpark im kommenden Sommer endlich losgeht.